So stellt sich Annette Prechtel Forchheims Zukunft vor

20.1.2020, 20:00 Uhr
So stellt sich Annette Prechtel Forchheims Zukunft vor

© Foto: Roland Huber

Dieser Neujahrsempfang ist ein besonderer für die FGL, es ist der offizielle Wahlkampfauftakt für Annette Prechtel als OB-Kandidatin. Sehr viel mehr als nur das Stammpublikum saß im Pfarrsaal Verklärung Christi. Etwa 140 Gäste hörten zu, was sich die 45-Jährige vorgenommen hat, falls sie Oberbürgermeisterin wird.

45 Minuten Redezeit voll gepackt mit Zielen, aber auch mit Kritik an der Gegenwart. Dazu gehört eines ihrer zentralen Themen an diesem Abend: das Klima. Wenig überraschend für eine Grüne könnte man sagen. Und wird doch überrascht. Gleich zu Beginn ihrer Rede geht es um das zwischenmenschliche Klima, um die Art und Weise, wie im Stadtrat miteinander gestritten wird, wie die Zerrüttung im Magen liegt. Eine "neue Kultur des Arbeitens im Stadtrat und in der Verwaltung" wünscht sie sich. Das würde sie zur Chefsache machen und sich dafür einsetzen, dass mehr Personal eingestellt wird.

Als Beispiel für eine schlechte Debatten-Kultur nennt sie nicht Rathaussanierung oder Kolpingshaus, sondern die Querelen um die BayWa-Ansiedlung.

Bürger sollen mehr mitmachen dürfen

"Machen wir Zukunft" heißt ihr Motto, das sie einem Zitat von Antoine de Saint-Exupéry entlehnt hat. Im "wir" schwingt mit, dass sie sich ein Mehr an Bürgerbeteiligung vorstellt, zum Beispiel in Form eines Bürgerbüros als erster Anlaufstelle und eines Online-Beteiligungsforums.

Als Positiv-Beispiel nennt sie den Kulturentwicklungsplan, der gemeinsam mit den Bürgern erarbeitet worden ist. Aber: Der Schwung droht verloren zu gehen. Trotz eines Mehrheitsbeschlusses des Stadtrats hat die Stadtspitze den Ausbau des Kolpingshauses bislang ausgesessen, findet sie. Weil man doch lieber eine Stadthalle haben will? Oder nun eine Dreifach-Turnhalle mit Mehrzweckcharakter?

Kampfansage an die SPD

Da werden die falschen Prioritäten gesetzt. Erst einmal sollten all die bestehenden Schulturnhallen saniert werden. Damit ist sie ganz nah dran an den Problemen, die Eltern, Hobbysportler, kurz, den Bürger ärgern. Es möge zwar sein, dass irgendwann so eine Dreifach-Turnhalle für ganz großes Publikum richtig sei, "aber dann machen wir es doch lieber gescheit, als halbherzig", es klingt wie eine erste Kampfansage an die SPD.

Annette Prechtel ist in ihrem Element. Für sie, die mit dem Jungen Theater Forchheim eng verbunden ist, gehört die kulturelle Entwicklung der Stadt quasi zu den Leib- und Magen-Themen. Genauso wie die Forderung nach einem Klimaschutzmanager, einer Erneuerung des Energienutzungsplans (der alte stammt von 2013), einem Klimaschutzbeirat mit Bürgerbeteiligung, einem attraktiven Takt des Forchheim-Busses, einer Entwicklung zur fahrradfreundlichen und zur klimaneutralen Kommune.

Wo sollen die Unternehmen siedeln?

Ihr Ansatz in Sachen Wirtschaftspolitik: Ein neuer Flächennutzungsplan soll Klarheit schaffen, wo es noch potenzielle Gewerbegebiete geben könnte. Recht viel mehr Platz als für den geplanten Handwerker-Hof im Stadtnorden sieht sie nicht. Stattdessen müsse man sich darauf konzentrieren, dort wo Unternehmen in der Stadt um- oder wegziehen, deren Flächen zu kaufen, zu sanieren und wieder zu verkaufen. Cleveres statt ausuferndes Flächenmanagement also. Das gilt auch für die Verwaltung, die derzeit in mehreren sanierungsbedürftigen Gebäuden sitzt. Von einem Neubau am Rand der Stadt hält sie nichts, das würde der Innenstadt nur noch mehr Leerstand und weniger Frequenz bescheren. Eine moderne Stadtverwaltung in der Innenstadt gehört für Annette Prechtel zu einer der großen Herausforderungen der Zukunft.

Wohnen gehört auch dazu. Annette Prechtel will einen langfristigen Vertrag mit der GWS und den Wohnungsbaugenossenschaften über eine jährliche Investitionssumme für den bezahlbaren Wohnungsbau schließen.

Der Investitionsstau ist groß

In den vergangenen Monaten ist die Stadt zu sehr beschäftig, ihren neuen Reichtumg zu verdauen, den unverhofft hohe Steuereinnahmen beschert haben, zitiert Prechtel einen NN-Artikel. Stimmt das? Ja und nein, denn das Geld sei zwar da, aber die Zerrüttung zwischen Stadtspitze und einer Mehrheit im Stadtrat lähmten und obendrein gebe der Investitionsstau zu denken: Straßen, Brücken, städtische Liegenschaften, Kitas, Schulen, Abwasserkanäle, Königsbad, Feuerwehren – Prechtels Liste ist lang. Es gibt viel zu tun. "Machen Sie mit!" ruft sie zum Schluss. Beim Stehempfang danach (Lachs, Saltimbocca, Kürbissuppe) können die Bürger mit ihr ins Gespräch kommen.

1 Kommentar