Sparkasse schließt in Hiltpoltstein

Hiltpoltstein - Nicht nur in Forchheim-Reuth, sondern auch in Dormitz und in Hiltpoltstein wird die Sparkasse ihre Filiale schließen. Für die Bürger in Hiltpoltstein ist das eine Hiobsbotschaft. Bürgermeisterin Gisela Schulze-Bauer ermahnt die Bank, sich an den Auftrag der Gemeinnützigkeit zu halten. Die Sparkassenfiliale schließt zum 1. August.

Gerade für die älteren Bürger ist das eine schlechte Nachricht, denn auf den öffentlichen Nahverkehr können die Bürgerinnen und Bürger in dem kleinen abseits im Landkreis liegenden Markt nicht setzen. Die Vereine wurden schriftlich von der Sparkasse benachrichtigt, dass der persönliche Service in den Geschäftsstellen in Forchheim-Reuth, Dormitz und Hiltpoltstein ab 1. August so nicht mehr vor Ort, aber in den nächstgelegenen Kompetenzzentren angeboten wird, erzählt Gisela Geldner vom Fränkische Schweiz Verein.

Als Begründung nennt Harald Reinsch, Vorstandsmitglied der Sparkasse, die stetig steigende Nutzung des Internets und der digitalen Kommunikationswege. Der persönliche Service in den Geschäftsstellen werde zunehmend weniger genutzt. "Dazu kommen noch die aktuellen Rahmenbedingungen durch Covid-19, wodurch unsere Kunden noch stärker auf unsere zusätzlichen Serviceangebote wie dem telefonischen Kundenservice, der Internetfiliale mit Online-Banking und der Sparkassen-App zurückgreifen", sagt Reinsch.

"Von wegen Online-Banking. Für die jungen Leute ist das kein Problem, aber damit kennen sich die älteren Leute nicht aus. Sie drücken einen falschen Knopf . . .", sagt Geldner und lässt das Satzende offen.

Als Vereinsvorsitzende hat sie auch Bargeld geholt oder einbezahlt und ist zu Fuß oder mit dem Rad zur Filiale gelangt. Doch künftig bedeutet die Erledigung der Vereinsgeschäfte den Weg mit dem Auto nach Gräfenberg. "Die älteren Menschen müssen erst jemanden finden, der sie nach Gräfenberg bringt. Ein Umweltproblem ist es ebenfalls", findet sie.

Bisher sei alles für die Nahversorgung im Ort vorhanden. Der Arzt, ein Zahnarzt, ein kleiner Supermarkt, die Post und die Apotheken liefern nach Hause. Nun scheint sich eine Filiale nach der anderen zu verabschieden. "Wenn die Sparkasse wenigstens tageweise geöffnet hätte, wie die Raiffeisenbank", so Geldner.

Die Genossenschaftsbank ist an zwei Tagen mit Personal besetzt. Darauf können sich die Bürger einstellen. "Da kann man nachfragen und sich helfen lassen. Die älteren Menschen kommen mit ihrer Rechnung an den Schalter und die Angestellten füllen diese aus", weiß die Gemeinderätin der Freien Wähler.

Tageweise wird die Sparkassenfiliale nicht besetzt sein. Aber: "Die langjährigen Kunden- und Beraterbeziehungen bleiben selbstverständlich bestehen. Unsere Kunden werden weiterhin von ihrem Bestands-Berater betreut. Die Beratung findet im nächstgelegenen Kompetenz-Zentrum oder, auf Wunsch des Kunden, in der originären Geschäftsstelle oder beim Kunden zuhause statt. Auch die SB-Bereiche bleiben bestehen und können von unseren Kunden weiterhin rund um die Uhr genutzt werden", fasst Vorstandschef Ewald Maier die Neuausrichtung der Sparkasse zusammen.

Das ist zwar nicht das, was sich die Bürger im Ort wünschen, denn die erheblichen Einschränkungen bleiben. Die spontane Erledigung der Geldgeschäfte ist nicht möglich und kaum ein Bürger wird ein Beratungsgespräch anfordern, um Rechnungen zu bezahlen oder Überweisungsträger auszufüllen. Ansonsten bleibt wieder nur die Fahrt nach Gräfenberg oder nach Neunkirchen für die Dormitzer Bürger.

Verwundert ist Geldner trotzdem, wurde doch die Sparkassengeschäftsstelle erst vor einem halben Jahr renoviert. Früher stand dort ein Café, das abgerissen wurde. Dann hat die Sparkasse gebaut. Ein Haus, in dem unten die Räume für die Bankgeschäfte und Mitarbeiter waren und oben eine Wohnung. Die Verantwortlichen der Sparkasse nennen die Entscheidungen über ihr Geschäftsstellennetz eine besondere Herausforderung.

"Neben verschiedenen Kennzahlen berücksichtigen wir immer auch die örtlichen Besonderheiten", erklärt Michael Gößwein, Unternehmensbereichsleiter für Vertriebsmanagement und Kommunikation. Dass Hiltpoltstein eher abseits und vom Nahverkehr abgeschottet liegt, ist den Verantwortlichen bekannt. "Auch das ist ein Grund, warum wir die Geschäftsstelle Hiltpoltstein nicht schließen, sondern im Gegenteil erst vor einiger Zeit modernisiert haben. Der SB-Bereich steht unseren Kunden weiterhin rund um die Uhr zur Verfügung und gerade älteren Menschen bieten wir auch zukünftig die Möglichkeit, Beratungen vor Ort wahrzunehmen", sagt Gößwein.

Völlig anderer Meinung ist die Hiltpoltsteiner Bürgermeisterin Gisela Schulze-Bauer. "Die Sparkasse ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und auf Gemeinnützigkeit ausgerichtet." Dass die Sparkasse wirtschaftlich denken muss, dafür hat sie bis zu einem gewissen Grad Verständnis. "Doch ein kleiner Anteil Gemeinnützigkeit sollte bleiben. Ich sehe die Verantwortung in der Versorgung der ländlichen Bevölkerung. Dazu könnte man den Schalter wenigstens für ein paar Stunden besetzen", sagt Schulze-Bauer, die das auch in einem Schreiben an die Verantwortlichen der Bank zum Ausdruck bringt. "Die Sparkasse sollte sich nicht dorthin konzentrieren, wo man das meiste Geld verdient. Sonst ist sie nicht anders als andere Banken", findet die Bürgermeisterin. Sie hofft auf ein Überdenken des Vorhabens der Sparkasse, um für die älteren Bürger eine schlimmere Lage abwenden zu können.

Mit 31 Standorten verfügt die Sparkasse Forchheim nach eigenen Angaben auch künftig über das dichteste Geschäftsstellennetz aller Finanzdienstleister in Stadt und Landkreis Forchheim. Sie hat 24 Mitarbeiter besetzte Geschäftsstellen.