Rückblick 2018: Kinderbetreuung im Kreis Forchheim auf Prüfstand

28.12.2018, 17:10 Uhr
Zwei Häuser, eine Einrichtung: Blick vom neuen Gruppenraum des Gerhardinger Kinderhauses auf das Hauptgebäude.

© Fotos: Ralf Rödel Zwei Häuser, eine Einrichtung: Blick vom neuen Gruppenraum des Gerhardinger Kinderhauses auf das Hauptgebäude.

In Kinderkrippen und -gärten denkt man in anderen Zeithorizonten – nicht in Jahren, in Generationen. Zwei Jahre, das ist eine Krippengeneration. Nach drei Jahren wechselt eine Generation im Kindergarten. Weiß man das, ahnt man auch, was es bedeutet, wenn die Planung einer neuen Kindertagesstätte die kommunalen Gremien durchläuft – nämlich dass die heutige Kleinkindgeneration mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr dort spielen wird.

NN-Redakteurin Jana Schneeberg wünscht sich mehr Vorausschau.

NN-Redakteurin Jana Schneeberg wünscht sich mehr Vorausschau. © Fotos: Ralf Rödel

Beispiel Carl-Zeitler-Kindergarten in Forchheim-Nord. Im Juli 2017 hatten die Stadträte den Anbau einer Krippe mit zwei Gruppen beschlossen. Im Februar 2018 musste umgeplant werden. Weil es auch mehr Bedarf an Kindergartenplätzen gibt, wurde der Neubau der ganzen Kita beschlossen — mit drei Kindergarten- und zwei Krippengruppen. Im November diesen Jahres musste schließlich noch einmal umgeplant werden, weil es neue Förderrichtlinien gab. 2019 sollen sich die Planungen nun konkretisieren, 2020 soll der Bau beginnen. Es dauert also noch, bis die ersten Kinder in der neuen Einrichtung ihren Tag verbringen.

32 Prozent besuchen Krippe

Doch — und das ist das Problem — an Kita-Plätzen fehlt es bereits heute, vor allem bei den Jüngsten. 50 Prozent der Ein- bis Dreijährigen im Landkreis sollten nach Wunsch ihrer Eltern eine Krippe besuchen, so ergab es eine Umfrage des Landratsamtes Anfang des Jahres. 32 Prozent tun dies tatsächlich. Damit ergibt sich laut Jugendhilfeplaner Martin Hempfling ein Defizit von rund 400 Plätzen. Bei den Kindergartenkindern ist es nicht ganz so gravierend: Die Betreuungsquote liegt bereits bei 96 Prozent.

Trotzdem reichen auch hier mancherorts die Plätze nicht aus. So auch in Forchheim selbst. Die Jugendhilfeplanung hat der Stadt einen dauerhaften Bedarf von 65 Plätzen im Kindergarten und 84 Plätzen in Krippen ausgerechnet — zusätzlich zu den bereits existierenden. Da reicht es nicht aus, Provisorien zu schaffen oder die bestehenden Einrichtungen für eine gewisse Zeit "überzubelegen". Die Stadt und so manch andere Gemeinde drumherum müssen reagieren.

25 neue Kindergartenplätze

Im Gerhardinger Kinderhaus beispielsweise werden nun kurzerhand 25 neue Kindergartenplätze geschaffen — im Waisenhaus nebenan, wo der Kindergarten sowieso schon Zusatzräume hat. Kita-Leiterin Monika Kaiser lobt die Verantwortlichen in Stadtverwaltung und Landratsamt für ihre Kooperation. Denn so eine Erweiterung braucht ein Konzept. Das erstellt sie gerne, auch weil sie die Not der Eltern bei ihren Fragen nach freien Kita-Plätzen durch das Telefon spüren kann.

Sie brauche dafür aber Entgegenkommen und ein Stück weit freie Hand. "Eigentlich war eine eigene Gruppe im Waisenhaus geplant", sagt Monika Kaiser. Doch das würde die Kinder separieren. Ihr Ziel: Die Dependance durch pädagogische Angebote so attraktiv zu machen, dass die Kinder freiwillig und gerne dort sind.

Kurzfristig neue Plätze zu schaffen, das ist eher die Ausnahme denn die Regel. Schon rein baulich hat die Stadt beim Gerhardinger Kinderhaus Glück. Im Nebengebäude gibt es neben dem Gruppenraum bereits eine Teeküche, Toiletten und Waschmöglichkeiten. In vielen anderen Einrichtungen ist so etwas nicht möglich.

"Noch nicht richtig in die Gänge gekommen"

Deshalb ist vor allem eines nötig: Eine gute und vorausschauende Planung. Dafür sind auch die Kommunen zuständig, aber nicht nur. "Zwei Drittel der Kita-Plätze in der Stadt Forchheim sind in der Hand von freien Trägern", sagt Gabriele Obenauf, Leiterin des Amtes für Jugend, Bildung, Sport und Soziales bei der Stadt Forchheim. Sie blickt dabei auch in den Stadt- Westen, wo der Notstand, vor allem an Krippenplätzen bereits erkannt sei, das "Verfahren aber noch nicht richtig in die Gänge gekommen ist".

Doch, ist der Bedarf wirklich so kurzfristig entstanden? Hat man den Mangel an Kita-Plätzen nicht vor einigen Jahren absehen können? "Nur bedingt", sagt Gabriele Obenauf. Es hätten einfach zu viele Faktoren hineingespielt: die Steigerung der Geburtenrate, der Zuzug, die Migration und der Wandel in der Berufstätigkeit von Frauen. Allenfalls hätte man bei Neubauprojekten etwas über den Bedarf planen können, der zu diesem Zeitpunkt errechnet worden sei. Wäre das nicht die Lösung, um künftigen Mangel zu vermeiden? Zumindest sollte man darüber nachdenken.

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