Sonne satt und Musik: So hat Forchheim das Stadtfest gefeiert

2.6.2019, 18:37 Uhr
Sonne satt und Musik: So hat Forchheim das Stadtfest gefeiert

© Foto: Roland Huber

Die sengende Sonne machte dem Stadtfest-Samstag einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Teilweise spielten die Musiker vor leeren Rängen. Erst nach der Dämmerung füllten sich Plätze und Gassen. Die NN haben sich am Wochenende umgesehen und fabelhafte Musik, fröhliche Kinder und viel gute Laune gefunden.

Es ist einer der seltenen Momente, in denen man "Son de Cuba" wirklich genießen kann. Das Nürnberger Trio, das den Klang Kubas in den Palmenhain vor der Alten Wache trägt, hat es auf dem Paradeplatz schwer. Nur wenige Meter entfernt hat die Band "Xplosion" die Verstärker aufgedreht und macht ihrem Namen alle Ehre. Nur solange die Partyband Pause macht, kann man sich an der Stimme Yina Martinez Lavins laben.

Es scheint, als ob die legendäre "Salsa-Oma" Celia Cruz wiedergeboren worden wäre. Kein Wunder, dass bei einigen Paaren die Füße nicht mehr stillhalten wollen. Sobald die Explosionen im Akkord wieder zu hören sind, ist es mit der Latino-Herrlichkeit vorbei. Nicht nur instrumentale Klänge bietet das Stadtfest.

Das ist den beiden Chören aus der Partnerstadt Rovereto zu verdanken. Der "Coro Fuori del Comune" singt wie sein kindlicher Ableger "Mini Coro" italienische Volkslieder. Da dürfen auf jeden Wink Gianpaolo Daicampis die Dolomiten strahlen.

Tropische Temperaturen

Unter den tropischen Temperaturen ächzen nicht nur die Zweibeiner mit dem Flanierkrügla, die am liebsten in Bier baden würden. Auch die Königspudeldame Benja und ihr Altdeutscher Schäferhund-Freund Leon lassen die Zunge heraushängen. Glücklicherweise sind die beiden künftigen Suchhunde der Rettungshundestaffel Forchheim nicht im Einsatz. Das dauert noch mehrere Jahre, weiß Zugführer Michael Müller. So lange ist Robert Schmitt nicht unterwegs. Als Gott Chronos führt er eine Gruppe Wissbegieriger umher.

An jeder Ecke warten Jasmin Scholz, Horst Vogel, Wolfgang Rösch und Anja Glaser vom Statttheater Forchheim, um Szenen aufzuführen. Sogar einen Kirchenraub gibt es zu sehen, während in der Marienkapelle die letzte Maiandacht stattfindet.

Ihre bellenden Begleiter haben die Jagdhornbläser aus Effeltrich zu Hause gelassen. Schließlich ist das Wild, das Christopher Kraus seinen Gästen im "Alten Zollhaus" anbietet, bereits erlegt – übrigens von eigener Hand. Also erzählen die ein Dutzend Musiker mit ihrem Hornmeister Dietmar Kohl ein "Waldmärchen". Da ihre Parforce-Hörner keine Ventile haben, bleibt die gesamte Tonerzeugung an den Lippen hängen.

Sonne satt und Musik: So hat Forchheim das Stadtfest gefeiert

© Foto: Udo Güldner

Kühle an der Wiesent

An denen hängt übrigens auch das begeisterte Publikum, das die Kühle der vorbeirauschenden Wiesent gesucht hat. Es ist nämlich nicht der einzige Programmpunkt, den man im Prospekt oder auf der Homepage vergebens sucht. Auch vom Graffiti-Workshop mit Alex Brehm erfährt man eher zufällig. Der angehende Bühnenmaler, der am Staatstheater Meiningen eine Ausbildung macht, weiht einige Jugendliche in die Kunst des Sprayens ein – im Obergeschoss des Lagermeisters. Lange kann man die Kunst aber nicht mehr sehen, wird die einst als Kunstgalerie genutzte Etage doch mit Containerboxen zugestellt.

Derweil hat Wolfgang Badura vor dem Lebenshilfe-Laden eine kleine Werft eröffnet. Dort werden zu Dutzenden "Bächla-Boote" vom Stapel gelassen. Farbenfrohe kleine Holzschiffchen, die man nach Lust und Laune bemalen darf. Nur zu Wasser lassen kann man die "Gorch Forch" nicht, ist die betonierte Wasserrinne doch abgedeckt – damit keiner der "Drunken Sailors" hineinfällt.

Mit dem Mund fangen

Sonne satt und Musik: So hat Forchheim das Stadtfest gefeiert

© Foto: Udo Güldner

Ein wunderbar schattiges Plätzchen ist der Pausenhof der Martinschule. Dort haben die Kinder sich mit Hilfe der Haushofmeisterin Susanne Bergmann mit "Hoffestspielen" selbst ein königliches Geschenk gemacht. Das JeKi-Ensemble spielt die Hofkapelle. Beim Dosenwerfen, Brezelschnappen oder Schaumkuss-Mit-Dem-Mund-Fangen vergeht die Zeit sehr schnell. So wie für Markus Schmidt, der beim Ausscheiden aus dem Elternbeirat durch König Konrad den Guten, alias Marco Mauser, zum Ritter geschlagen wird.

Beim Spaziergang durch die Straßen begegnet man ständig Musikern. Dem Liedermacher Vincent Joschko aus Fürth etwa, der von dem Hutgeld, das ihm spendable Zuhörer in den Gitarrenkoffer werfen, einen Teil seiner Gage bestreiten muss.

Oder der US-Amerikaner Guy Palumbo, den man trotz seines Auftrittes beim Poetry Slam im Jungen Theater ohne Bart nur am Gesang erkennen kann. Das Duo "NoButTheFrog" verzaubern eine gar nicht märchenhafte Umgebung zwischen Leerstand und Fahrradständer mit ihren sinnlichen Songs.

Natürlich quakt auch "Der Ente" Techno durch die Gegend. Mit einem Heulschlauch, einer PVC-Orgel und einigen Badeschlappen hinterlässt er ungläubige Blicke. Darüber wären "Folk´s Worst Nightmare" mehr als glücklich. Denn am Marktplatz haben die drei Jungs aus Nürnberg anfangs keine Zuhörer. Trotzdem geben sie ihre Lieder zum Besten – echte Profis eben.

Keine Kommentare