Stopp in Forchheim: Tandem gegen Tabus

21.8.2017, 18:28 Uhr
Stopp in Forchheim: Tandem gegen Tabus

© Foto: Ralf Rödel

Alex Heißenberg (42) aus Dresden, Sebastian Burger (37) aus Bremen, Rudolf Wein (70) aus dem Münsterland, Sophie Kant (29) aus Hamburg, Julian Lindemann (33) aus Berlin und Ines Wester (35) aus Bremen wollen Menschen, die unter Depressionen leiden, Mut machen. Dafür sind sie am Morgen von Erlangen aus auf drei Tandem-Rädern aufgebrochen, um über Forchheim nach Bamberg zu radeln. Es ist die erste Etappe ihrer rund 300 Kilometer langen "Mut-Tour", die am Freitag in Leipzig enden soll. Sie sind eines von vier Teams, die mit jeder Menge Info-Material zum Thema Depressionen im Bundesgebiet unterwegs sind, zu Lande und zu Wasser, auf Rädern, mit Gehstöcken oder im Kajak.

Als das Tandem-Gespann am Forchheimer Kriegerbrunnen Rast macht, liegt der größere Teil ihrer heutigen Tages-Strecke noch vor ihnen. Auf Luxus verzichten sie dabei. Übernachtet wird nicht im schicken Hotel, sondern im Freien – mit Zelten, Schlafsäcken, Kochgeschirr, Lebensmitteln und Kleidung zum Wechseln. Ziemlich viel und ziemlich schweres Material also mit dem ihre drei Fahrräder beladen sind. "Das ist schon eine Herausforderung", sagt Alex Heißenberg. Doch das Anliegen ihrer Tour gibt ihnen Kraft – und eben Mut: "Den braucht man bei Depressionen auf jeden Fall", sagt Heißenberg. "Leider ist es in den Familien wie auch in der Gesellschaft noch oft so, dass das Thema totgeschwiegen wird." Viele Menschen, die unter psychisch-seelischen Erkrankungen leiden, würden sich deshalb aus Angst nicht trauen, zum Arzt zu gehen, Hilfe zu suchen, kurzum: ihre Erkrankung als solche zu akzeptieren. "Vor allem als eine, die behandelbar ist", so die Dresdnerin.

Smiley gegen das Schweigen

Das Sechser-Gespann ist, wie alle Tour-Teilnehmer, selbst sind von Depressionen betroffen, manche direkt, manche als Angehörige erkrankter Familienmitglieder. Mit Broschüren, Flyern und Transparenten informieren sie über Depressionen und suchen überall, wo sie auf ihrem Weg halt machen, das Gespräch mit den Menschen, die auf die Tandems aufmerksam werden.

Beim kleinen Foto-Shooting vor dem Kriegerbrunnen hält sich Sophie Kant eine Smiley-Maske vors Gesicht. "Damit wollen wir alle Betroffenen repräsentieren, die es sich nicht erlauben können, ihre Erkrankung öffentlich zu machen, weil sie berufliche Benachteiligung oder Mobbing befürchten", so Heißenberg.

Seit 2012 läuft es das Aktionsprogramm zur Entstigmatisierung der Depression als Krankheit, getragen vom Verein Deutsche DepressionsLiga.

ZWeiter Informationen, Beratungs- sowie Hilfe-Angebote gibt es im Internet unter www.mut-tour.de

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