Shakespeares "Sturm" im Jungen Theater

10.1.2020, 12:00 Uhr
Shakespeares

© Foto: Udo Güldner

Es blitzt und donnert. Wilde Naturgewalten haben alles im Griff. Der Mensch ist ihnen ausgeliefert. Während einige Schiffbrüchige über den Strand irren, beinahe ertrunken in den Fluten, fluten andere ihre Kehlen mit hochprozentiger Verheißung. Das gilt besonders für jenes Wesen, das Caliban gerufen wird und einmal selbst der Herrscher der Insel war. Für Marvin Götz aus Forchheim ist es nach über einem Jahrzehnt die Gelegenheit, diese Rolle erneut für sich zu entdecken. Der edle Wilde war bislang mit sich und der Natur alleine. Bis jener Herzog von Mailand mit seiner Tochter Miranda am Horizont auftaucht und sich des Eilandes bemächtigt. Freilich nicht freiwillig, denn zu Hause hat man den Büchernarren Prospero glatt vom Thron gestoßen. Hier in der wasserumtosten Einöde plant er sein Comeback. Mit Hilfe der Magie will er zurück an Land, hat dazu seine ärgsten Widersacher zu sich "eingeladen". Soll es doch ein Heimspiel werden.

Im Hintergrund der Szene zieht der Zauberer die Fäden. Philipp Groß aus Forchheim hat die Titelrolle schon einmal gespielt. Damals vor zwölf Jahren war er noch ein 16-jähriger Realschüler und kein ausgebildeter Umweltschutz-Techniker. Nun schickt er sich wieder an, als Shakespeares literarischer Doppelgänger den wahren Spielleiter Rainer Streng herauszufordern. Der ist schon seit dem Anglistik-Studium, das ihn auf die Britischen Inseln führte, mit dem Dramatiker verbandelt und möchte nun seiner Leidenschaft auf offener Bühne frönen. "Mir fiel schon lange auf, dass es wenig klassisches Theater im Jungen Theater gibt."

Es scheint etwas ganz Besonderes zu werden, wenn selbst Lorenz Deutsch sich darauf freut, endlich einen Text auswendig lernen zu dürfen. Derlei ist der künstlerische Leiter des Hauses, der sich nebenbei beim Improvisations-Theater "Holterdiepolter" ganz spontan Sachen einfallen lassen muss, nämlich gar nicht gewohnt. Er ist als Prinz Ferdinand die eine Hälfte eines Liebespaares, das am Ende natürlich zueinander findet. Derlei gehört auch zum unterhaltsamen "Vorabend-Programm" des elisabethanischen Zeitalters.

Shakespeares

© Foto: Udo Güldner

Andere wie Sandra Virkus aus Adelsdorf haben schon viele Jahre nicht mehr im Scheinwerferlicht gestanden. Die Leiterin des Reisebüros Mäx in Höchstadt freut sich "in eine andere Welt eintauchen zu können, einfach jemand anderes zu sein." Es wirkt wie Urlaub, so entspannt torkelt sie als betrunkene Dienerin Stefana zwischen den Tarnnetzen hindurch. Sie gehören, wie auch der gitterartiger "Vorhang" aus Bambusstäben, zur klaustrophobischen Atmosphäre, die das Gefangensein vor Augen führen. Wären da nicht jene komischen Momente, als Zuschauer könnte man glatt verzweifeln. Denn trotz des exotischen Ambientes mitten im Mittelmeer kommt einem das Intrigenspiel, kommen einem die Furcht und Verzweiflung doch seltsam bekannt vor.

Alle dort droben gehören zu den bühnenerfahrenen Darstellern. Tamara Buchfelder kennt man vom Forchheimer Brettla, Steffen Wolf aus Effeltrich als Nebendarsteller gar von den "Rosenheim Cops", dem "Notruf Hafenkante" und "Dahoam is dahoam". Auch diesmal ist er der Bösewicht. Viele haben einst bei Rainer Strengs "Realschul Shakespeare Company" begonnen. So wie Ramona Kraus aus Neuses. Später hat die Bankkauffrau beim legendären Neideck Ensemble im Halsgraben der Burgruine in Shakespeares "Wie es Euch gefällt" "wie eine Verrückte geschrien". Nach einem Kurztrip ins Mühlentheater Möhrendorf und szenischen Stadtführungen mit dem StaTTTheater Forchheim, war sie zuletzt in der Hauptrolle als eine der "Acht Frauen" in der blumengroup-Inszenierung im Jungen Theater zu sehen. Es mache ihr einen wahnsinnigen Spaß, auf der Bühne auch einmal die Sau rauslassen zu dürfen.

Für René Kraus aus Forchheim hat Streng sogar die neue Figur des Forschungsreisenden ins Drehbuch geschmuggelt. "Der Ente" darf abseits dessen aber auch eine hörspielreife Geräuschkulisse erzeugen. Wozu er kistenweise selbstgebaute Instrumente von Bord getragen hat. An Schauspielern habe es in der beinahe einjährigen Vorbereitungsphase nicht gemangelt. "Sie haben alle an Bord gedrängt," so Streng. So groß ist die Begeisterung, dass er sich noch viele weitere Shakespeare-Stücke im Kulturkeller vorstellen kann. Wenn sich der "Sturm" erst einmal gelegt hat.

InfoShakespeares "Sturm" ist am 24., 25., 31. Januar, sowie am 1. Februar jeweils um 20 Uhr im Jungen Theater Forchheim in der Kasernstraße 9 zu sehen. Karten zu 11 Euro (ermäßigt 9 Euro) gibt es im Vorverkauf in der NN-Geschäftsstelle, Hornschuchallee 7.[.]

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