So geht es den einstigen Flüchtlingen im Landkreis Forchheim

6.4.2020, 06:00 Uhr
So geht es den einstigen Flüchtlingen im Landkreis Forchheim

© Foto: Udo Güldner

Daniel Sauer ist hauptamtlicher Caritas-Integrationslotse. Gerade nach dem rassistischen Attentat in Hanau im Februar sagt er, konnte man eine Welle der Solidarität spüren. Viele Ehrenamtliche haben sich gemeldet und ihre Hilfe angeboten.

Denn obwohl kaum noch neue Geflüchtete in den Landkreis Forchheim kommen, brauchen diejenigen, die schon hier sind, auch weiterhin Unterstützung. Gesucht werden beispielsweise Freiwillige, die Nachhilfe geben. Dabei gehe es hauptsächlich darum, Deutsch zu lernen und das Gelernte auch praktisch anzuwenden.

So geht es den einstigen Flüchtlingen im Landkreis Forchheim

© Foto: Elisabeth Görner

"Deshalb plane ich für die Zeit nach Corona regelmäßige Gesprächsrunden, in denen die Geflüchteten auf Deutsche treffen und Small Talk üben", verspricht Daniel Sauer. Das sei ein sehnlicher Wunsch vieler Neubürger, die betreut werden. Sie möchten mehr in Kontakt zu Einheimischen kommen. Allerdings gibt es eine gewisse Scheu, an Vereine heranzutreten. Deshalb wäre es gut, die Initiative ginge von dort aus. Daniel Sauer steht als Vermittler sehr gern zur Verfügung und gibt zu diesem Zweck folgende Telefonnummern an: (01 51) 68 14 88 78 und (0 91 91)3 51 92 93.

Die Integration in den Arbeitsmarkt läuft nach Auskunft der ehrenamtlichen Helfer gar nicht so schlecht. Bei angelernten Tätigkeiten in der Systemgastronomie (Fast-Food-Mitarbeiter) oder als Lageristen seien etliche Geflüchtete untergekommen. Dort spielen Sprachdefizite keine so große Rolle. Es gebe aber auch Überflieger, wie einen jungen Syrer aus Forchheim, der vor kurzem sein Jura-Studium wieder aufgenommen hat. Die militärische Eskalation in Syrien erzeuge Angst um Familienangehörige, die dort in Gefahr geraten könnten.

Außerdem macht man sich Sorgen um die Situation an der türkisch-griechischen Grenze. Es werde befürchtet, dass eine ungesteuerte Einwanderung die gesellschaftliche Stimmung verschlechtere.

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© Foto: Elisabeth Görner

Bernd Ruppert, der frisch gewählter Bürgermeister von Hausen, sagt man habe seit 2015 eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber im ehemaligen Schlecker-Markt und in einer angrenzenden Apotheke (Heroldsbacher Straße 7). Bis vor acht Monaten stand diese aber leer. Seither nutzt die Regierung von Oberfranken das Gebäude als Übergangswohnheim, um dort Spätaussiedler aus der ehemaligen UdSSR unterzubringen. Derzeit sind 28 von 34 Plätzen belegt.

Neben einer fünfköpfigen syrischen Familie, für die man offenbar andernorts keine Bleibe fand, sind hier 23 Menschen aus Kasachstan und der Russischen Föderation einquartiert. Bayer: "Es gab positive Reaktionen in der Gemeinde. Es bildete sich auf meine Initiative hin ein Helferkreis mit 25 Personen, der sich insbesondere darum kümmert, dass die neuen Nachbarn ihre Sprachfähigkeiten verbessern. Außerdem haben die Ehrenamtlichen Sachspenden gesammelt, damit die Behausungen wohnlicher gestaltet werden konnten.

"Zuletzt haben wir im März mit einer großen Solidaritätsaktion neun Fahrräder, die im Fundamt eingelagert waren, in Schuss gebracht. Damit sind sie nun mobil und können am Alltag besser teilnehmen", freut sich Ruppert.

Die Integration läuft, auch Dank der vorhandenen Deutschkenntnisse, doch sehr gut. Mehrere Kinder sind bereits im Kindergarten oder in der Grundschule. Auch im Ort haben einige Spätaussiedler sich schon umgesehen.

Eine Rentnerin kam zum Seniorennachmittag, einige Erwachsene schauten sich bei Tischtennis-Trainer Marco Buschner um, und im Schützenverein Freischütz waren auch schon welche zum Probeschießen. Allerdings stelle sich die Eingliederung in den Wohnungsmarkt sehr sehr schwierig dar. Es gebe halt einfach nur kaum bezahlbare Angebote, resümiert Bernd Ruppert.

So geht es den einstigen Flüchtlingen im Landkreis Forchheim

© Foto: Elisabeth Görner

Stephanie Kaufmann, Leiterin der Erziehungshilfen bei der Arbeiterwohlfahrt Forchheim, freut sich über die Menge von Anfragen zum neuen Projekt "Mama lernt deutsch und ich auch". Mehr als 40 Mütter mit ihren kleinen Kindern wollen daran teilnehmen.

Es zeigt, dass man damit einen Nerv getroffen habe. Denn gerade diese Zielgruppe komme sonst nur selten aus den eigenen vier Wänden, weil man den Nachwuchs nicht alleine lassen will. "Unser Ziel ist es, dass die Mamas nachher ihren ganz normalen Alltag allein bewältigen können. Wenn es etwa um Elterngespräche im Kindergarten oder um Telefonate mit dem Amt geht", erklärt Stephanie Kaufmann das Lernziel. Freiwillige für kleinere Gruppen und bessere Förderung seien gesucht: Telefon (09191) 3 20 99 23.

Ausflüge zum Walberla mit den Jugendlichen im "Get together"-Projekt sind wegen der Corona-Pandemie im Moment nicht zu machen. In dieser Gruppe werden rund 40 junge Männer betreut, die ohne ihre Eltern hier sind und Rat und Hilfe brauchen.

Auch Hausbesuche mit einer Mitarbeiterin, die arabisch spricht und bei "Opstapje" fünf Familien frühkindliche Förderung anbietet, fallen erst einmal aus. Wie andere Kollegen in sämtlichen sozialen Einrichtungen wird auch in und um Forchheim intensiv versucht, alle Beratungen und Angebote soweit wie möglich telefonisch oder online anzubieten.

Ihr Klientel habe schon viel erlebt und nehme die Situation derzeit gelassen, konstatieren die erfahrenen Ehrenamtlichen.

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