Steht vorzeitiger Abriss der Jahn-Kulturhalle in Forchheim bevor?

18.1.2020, 08:58 Uhr
Steht vorzeitiger Abriss der Jahn-Kulturhalle in Forchheim bevor?

© Foto: Ralf Rödel

Die Zukunft ist an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße schon sichtbar. Gegenüber dem vor wenigen Jahren frisch eingeweihten BRK-Seniorenzentrum, kündigt sich auf einem großformatigen Plakat "Das Philosophenviertel" an. Hinter dem Zaun umgibt den markanten Wasserturm und die Mannschaftsbänke am Spielfeldrand eine friedliche Ruhe, doch bald dürfte es mit der Unberührtheit auf dem Sportgelände der SpVgg Jahn vorbei sein.

Nachdem der Stadtrat im Juli 2019 endgültig seine Zustimmung zur Entwicklung eines Wohngebietes gegeben hat, besteht für den Hamburger Immobilieninvestor Dignus inzwischen Baurecht. Handfeste Veränderungen entziehen sich bislang dem Auge der außenstehenden Betrachter, doch hinter den Kulissen mussten jüngst eilig die Kartons gepackt werden.

Galt bisher das stets in der Öffentlichkeit kommunizierte Credo, der Verein verlässt sein Haus erst mit der Fertigstellung der neuen Heimstätte im Norden, verlagerte der Jahn-Spielmannszug im Januar seine Ausrüstung bereits jetzt in die Räumlichkeiten des VfB, die dereinst einem modernen Funktionsgebäude weichen sollen. Steht also ein vorzeitiger Abriss der Jahn-Kulturhalle, die nach dem Abschiedskonzert der Musiker im Oktober mit diversen Weihnachtsfeiern ihre finalen Veranstaltungen erlebt hat, bevor?

Heikle Verzögerung beim ATSV

"Ein Datum gibt es nicht", betont Dignus-Geschäftsführer Tilman Rütters und zeigt gleichzeitig Verständnis für die Unsicherheit. "Die emotionale Bindung vieler Bürger ist uns bewusst." Die Planungen könnten innerhalb der kommenden Wochen auf diese erste Maßnahme hinauslaufen, genauso gut aber auf die äußere Erschließung des Areals durch Straßen- und Wegegestaltung.

Ein Hallen-Abriss sei, so Rütters, jedenfalls nicht an eine zeitliche Frist gebunden. In Vereinskreisen kursierte derweil die Annahme, zum Schutz von Fledermäusen sei besondere Dringlichkeit geboten. Sowohl Rütters als auch die zuständige Behörde im Landratsamt, wie Pressesprecher Holger Strehl auf NN-Nachfrage bestätigt, sehen die Lage allerdings entspannt. Sprich: Momentan sind keine Fledermäuse gesichtet. Dafür hakt es an anderer Stelle.

Von heute auf morgen

Ein Abriss des Kulturhallen-Komplexes von heute auf morgen passte zwar den Bauherren ins Bild, da sie vorzeitig Zugriff auf wesentliche Hauptflächen hätten. Nur stünde dann die Fußballabteilung des Jahn ohne Kabinen völlig nackt da. Angedacht war eigentlich, den Jahn eventuell temporär bei den Nachbarn vom ATSV unterzubringen. Für den kleineren Anlieger im Millionenpuzzle um das Philosophenviertel sollte schließlich das Germania-Gelände im Stadtosten früher ertüchtigt werden, ehe sich im November der Spatenstich verzögerte. Diesmal habe tatsächlich die Naturschutzbehörde des Landkreises eine Rolle gespielt, verrät der Vorsitzende Johannes Grün.

So hängt das Projekt dieser Tage untrennbar mit der Suche nach einem kurzfristigen Ausweichquartier für die Jahn-Kicker zusammen. Als "haarige Angelegenheit" beziehungsweise "nicht optimal" betitelt Vorstandsmitglied Hans Schneider die neuesten Entwicklungen. Auf der einen Seite erwartet der Klub, der sich mit der Umsiedlung von einer lähmenden Schuldenlast befreien will, zwischen März und April die eingereichten Förderbescheide und hofft auf eine hohe sechsstellige Summe, auf der anderen gerät plötzlich der laufende Spielbetrieb unter Druck.

Container oder Sportinsel

"Wir können das nur mitmachen, wenn eine unserer Spielklasse angemessene Ersatzlösung gegeben ist", verweist Vorstandsmitglied Uwe Schüttinger auf die Ansprüche des Landesligisten, dessen Jugendmannschaften zum Teil schon seit 2015 auf dem VfB-Platz spielen. Weil die Bagger auch dort einmal rollen, braucht es eine Alternative.

Neben der wohl nicht rechtzeitig verfügbaren ATSV-Variante haben Rütters und die Jahn-Verantwortlichen inzwischen zwei Szenarien eruiert. Entweder werden am bisherigen Standort Container-Umkleiden zur Verfügung gestellt, oder der Jahn wechselt auf die städtische Sportinsel. Obwohl die Anlage bereits von den Fußballern des TKV Forchheim, der Leichtathletikgemeinschaft und Schulen genutzt wird. OB Uwe Kirschstein stuft die Umsetzung als "prinzipiell möglich" ein. Bis in die Zukunft im Philosophenviertel ist wohl noch eine gute Wegstrecke zurückzulegen.

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