Streit um Kanus auf der Wiesent: BN kritisiert Landratsamt

15.4.2021, 17:44 Uhr
Am Streitberger Wehr - so beklagt es der BN - schubsen Helfer der Bootsverleiher die Kanus über die Steine, die dieses Hindernis alleine nicht überwinden könnten. 

© Archivbild: Marquard Och Am Streitberger Wehr - so beklagt es der BN - schubsen Helfer der Bootsverleiher die Kanus über die Steine, die dieses Hindernis alleine nicht überwinden könnten. 

Der BN-Kreisgeschäftsführer Ulrich Buchholz, Geschäftsstellenleiter Friedrich Oehme und der Ebermannstädter Ortsvorsitzende Christian Kiehr befürchten, dass demnächst auf Druck der gewerblichen Bootsverleiher für die Wiesent Schifffahrtsgenehmigungen erteilt werden, denn schon ab Mai soll das Geschäft anlaufen. Die Naturschützer sähen den Bootsverkehr gern erst ab Mitte Juni, wenn der Eisvogel gebrütet hat.

In Auftrag gegeben hatte die Kreisbehörde die Expertisen für das Flora-Fauna-Habitat (FFH) und das Vogelschutzgebiet erst auf Verlangen des BN im Februar 2018. Dass der BN am Verfahren überhaupt beteiligt worden sei, geht auf eine gerichtliche Auseinandersetzung zurück, so Friedrich Oehme.

Im Juli 2018 sei die Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz von den Forderungen des BN nach den Prüfungen in Kenntnis gesetzt worden. "Es sei alles in besten Händen", war später zu erfahren. Erst im März 2021 sei eine "Kann-Verordnung" präsentiert worden und darin sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass der gewerbliche Bootsverkehr keine erhebliche Beeinträchtigung für die Fischfauna darstelle. Dabei sei die Beeinträchtigung der Unterwasservegetation jedoch einfach ignoriert worden, erklärte Oehme. In einer dem Landratsamt bereits zugestellten, 40-seitigen Stellungnahme kommen die Naturschützer zu ganz anderen Ergebnissen.

Die artenschutzrechtliche Prüfung sei vom Landratsamt offenbar nicht eingefordert worden, sagte Christian Kiehr. Ein weiteres Manko: Das Gutachten des Fischereiverbands Oberfranken fehle. "Es gibt offenbar Gründe, weshalb uns die umfangreichen Untersuchungsergebnisse von gefährdeten Fischarten wie Mühlkoppe oder Bachneunauge nicht vorliegen", vermutet Kiehr. Warum würden sonst Maßnahmen zur Schadensbegrenzung wie etwa Pflanzungen von Gehölzen an den Wiesentufern durchgeführt, fragen sich die Naturschützer. Gar keine Logik sieht Kiehr in der gleichzeitigen Abholzaktion zwischen den Orten Waischenfeld und Behringersmühle.

Bootsführerschein gefordert

Unverständlich ist dem Ortsvorsitzenden von Ebermannstadt, dass es nach den zurückliegenden Trockenjahren die Niedrigwasserregelung nicht mehr gibt. Das Streitberger Naturwehr oder die Strecke bei Gasseldorf würden ungehemmt befahren – wenn nötig, würden Mitarbeiter der Verleiher mit "Schubsen" nachhelfen. "Was nicht passt, wird passend gemacht", ätzte Kiehr: Dass gewerbliche Verleiher von außerhalb keine Schifffahrtsgenehmigung bräuchten, "wer schaut da drauf?" fragte er. Dies würden auch die drei hiesigen Bootsverleiher beklagen. Ein Unding sei, dass die selbe Behörde, die die Gutachten beauftragte, sich jetzt zum Prüfer aufgeschwungen habe – ein Interessenskonflikt.


Bootfahren auf der Wiesent: Anhörung läuft.


140 Leihboote in sechseinhalb Stunden hat Kiehr an einem schönen Sommertag im letzten Jahr gezählt, dazu kämen noch Privatkanus. An Sonn- und Feiertagen seien 150 Boote keine Seltenheit. An dieser Stelle schaltete sich Stefan Schmidt vom Bayerischen Kanuverband ein, der die Überfrachtung an der Wiesent kennt und so kennzeichnete: "Wir sehen, die Dosis macht das Gift." Es dürfte kein Problem sein, den Bootsverkehr ganzjährig mit einer Infrarotkamera festzuhalten, bemerkte der Ressortleiter "Umwelt & Gewässer". Und weiter: "Ich sehe den unlimitierten Betrieb als große Gefahr."

Nach einer Stunde fasste Tom Konopka, der Moderator und BN-Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken, zusammen: Der Bootsverkehr auf den Flüssen habe in den letzten Jahren extrem zu genommen, mit Bierkiste und Musik würden "Flusspartys" gefeiert und dabei mitunter die Bruthöhlen des Eisvogels angesteuert. Nur noch acht Brutpaare würden aktuell an der Wiesent gezählt. Aus dem Landratsamt gäbe es keine Anzeichen, dass diesem Treiben ein Ende gesetzt werde.

Der BN habe erst eine Klage anstrengen müssen, um die Behörde zum Handeln zu bewegen: "Das Gericht in Bayreuth hat uns Recht gegeben", erst seit wenigen Wochen lägen Zusatzregeln vor. Der BN fordert, Niedrigwassergebiete nicht mehr zu befahren, weil dabei Larven von Fischen weggerissen werden. Der vom Landratsamt geforderte "Mindestpegel" sei völlig absurd", warf Stefan Schmidt ein.

In die Schifffahrtsgenehmigungen sei der BN nicht wirklich einbezogen worden. Dieser fordere, dass Kunden besser zu schulen sind: "Wir verlangen den Bootsführerschein", so Konopka.

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