Stadt Forchheim sagt Nein zum Ballermann im Kellerwald

11.5.2019, 10:00 Uhr
Stadt Forchheim sagt Nein zum Ballermann im Kellerwald

Gesucht wurde eine Grundsatzentscheidung wann, wie viel, wie laute, – sprich elektronisch verstärkte – Musik im Kellerwald, und zwar außerhalb des Annafestes, erlaubt werden soll. Hintergrund ist, dass "seit geraumer Zeit vermehrt versucht wird, im Kellerwald Veranstaltungen mit Verstärker durchzuführen", informierte das Ordnungsamt in der Sitzungsvorlage.

Wobei das Wörtchen "vermehrt" nicht nur Manfred Hümmer die Zornesfalte auf der Stirn wachsen ließ: "Ich bin ein bisschen schockiert, was da auf uns zukommen kann", rang der FW-Mann um Fassung. Denn eine aktuelle Abfrage des Ordnungsamtes unter den Kellerwirten legte erstmals Zahlen auf den Tisch: 109 Outdoorveranstaltungen haben insgesamt sieben Kellerwirtschaften für dieses Jahr eingeplant, darunter sind auch Geburtstage und Hochzeiten.

"Mit 109 Veranstaltungen ist eine Grenze überschritten. Da wird der Kellerwald ballermannmäßig zur Partymeile", schimpfte Hümmer, der dem Vorschlag der Verwaltung, maximal drei verstärker-unterstützte Veranstaltungen pro Jahr zuzulassen, beipflichtete. Auch Paul Nerb (FBF) sprach sich dafür aus, "außerhalb des Annafestes elektronische Musik gering zu halten".

Nerb teilte Hümmers Einschätzung, dass der Wald "ganzjährig zur Discomeile" verkomme. "Der Charakter des Kellerwalds wird sich dadurch ändern, dann herrscht dort Hektik, Stress und Ballermann. Die Wirte verlieren ihr Kernpublikum." Weil die Musik an der Kellergrenze nicht halt macht, regte Nerb auch an "ein Stimmungsbild der Anwohner einzuholen", die dann regelmäßig abends mit Lärm beschallt werden. Karl-Heinz Fleckenstein (CSU) regte an, "den Lautstärkepegel auf eine Dezibelzahl von 65 dBA festzulegen", was sich aber laut Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) schwierig gestalten dürfte: Das Lärmempfinden sei individuell. Der dBA-Wert lasse "Spielraum für Rechtsstreitigkeiten".

Annette Prechtel skizzierte die Besonderheiten des Kellerwalds: "Wir gehen nauf die Keller um dort in Ruhe Brotzeit zu machen." Auch Prechtel brach eine Lanze für die Kellerwaldanwohner und machte darauf aufmerksam, dass es zwar "das Interesse der Kellerwirte ist, was Besonderes anzubieten", aber solche Veranstaltungen auch "anderes Publikum anziehen".

Friedwald Kellerwald?

Einzig Sebastian Platzek (FDP) machte sich für die Verstärker-Musik stark, fürchtete er wohl, dass aus dem Kellerwald ein Friedwald werden könnte: "Wir müssen auch für junge Leute was bieten und dürfen den Kellerwald nicht zum großen Friedhof werden lassen."

Groß war die Diskussion, die sich entspann, Albert Dorn (FW) wollte die Verstärker gänzlich verbannen: "Wenn Musiker gscheid spielen brauchen sie keinen Verstärker." Und Paul Nerb sagte, dass "auch junge Leute es bevorzugen, dass man sich hinsetzt und plaudert".

"Laute Musik wertet die Keller nicht auf, meinte Sabine Dittrich (FGL), die in Richtung Platzek gerichtet "eine Urne am Schaufel-Keller gar nicht so schlecht" fand. Dittrich zitierte auch die Bayerische Biergartenordnung, die eine Schlusszeit von 22 Uhr vorschreibt. "Das könnte ich mir im Kellerwald auch vorstellen."

Erwin Held (FW) hingegen blickte auf die Kellerwirtschaften als Wirtschaftsunternehmen und sah in der Verstärkermusik "eine Möglichkeit, dort den Betrieb aufrechtzuerhalten".

Schlussendlich einigte man sich mehrheitlich auf ein Musikende um 22 Uhr und auf drei genehmigungspflichtige Musik-Veranstaltungen mit Verstärker pro Keller und Jahr.

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