Sensationeller Fund in Forchheim: Warum freut sich die Stadt nicht darüber?

12.10.2020, 10:25 Uhr
Die Rathaushalle birgt archäologische Schätze.

© Ralf Rödel Die Rathaushalle birgt archäologische Schätze.

Viel zu lange hat Forchheim ein Schattendasein zwischen den Metropolen Bamberg und Nürnberg gefristet, doch nun kann man mit den Sensationsfunden die Bamberger und Nürnberger "g‘scheid ärgern". So äußerten sich die Stadtführer, als sie im Frühjahr 2019 die Befunde der Archäologen gesehen haben.

Und sie haben Recht. Wie übrigens auch die Archäologen. Für das, was unter der Rathaushalle steckt, wirkt selbst das Wort "Sensation" noch zu klein, um auch nur annähernd zu verdeutlichen, von welchem Wert die Befunde sind. Auf die Geschichte der Stadt muss bereits schon jetzt – und längst sind die Untersuchungen noch nicht zu Ende – neu geblickt werden.

Wo heute das Rathaus steht, lebten vor über 1400 Jahren gut situierte und mit der Welt vernetzte Bürger. Europaweit äußerst seltene Funde zeigen das. Forchheim war ein wichtigeres Zentrum, als es je vermutet wurde. Längst ist nicht mehr ausgeschlossen, dass rund um den Rathausplatz einst die kaiserliche Pfalz stand. Darauf verweisen die runden Mauerreste. Selbst wenn sich diese Vermutung nicht bestätigt, reichen die bisherigen Erkenntnisse aus, um zu verstehen, dass es tatsächlich ein riesiger historischer Fehler wäre, das Entdeckte wieder zu verschütten oder gar zu entsorgen.


Sensationelle Funde unter dem Rathaus: Stadtrat warnt vor "historischem Fehler"


Die Baustelle mag sich durch eine Sichtbarmachung verzögern. Doch was ist ein Jahr, wenn sich dadurch Jahrhunderte bedeutender Stadtgeschichte für die Nachwelt erhalten lassen? Forchheim müsste Freudensprünge machen, auf einen solchen Schatz gestoßen zu sein. Die Vergangenheit hat ihn uns für die Gegenwart hinterlassen, um ihn in die Zukunft zu retten.

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