Trotz Camping-Booms

Schock für Camper: Gößweinsteiner Zeltplatz "Kormershof" muss schließen

15.8.2021, 15:18 Uhr
Zeltplatzbetreiber Hartmut Meier-Lang nennt eine Vielzahl von Gründen, die ihn zur Aufgabe zwingen. 

© for-kromershof-20210815-121322_app11_00.jpg, NN Zeltplatzbetreiber Hartmut Meier-Lang nennt eine Vielzahl von Gründen, die ihn zur Aufgabe zwingen. 

Florian Schild-Vonhausen aus Uttenreuth schlägt Alarm. In einem offenen Brief an den Gemeinderat, der unter anderem auch an das Landratsamt Forchheim, die Interessengemeinschaft (IG) Klettern und die Nordbayerischen Nachrichten ging, berichtet der passionierte Kletterer von der drohenden Schließung des Campingplatzes „Kormershof“ in Allersdorf.

Hartmut Meier-Lang, der den Zeltplatz seit 2004 betreibt, bestätigt die Schließung. Nächstes Jahr werde es definitiv keinen Zeltplatzbetrieb geben. Meier-Lang, der den Platz mit Herzblut betreibt, hofft jedoch, dass sich die Rahmenbedingungen ändern lassen und er dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder öffnen kann.

Die Hintergründe: Die Betriebsgenehmigung umfasst zehn Fahrzeuge und ebenso viele Zeltstandplätze für den Platz selbst. Wobei es mehr Zelte als Fahrzeuge sein dürfen. 13 weitere Parkplätze wurden einst im Zusammenhang mit der Nutzungsänderung des ehemaligen Schweinestalls in einen Aufenthaltsraum mit Nachtlager genehmigt. Außerdem waren Sanitärräume, die in der ehemaligen Scheune Platz fanden, Teil der Genehmigung.

Gerade so war das Ganze dann noch einigermaßen wirtschaftlich zu betreiben, weil der Zeltplatz mit vielen Stammgästen in der Saison immer komplett ausgebucht war, erklärt der Betreiber. Als Meier-Lang jedoch an Pfingsten diesen Jahres seinen Zeltplatz wieder öffnete, flog plötzlich eine Drohne über den Platz. Seitdem kreist die Drohne jeden Sonntagvormittag über den Zeltplatz.

Den Grund sollte Meier-Lang wenig später erfahren, als die erste Anhörung einer Anzeige seines Nachbarn vom Landratsamt in seinem Briefkasten lag. Seitdem hagelte es weitere Anzeigen und Bußgeldbescheide, die sich inzwischen auf 3500 Euro summieren. Sein Nachbar, der trotz mehrmaligen Versuchen telefonisch und vor Ort für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, wird als Zeuge in den Bußgeldbescheiden genannt.

Als Beweismittel wird in den Bescheiden auf Bildmaterial der Drohnenaufnahmen verwiesen: „Es befinden sich 12 Zelte auf dem Grundstück, dabei drei in Verbindung mit einem Campingbus“, heißt es in einem der Bußgeldbescheide. Das Bußgeld wird verhängt, weil ein Campingbus nicht auf dem Parkplatz stehen darf.

Meier-Lang hat inzwischen alles an seinen Anwalt übergeben, der nun auch prüft, ob der Einsatz einer Drohne datenschutzrechtlich überhaupt erlaubt ist. Die Drohne könnte zudem auch abstürzen und Menschenleben gefährden. „Der Nachbar zeigt mich bereits wegen kleinster Dinge an und das damit verbundene Ordnungsgeld macht den Zeltplatz wirtschaftlich unrentabel“, sagt Meier-Lang.

Trotz allem sei dies nicht der Hauptgrund für die Schließung. Denn in den letzten Jahren habe eine Entwicklung im Campingplatz-Tourismus stattgefunden, der der Betreiber nicht mehr Rechnung tragen kann. Früher kamen die Gäste mit dem PKW und einem Zelt, heute mit Reisemobilen. Auch das Einzugsgebiet des Tourismus in der Fränkischen Schweiz habe sich immens vergrößert, gleichzeitig seien die Auflagen, einen Campingplatz zu betreiben, enorm verschärft worden, sagt Meier-Lang.

Für seine nur zehn Standplätze könne er sich auch kein sündhaft teures Buchungssystem leisten und müsse daher die Ablehnung der vielen Buchungsanfragen ohne Chance auf Verdienst mit hohem Arbeitsaufwand machen. Bis zu 90 Prozent aller Buchungsanfragen muss er inzwischen ablehnen. Das koste wesentlich mehr Zeit, als den Zeltplatz selbst zu betreiben, und macht es daher auch unwirtschaftlich. Zweimal habe er schon versucht, baurechtlich eine Erweiterung auf 25 Zeltstellplätze zu bekommen. Zuletzt 2012. Fast ganz Allersdorf lief damals Sturm dagegen. Das Vorhaben wurde abgelehnt.

„Für den Tourismus ist es eine Katastrophe, dass der Campingplatz schließen muss, weil es ein sinnvolles Ergänzungsangebot ist“, sagt Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW), der dies „sehr bedauerlich“ findet. Allerdings sei der Marktgemeinderat dafür nicht der richtige Ansprechpartner, sondern auch das Bauamt am Landratsamt. „Grundsätzlich hätten beide Seiten Fehler gemacht“, so Zimmermann.

Jürgen Kollert von der IG Klettern bedauert die Schließung des Zeltplatzes ebenfalls, ist er doch gerade für Kletterer ein idealer Ort, um zu den Kletterfelsen ganz in der Nähe zu kommen. Er fürchtet, dass die Kletterer nach der Schließung ihre Wohnmobile wild in der Landschaft abstellen. Nachdem auch in Morschreuth der Zeltplatz geschlossen wurde, werde sich dies noch verschärfen. Kletterer Florian Schild-Vonhausen, der auf die Situation aufmerksam gemacht hat, spricht gar über eine Katastrophe für den nachhaltigen Tourismus.

„Die Touristen kommen doch nicht, weil mein Zeltplatz so einzigartig ist, sondern weil Allersdorf mit seinen guten Kletterfelsen und seiner schönen Landschaft zum Wandern und Erholen zum Touristenmagnet geworden ist. Darauf kann man doch eigentlich stolz sein“, so abschließend ein etwas trauriger Hartmut Meier-Lang.

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