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So lebt es sich im renovierten Fachwerkhaus in der Forchheimer St. Martinstraße

1.3.2021, 10:00 Uhr
So lebt es sich im renovierten Fachwerkhaus in der Forchheimer St. Martinstraße

© Foto: Stefan Hippel

Die beiden lieben den monochromen Stil, alles in der Wohnung ist in weiß und schwarz gehalten. Vom alten Treppenhaus aus geht es durch eine Diele in den Wohn-Essbereich. Wo einst etliche kleine Räume waren, wurden – in Absprache mit dem Denkmalschutzamt – die Wände entfernt und dafür schwarze Stahlträger eingezogen. Entstanden ist so ein großzügiger, heller Wohnbereich mit offener weißer Küche und Kochinsel – Armaturen und Elektrogeräte sind schwarz – und mit viel Platz für das (weiße) Sofa und den großen Esstisch. Auf drei Seiten sind neue, den alten nachempfundenen Holzsprossenfenster, durch die man auf die gegenüber liegende St. Martinskirche blickt.

Eine Balkontür führt auf eine große Dachterrasse, die die Wohnung mit dem Nebenhaus verbindet, das ebenfalls seit 1977 der Familie Streit gehört. Von hier aus blickt man auf die alte Frankscheune, in der das Archiv der Stadt Forchheim untergebracht ist. Auf der anderen Seite liegt das große, ehemalige Schulgebäude, das heute einen Teil der Stadtverwaltung beherbergt. Im Erdgeschoss der beiden Gebäude ist die Druckerei der Familie untergebracht.

Franz Streit, ehemaliger 2. Bürgermeister der Stadt und Vater von Max Streit, kommt gerade durch die Balkontür. Er wohnt gleich nebenan und kann über die Terrasse seinen Sohn besuchen. Auch er ist ganz glücklich über die erfolgreiche Sanierung des Hauses. "Das ist wirklich schön geworden", sagt der Senior.

"Im ersten und zweiten Stockwerk hat lange Tante Josephine gelebt", erzählt Max Streit weiter. Er selbst habe 2016 nach seiner Rückkehr aus Australien, wo er fünf Jahre lang für seine Firma Simon Hegele gearbeitet hat, zunächst das Dachgeschoss bewohnt. Als die Tante dann 2018 gestorben sei, habe er sich entschlossen, die beiden unteren Stockwerke von Grund auf sanieren zu lassen. Er beauftragte die Firma Bindel aus Forchheim damit, die ihrerseits die einzelnen Gewerke weiter vergab. Elektrik, Heizung, Sanitärleitungen – alles wurde erneuert, viele Wände herausgerissen, die alte Bohlenbalken-Decke freigelegt und anschließend weiß gestrichen.

Den Boden bedeckt nun in beiden Stockwerken ein Design-Naturboden auf Vinylbasis in Beton-Optik, der gut den Schall schluckt. Die Wände wurden – wie früher – mit Lehm neu gemacht und mit weißer Lehmfarbe gestrichen. "Das macht ein total angenehmes Raumklima", freuen sich Max Streit und Lena Junker.

So lebt es sich im renovierten Fachwerkhaus in der Forchheimer St. Martinstraße

© Foto: Stefan Hippel

"Es ist schon was Tolles, so etwas Altes zum Leben zu erwecken", finden die beiden. Sie haben sich vor der Renovierung gar nicht so recht vorstellen können, wie das hinterher aussieht, erzählen sie. "Wir konnten aber unsere Ideen alle umsetzen", zeigen sie sich sehr zufrieden. Man habe dabei bestens mit dem Denkmalschutzamt zusammengearbeitet. Allerdings habe sich während der Renovierung gezeigt, dass manches nicht so geht, wie es eigentlich geplant war. "Das hat dann die Kosten schon ganz schön in die Höhe getrieben", verrät Max Streit.

Zuschüsse irgendwelcher Art zur Renovierung habe man nicht bekommen, obwohl das Haus ein Einzeldenkmal ist. "Es war schon ein großer Invest, das so herzurichten", berichtet er. "Aber die Wohnung ist jetzt ganz so geworden, wie wir es wollten", zeigen sich Streit und seine Freundin vom Ergebnis begeistert.

Vom Wohn-Essbereich in der ersten Etage führt eine schwarze Faltwerktreppe aus schwarzem Stahl nach oben direkt in das Schlafzimmer. Als Absturzsicherung dient eine Glaswand. Auch im zweiten Obergeschoss wurden die Innenwände entfernt, so dass ein großer, heller Raum entstand. Beleuchtet wird das Schlafzimmer zum Teil durch ein LED-Band, das direkt an den alten, ebenfalls weiß gestrichenen Holzbalken entlang führt.

Eine Schiebetür trennt das Schlafzimmer vom Badezimmer. Auch hier gibt es nur Glaswände, eine weiße Badewanne, ein weißes Waschbecken, eine große ebenerdige Dusche – und schwarze Armaturen. Statt Fliesen an den Seiten sind hier die Wände mit einem wasserdichten Flüssigzement gestaltet. Gegenüber liegt ein kleiner Raum, der zurzeit als Sportzimmer genutzt wird. Angedockt ist hier ein weiteres Räumchen, das Lena Junker als Arbeitszimmer nutzt.

Max Streit und Lena Junker führen – der Vollständigkeit halber – auch noch ins vierte Obergeschoss, in dem sie vor dem Umzug in die unteren Stockwerke gewohnt haben. Das Dachgeschoss hat Max Streit vor Jahren selbst hergerichtet. In der kleinen Wohnung unter dem schrägen Dach dominieren die Balken in Naturholz. "Das war auch schön", erinnern sich die beiden. Aber inzwischen haben sie sich schon an die großzügigen und lichtdurchfluteten Räume ihres neuen Domizils gewöhnt – und möchten gar nicht mehr tauschen.

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