Streit um Funkturm in Wiesenthau geht weiter

30.9.2019, 19:13 Uhr
Streit um Funkturm in Wiesenthau geht weiter

© Foto: Franz Galster

Es ist wie die Quadratur des Kreises: Fast jeder nutzt heute ein Smartphone, aber viele wollen keinen Sendemast in ihrer Umgebung. Dieses landesweite Thema bewegt momentan auch die Gemüter in Wiesenthau, wo die Deutsche Funkmast GmbH, eine Tochter von Telekom, zur Verbesserung der Empfangsqualität auf Langenlohe einen 40 Meter hohen Sendemast errichten will.

Bürgermeister Bernd Drummer begrüßte daher zu einer Informationsveranstaltung im Sportheim Erwin Walch, Kommunalbeauftragter der Telekom, und Thomas Kurz, zuständig für elektromagnetische Felder beim Amt für Umwelt. Der Saal war gut gefüllt. Der Gemeinderat von Wiesenthau und die Bürger wollten die Gelegenheit wahrnehmen, mehr Fakten zum geplanten Vorhaben zu finden. Drummer gab eingangs nochmals einen Abriss der bisherigen Geschichte.

Demnach bat die Telekom die Gemeinde um einen Standort, den sie allerdings nicht bieten konnte. Darauf suchte das Unternehmen selbst und wurde im Ortszentrum fündig. Sie stellte einen Bauantrag, den die Gemeinde trotz ihrer geäußerten Bedenken rechtlich nicht verhindern kann. Allerdings lehnte ihn das Landratsamt wegen fehlender Unterlagen ab.

In einer Klausurtagung zogen die Gemeinderäte drei Standorte in Erwägung – von denen Langenlohe nach Prüfung durch die Telekom in Frage kommt. Im April stellte die Telekom einen entsprechenden Bauantrag. "Wir nehmen die Sorgen und Bedenken der Bürger ernst, die Veranstaltung soll ein Beitrag zur Versachlichung sein", sagte Drummer. Walch betonte, dass er "natürlich auch" die Interessen des Unternehmens vertrete. Als neutraler Experte sei deshalb Thomas Kurz anwesend.

Anderer Standort, weniger Leistung

Walch ging nochmals auf die Standortgedanken mit kleinerer Sendeleistung, wie Rathaus oder Schloss, ein. Ein Mast auf dem Rathaus ginge aus Stabilitätsgründen nicht, das Schloss sei denkmalgeschützt. Technisch würde die Langenlohe auch einen Bereich von Gosberg mit abdecken, so Walch. Erst dadurch werde der Standort wirtschaftlich tragbar, da auch die Installation mit der Stromversorgung technisch aufwändig sei. Er verwies auch auf Wechselwirkung zwischen Sendemast und Smartphone. "Empfängt das Mobilgerät ein schwaches Signal, regelt es am Körper entsprechend hoch."

Kurz hob auf den wissenschaftlichen Aspekt ab – mit der ganzen Komplexität von Ursache und Wirkung. Risiken seien, wie überall im Leben, nie gänzlich auszuschließen, so der Fachmann. Die Diskussion zeigte dann auch das Dilemma aller Beteiligten auf: Eine Besucherin erwähnte mutmaßliche gesundheitliche Risiken mit vermehrten Krebserkrankungen, Schlafstörungen und vielen anderen negativen Erscheinungen. Dem stand entgegen, dass beispielsweise in der Stadt München solche Erkrankungen eher zurückgehen.

Ein Zuhörer schlug vor, eine Bürgerbefragung, wie letztes Jahr in der Gemeinde Obertrubach geschehen, durchzuführen. Das klang zunächst plausibel. Dann meldete sich eine Zuhörerin vom Gebiet Langenlohe, die zur Bedingung machte, dass die Befragung "standortneutral" stattfinden müsse. Dies wäre sonst eine "klare Benachteiligung der Bürger von dort". Die Häuser verlieren nach ihren Ausführungen mit dem Mast an Wohnwert, sie würde mit einem Mast um das ganze Ersparte ihres Lebens gebracht, wenn sie das Haus einmal verkaufen wolle.

Der Gemeinderat hat nun die schwierige Aufgabe, die Interessen aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen – und sitzt im Moment zwischen allen Stühlen. Bürgermeister Drummer zeigte sich für eine Bürgerbefragung offen. "Aber kehrt Ruhe ein bei einer Mehrheit für den Mast von 52 oder auch 75 Prozent?", fragte er. Er will das Thema im Gemeinderat nochmals behandeln.

Drummer schwebt vor, ein zertifiziertes Institut zu beauftragen, um an verschiedenen Stellen im Ort (wie Schule oder Kindergarten) Strahlungsmessungen vorzunehmen.

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