Selbstversuch: Mit negativem Corona-Test zum Shoppen in Forchheim

27.4.2021, 19:52 Uhr
Vor dem Einkauf bei Peppel Schuhe und Mode wirft Junior-Chef Philipp Peppel einen Blick auf das gedruckte Testergebnis von NN-Redakteurin Jana Schneeberg. Dann muss sie sich noch per Luca-App einloggen oder die Kontaktdaten hinterlassen.  

© Berny Meyer, NN Vor dem Einkauf bei Peppel Schuhe und Mode wirft Junior-Chef Philipp Peppel einen Blick auf das gedruckte Testergebnis von NN-Redakteurin Jana Schneeberg. Dann muss sie sich noch per Luca-App einloggen oder die Kontaktdaten hinterlassen.  

Seit Samstag gilt, festgelegt in der bundesweiten Notbremse: Bei Inzidenzen zwischen 100 und 150 geht Shopping nur mit negativem Corona-Test. Doch wie kommt Mann und Frau an diesen Test? Und welche Möglichkeiten haben sie damit? Wir haben den Schnelltest-Test gemacht.

Montagnachmittag, 14.30 Uhr, Testzentrum des ASB in der Forchheimer Ruhalmstraße. Etwa 20 Personen stehen mit Maske und in weitem Abstand zueinander in der Schlange und warten auf einen aktuellen Schnelltest. Ein junger Mitarbeiter des ASB läuft die Reihe ab und klärt, ob die Wartenden bereits einen QR-Code haben.

Der ist nötig, um das Anmeldeprozedere zu beschleunigen, um das Testergebnis später per SMS und E-Mail mitgeteilt zu bekommen – und damit der ASB die Daten bei einem positiven Testergebnis an das Gesundheitsamt übermitteln kann.

Durch die Scheibe scannen

Durch ein zu beiden Seiten offenes Zelt geht es nach einiger Wartezeit zu einem Container, wo eine Mitarbeiterin des ASB den QR-Code durch die Scheibe scannt. Teil eins des Schnelltests, Datenabgleich, ist somit erledigt. Teil zwei folgt hinter einer undurchsichtigen Plexiglasscheibe am zweiten Fenster des Containers bei einer weiteren Mitarbeiterin: "Bitte die Maske unter die Nase ziehen", fordert sie auf und sagt: "Der Abstrich wird im vorderen Nasenbereich genommen, das könnte ein wenig kitzeln."

Tut es dann aber gar nicht. Erst kreist sie mit dem Wattestäbchen kurz durch das linke Nasenloch, dann durchs rechte. Keine fünf Sekunden später ist der Abstrich erledigt und die Teststation verlassen.

Nun folgt Teil drei des Prozederes: warten. 30 Minuten später piepst das Handy. "Ihr Corona Antigen-Testergebnis ist negativ! Das Ergebnis ist für 24h gültig", steht in der SMS. Parallel dazu kommt eine E-Mail an, die das Ergebnis mitsamt der persönlichen Daten bestätigt.

Testzentrum in der Alten Wache

Bilanz des Ganzen: Tut nicht weh, aber etwas Wartezeit muss man schon einplanen. "Rund 60 Personen können wir pro Stunde in einer Abstrichstraße testen", erklärt Lukas Hänsch vom ASB, der das Testzentrum in der Ruhalmstraße leitet. Wenn viel los ist, besteht die Möglichkeit, eine zweite Teststrecke zu eröffnen. Dann geht’s doppelt so schnell.

Die Schnelltests sind kostenlos. Wer kein Smartphone hat, kann sich auch mit der Krankenkarte oder mit dem Personalausweis direkt vor Ort anmelden. "Die Nachfrage ist deutlich gestiegen", sagt Lukas Hänsch. Aus diesem Grund wollen ASB und Stadt Forchheim eine weitere Teststation in der Innenstadt eröffnen. "Mitte Mai soll es los gehen", so Hänsch.

Selbstversuch: Mit negativem Corona-Test zum Shoppen in Forchheim

© Foto: Berny Meyer

Das bestätigt Petra Dietzel von der Händlerinitiative HeimForteil. Im Gespräch sei die Alte Wache am Paradeplatz. Die Öffnungszeiten sollen die Vormittagsstunden abdecken. Das ergänze sich gut mit dem Nachmittagsangebot im Testzentrum in der Ruhalmstraße. "Das ist auch dringend nötig", sagt Dietzel.

Kundenzahl deutlich zurückgegangen, schwierige Situation für den Einzelhandel

Auch Marion Amtmann, Inhaberin vom Bettenhaus Amtmann in der Hauptstraße, hofft darauf. Denn momentan sei die Situation schwierig und die Kundenzahl deutlich zurückgegangen. Eine Teststation vor Ort würde das hoffentlich wieder ändern. Zugleich aber müsste sich das neue Prozedere erst in den Köpfen der Kundinnen und Kunden festsetzen – und in ihrer Einkaufsplanung. Wenn sich künftig der negative Test für den Friseurbesuch oder die Fußpflege mit einem anschließenden Einkaufsbummel verbinden ließe, wäre das sicher eine Option. "Noch besser wäre aber, wenn die Inzidenzwerte wieder unter 100 fallen", sagt Amtmann.

Am Dienstag liegt die Inzidenz im Kreis Forchheim bei 117,9. Der negative Test vom Montagnachmittag ist nun die Eintrittskarte für einen Schuhkauf bei Peppel Schuhe und Mode im Süden der Stadt. Junior-Chef Philipp Peppel wirft einen Blick auf den ausgedruckten negativen Bescheid und erklärt das weitere Vorgehen: Entweder mit der Luca-App den am Eingangstresen hängenden QR-Code mit dem Handy einscannen oder die Kontaktdaten auf einen Zettel schreiben. Jetzt fehlt nur noch ein Bändchen mit Nummer. "Das ist aber nur für uns intern, um zu zählen, wie viele Kunden gleichzeitig im Laden sind, damit wir den Überblick nicht verlieren", erklärt Peppel.

"Rechnet sich kaum"

In diesem Moment betritt eine weitere Kundin den Laden. Sie hat an der neuen Teststation am Globus einen Test machen lassen, weil sie dringend etwas aus dem Media Markt brauchte, erzählt sie. "Wenn ich den jetzt schon mal habe, gehe ich auch noch gleich Gummistiefel kaufen." Es ist die achte Kundin, die das 1500 Quadratmeter große Geschäft an diesem Tag insgesamt besucht, erklärt Philipp Peppel. "Das drückt schon vieles aus", meint er.

Und es rechnet sich mit Blick auf die Personalkosten kaum, sagt seine Mutter und Geschäftsführerin des Familienbetriebes, Conny Peppel. "Wir hoffen aber, dass sich die Kunden daran gewöhnen", denn es werde wohl noch eine Zeit lang so bleiben müssen. "Vor allem aber hoffen wir, dass es nicht ewig so weiter geht." Denn das würde die sowieso schon existierenden Ungerechtigkeiten für die stationären Einzelhändler verschlimmern.

Und was ist, wenn jemand keinen negativen Test vorweisen kann? Dann gibt es entweder die Möglichkeit für Click & Collect oder für einen mitgebrachten Selbsttest im Vier-Augen-Prinzip. Die Krux an der Sache: "Es gab schon Kunden, die dachten, dass der dann den Eintritt in weitere Läden ermöglicht", erklärt Petra Dietzel von HeimForteil. Ein Trugschluss: Mit dem Selbsttest darf man nur in das Geschäft, vor dem man ihn gemacht hat.