Roboter operiert am Klinikum Forchheim

3.8.2018, 06:00 Uhr
Roboter operiert am Klinikum Forchheim

© Foto: Klinikum Forchheim

Nein, Mako ist keiner dieser Roboter mit niedlichen Glupschaugen, die gerade auf dem Vormarsch sind. Mako ist eine schnöde Kiste auf vier Rollen, an deren oberen Ende ein in alle Richtungen schwenkbarer Arm montiert ist. Niedlichkeitsfaktor gleich null.

Und vielleicht ist Uwe Lehmann, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Forchheim, gerade deswegen so begeistert von seinem neuen Mitarbeiter. Denn der Eindruck, Mako könne einen Menschen, einen geübten Mediziner, ersetzen, soll gar nicht erst entstehen. "Mako soll erfahrene Operateure unterstützen", fasst Lehmann die Aufgaben des Roboters zusammen.

"Mako agiert auf 0,1 Millimeter genau, das schafft ein Arzt händisch niemals", lobt Jürgen Waibel die hohe Präzision seines "Kollegen". Der Mediziner vom Medikon-Zentrum für Orthopädie und Chirurgie ist einer der Ärzte, die regelmäßig Kniegelenke mit Mako einsetzen. Dazu führt er den Arm des Roboters, an dem verschiedene Werkzeuge befestigt werden können. Mako arbeitet nicht selbstständig oder gar vollautomatisch, die Ärzte behalten stets die Kontrolle.

Die Erfahrung und das geschulte Auge des Operateurs werden so mit der hohen Präzision des Roboters kombiniert. Im Klinikum sprechen sie daher auch etwas sperrig von "roboterarm-assistierter orthopädischer Chirurgie".

Genaue Vermessung

Bis Mako allerdings tatsächlich sägt und fräst, dauert es eine Weile. Die Lage des Knies und die anatomischen Besonderheiten werden vor der Operation mit Hilfe eines Computertomographen dreidimensional vermessen. Zudem werden 40 Referenzpunkte festgelegt, die zur Orientierung während der Operation dienen. Sie definieren, wo altes Knochenmaterial entfernt werden muss, damit die neue Prothese optimal sitzt.

"Das ist wie die Einflugschneise für einen Piloten", schwärmt Waibel, "sobald ich den Roboterarm aus dieser Schneise hinaus bewege, stoppt die Säge automatisch." Die Gefahr, Bänder oder Nerven zu schädigen, werde deutlich verringert.

Überhaupt die Bänder: Sie sorgen dafür, dass ein Knie gestreckt und gebeugt werden kann, und sind neben dem Gelenk die zweite entscheidende Komponente eines solchen Eingriffs. Beim Mako-Verfahren könne noch im Operationssaal die Lage der Prothese virtuell so lange verändert werden, bis die Spannung der Bänder optimal sei. Erst dann werde mit der Operation begonnen. "Das ist ein einmaliges Verfahren", meint Waibel.

Das allerdings seinen Preis hat. 1,5 Millionen Euro kostet das System eines US-Herstellers, das vor einem halben Jahr auf Leasing-Basis angeschafft wurde. Die Operation dauert etwa 20 Minuten länger als das konventionelle Verfahren, zudem muss immer ein Medizinprodukte-Spezialist des Herstellers dabei sein.

All das treibt die Kosten für eine Mako-Operation in die Höhe, doch die gesetzlichen Krankenkassen vergüten nur den Satz, den sie auch für einem normalen Eingriff zahlen. "Wir hoffen, dass die Kassen in etwa zwei Jahren die hohe Qualität dieses Verfahrens auch honorieren werden", erklärt Klinikdirektor Sven Oelkers.

Sorgen, dass Mako ein ähnliches Schicksal wie dem "Robodoc" widerfahren könnte, hat man in Forchheim nicht. Mitte der 90er-Jahre hatte dieser Operations-Roboter in rund 100 deutschen Kliniken Hüftgelenke eingesetzt. Viele Patienten klagten anschließend über Schmerzen, einige blieben dauerhaft behindert. Es kam damals zu zahlreichen Kunstfehlerprozessen.

"Die hohe Qualität des Verfahrens ist durch zahlreiche Studien belegt", gibt sich Oelkers sicher. In internationalen Publikationen, berichtet Lehmann, sei beispielsweise dokumentiert, dass die Zahl der Nachoperationen beim Mako-Verfahren fast um den Faktor vier niedriger ausfalle als bei konventionellen Eingriffen.

Hohe Zufriedenheit

Von den 31 Patienten, die bislang in Forchheim operiert wurden, nahmen 25 an einer Studie teil, in der ihr Befinden mit 25 anderen Patienten verglichen wurde, die auf konventionelle Art eine Knieprothese erhalten hatten. Die Zufriedenheit mit dem Ergebnis der OP sei in beiden Gruppen etwa gleich groß gewesen, erläutert Lehmann. Aber die Beweglichkeit und die Zufriedenheit mit der Lebenssituation nach der Operation sei bei den mit Makos Hilfe operierten Patienten deutlich höher gewesen.

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