Rundgang: So schaut es auf der Rathaus-Baustelle Forchheim aus

9.12.2020, 15:32 Uhr
Rundgang: So schaut es auf der Rathaus-Baustelle Forchheim aus

© Foto: Pauline Lindner

Durch das übliche Baustellengewusel – es sind derzeit um die 25 Personen zugange – lotst der Regensburger Architekt die Besucher. Ausgerüstet mit Baustellenhelmen und Warnwesten. "Wir müssen noch einen Hub abwarten", stoppt er sie, bevor das Erdgeschoss betreten werden darf. Denn die Zimmerer hieven per Kran gerade Balken auf Dachhöhe.

Im alten Foyer sind die Bauspuren der 60er Jahre weitgehend beseitigt. Die Bögen, die den Eingangsbereich mit den Rathaushallen, künftig: Markthalle, verbinden, zeichnen sich schon ab. Ist die Kunststeintreppe abgebaut, ergibt sich ein zweigeschossiger Raum mit Galerie und Durchblick in die Halle, der zum künftigen Treppenhaus mit Aufzug zwischen den Gebäudetrakten führt.

Fenster mit Blick in die Geschichte

Ein Kabelberg in allen Farben in der Hallenecke zeigt, dass über die Jahrzehnte immer wieder an der Elektrik gebaut wurde. Die Trassen der Versorgungsleitungen, so Fabi, bestimmen letztlich auch, wie groß der begehbare Glasboden in der künftigen Markthalle mit Blick auf die archäologischen Funde sein kann. Da die Toilettenanlagen trotz der mittelalterlichen Mauerreste im Untergeschoss untergebracht werden sollen, wird ein großes Glasfenster auch von hier aus den Blick in die Geschichte erlauben.

Beim Gang ins erste Geschoss kommt man unweigerlich an den Balkenenden vorbei, die in der Vergangenheit einfach abgesägt wurden, um Platz für das Treppenhaus zu schaffen. Geht man davon aus, dass die Balken in einem Fachwerkbau wie ein geschlossener Gitterkäfig die Kräfte, die auf ein Bauwerk wirken, zusammenhalten, wundert sich der Laie, dass sich die Fassade mit der Turmlast nicht schon früher geneigt hat.

"Das war doch das Dienstzimmer von Franz Stumpf", merkt einer der Besucher an. "Und hier war Dieter George untergebracht", ergänzt ein anderer, beim Betreten der wiederentdeckten Bohlenstube am westlichen Ende des Magistratsbaus. Dem seinerzeitigen Kulturreferenten hätte es sicher gefallen, hätte er gewusst, in welch historischen Wänden er untergebracht war.

Unter Schutzplatten verdeckt

Der große Rathaussaal wirkt ohne einen großen Teil seiner neogotischen Holzvertäfelung kahl. Dafür fallen umso mehr die rohen Balken ins Auge, die zu Stützzwecken während der Bauzeit eingezogen werden mussten, um die senkrechten Stützen zu sichern. Das entdeckte fränkische Parkett ist allerdings unter Schutzplatten verdeckt.

Rundgang: So schaut es auf der Rathaus-Baustelle Forchheim aus

© Foto: Pauline Lindner

Die barocke Wendeltreppe ist auch provisorisch eingehaust. Aber der Rundgang führt zuerst über die steile Treppe ins Dach, genaugenommen ins erste Dachgeschoss. Der Raum hätte sehr viel Atmosphäre, kann aber nicht genutzt werden. Dem steht der Brandschutz entgegen, erläutert Fabi, während die Gruppe den eigens mit Bohlen gesicherten Arbeitsweg benutzt. 

Man erkennt die Saaldecke von oben zwischen den Tragbalken. Durch die ornamentalen Ausschnitte, wo früher die Lampen des Saals hingen, kann man ein Stockwerk tiefer blicken. Ein weiteres Loch klafft an der Nordseite. Hier endet der Bauaufzug, als direkter Zugang für die Handwerker.

Fabi weist auf einen der rotgefärbten äußeren Fensterbalken hin. Tiefe Furchen durchziehen seine Oberfläche. Sie sollen bei der Sanierung durch Füllmasse geglättet werden, um die Verwitterung nicht fortschreiten zu lassen. Im ganzen Haus zeigen die Abbruchstellen von wohl meist Stromleitungen wie dick die Putzschichten im Laufe der Zeit geworden sind. Sie sollen, so Fabi, bis auf den historischen Kern abgetragen werden.

Rundgang: So schaut es auf der Rathaus-Baustelle Forchheim aus

© Foto: Pauline Lindner

Wieder im Freien versucht der Architekt die Wirkung des neuen Treppenhauses zu verdeutlichen. Sogar der Blick zur Kaiserpfalz soll vom ersten Stock aus frei sein. Und dann lädt er die Mutigsten ein zu einer Fahrt mit dem Bauaufzug.

Zeitplan der Arbeiten

Im September wurde die Baustelle eingerichtet, aktuell wird das Schutzdach aufgebaut, bis Januar soll das Gerüst ums ganze Gebäude stehen. Am 11. Januar beginnen die Zimmerleute mit der Dachstuhlsanierung. Sind die Dachziegel freigelegt, muss nochmals dekontaminiert werden.

Bis Ende März soll der Plan für das Sichtbarlassen der Archäologischen Funde stehen. Bis dorthin müssen alle Technikfachplanungen, insbesondere das neue Brandschutzkonzept und die Entwässerung eingearbeitet sein. Schon jetzt gibt es 100 Planzeichnungen, um die 200 werden es am Ende sein. Danach folgen die Ausschreibungen für Baumeister und Spezialtiefbau.

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