Statt Glockengeläut ziehen „Ratschenbuben“ durchs Dorf

23.3.2013, 00:00 Uhr
Statt Glockengeläut ziehen „Ratschenbuben“ durchs Dorf

© Löwisch

Am Gründonnerstag, wenn die Glocken schweigen und nach Rom fliegen, rufen die „Ratschenbuben“ mit mahnenden Versen die Gläubigen ins Gotteshaus. An diesem Tag stand „Küll“ (gekochter Spinat), der aus Gräsern und Kräutern bestand, auf dem Tisch. Zum Spinatgemisch gehörten „Rowinzala“, „Kernkraut“, „Maischöckla“, „Brennessel“ und „Osterzungen“. Lokal verschieden mischte die Hausfrau bis zu 24 verschiedene Kräuter und Blätter. Er gab Kraft für den nächsten Tag, denn der Karfreitag war ein strenger Fastentag für alle; sogar die Tiere erhielten nur „Schmalkost“.

Am Nachmittag ruhte jede Arbeit und die Gläubigen strömten in die Kirchen, um zu beten. Der Karsamstag kündigte den Übergang zum Osterfest an. Die Buben, die fleißig geratscht hatten, holten ihre wohlverdienten Ostereier ab und riefen: „Heut ist doppelter Feierabend, Leut, macht die rohen Eier z’samm: ruda, grüna, gelber, allerhand.“

Die Kinder bekamen von ihren Paten „Patenbündel“ an Ostern überreicht. Es enthielt zwölf gefärbte Eier, einen Patenteller, der verziert war. Die gefärbten Eier sind am Ostersonntag auf der Wiese (daher der Begriff Osterwiese) aufgeworfen worden. An diesem Tag gehörten der Magd sämtliche Eier, die gelegt wurden und am Ostersonntag dem Dienstknecht.

Am Ostersonntag wirft sich die Familie in den Feststaat. Bei Sonnenaufgang ruft das Familienoberhaupt seine Angehörigen zusammen. Gemeinsam eilt man zum nächsten Bächlein, kniet dort mit dem Angesicht zur aufgehenden Sonne nieder, wäscht sich mit Wasser, verrichtet ein kurzes Gebet und geht zurück ins Haus. Wer sich mit Osterwasser wäscht, so der alte Glaube, bleibt in den kommenden Monaten gesund.

Mancherorts bestand der Brauch, gefärbte Ostereier, dazu kleine Stückchen Fleisch, ein Quentchen Salz, eine Scheibe Osterbrot für jedes Familienmitglied in einem Leinentuch mit in die Kirche zu nehmen, um sie weihen zu lassen. Vor dem Mittagsmahl verteilte die Hausfrau die geweihten Speisen wieder. Die Reste verpackte sie in ein Leinwandsäckchen und der Vater hängt es in eine Ecke des Stalles, damit keine Viehseuche auftrete.

Kein Streit am geheiligten Tag

In manchen Gegenden trug man das Osterlicht nicht mit einer Kerze heim, sondern verwendete Glutstücke aus dem Osterfeuer dazu. Eine alte Volksweisheit sagt, dass durch das Osterfeuer der Erdboden geheiligt und von diesem Feuer der Winter aus dem Boden vertrieben werde. Früher galt der Ostersonntag auch als geheiligter Tag. Menschen, die sich böse waren und lange Zeit kein Wort miteinander sprachen, reichten sich wieder die Hände und versöhnten sich.

Am Ostermontag schmetterten die Musikanten in den Gasthäusern lustige Lieder und man wagte das erste Tänzchen nach der 40 Tage langen Fastenzeit.

Das Schmücken der Osterbrunnen wird seit vielen Jahren in der Karwoche gepflegt. Die männliche Jugend bringt in den Tagen vor Ostern den Mädchen kleine Fichtenbäumchen, die sie mit bunten Bändern, Papierfähnchen und gefärbten Ostereierschalen geschmückt und dann am Dorfbrunnen angebracht haben.

Das Schmücken der Osterbrunnen erfolgt aus einem Gefühl der Freude, aber auch der Hoffnung — man ersehnt sich davon Lebensglück und Lebnskraft. Daraus hat sich der Brauch entwickelt, von den Osterbrunnen das Osterwasser zur Nachtzeit heimzuholen. Nur Frauen und Mädchen dürfen das Wasser holen. Damit bringt man das Glück ins Haus und wer sich damit vor dem geschmückten Osterbrunnen wäscht, der bleibt gesund, jung und schön.

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