Streitberg: Mit ganzem Herzen für Ältere und Kranke

27.1.2019, 09:00 Uhr
Streitberg: Mit ganzem Herzen für Ältere und Kranke

© Fotos: privat

Die meisten Bewohner schlafen noch, wenn Claudia Geist ihren Dienst im Seniorenzentrum Martin Luther in Streitberg beginnt und mit den Pflegerinnen und Pflegern der Nachtschicht bei der "Übergabe" erfährt, was sich in den vorangegangenen Stunden ereignet hat.

Hinter dem nüchternen Wort "Übergabe" verbirgt sich das Wohlbefinden der Heimbewohner. Menschen, die noch agil sind, aber auch bettlägerige Menschen, die viel mehr auf Hilfe angewiesen sind. "Geht es ihnen gut, war jemand unruhig, fühlt sich ein Mann oder eine Frau schlecht, sodass sie diesen Tag im Bett verbringen sollten", nennt Geist all diese Fragen, die in den ersten Minuten geklärt werden – bevor das Heim so richtig zum Leben erwacht.

Claudia Geist ist gerne Altenpflegerin. Das spiegelt sich in ihrer Arbeit wider: Beim Bundeswettbewerb "Bester Schüler in der Alten- und Krankenpflege" des Deutschen Vereins zur Förderung pflegerischer Qualität hat Geist als beste bayerische Schülerin den dritten Platz belegt. Als Prüfungsaufgabe in Berlin musste sie eine Pflegeplanung für einen fiktiven Patienten schreiben, Tabletten einspritzen, einen Kompressionsverband anlegen und ein Beratungsgespräch führen. Aufgaben, die Geist in ihrem Berufsalltag auch meistert.

Beruf und Berufung

Groß auf den Wettbewerb vorbereitet hat sie sich nicht. "Ich wusste nicht, was auf mich zukam", erklärt die 43-Jährige aus Heiligenstadt.

Aber sie wusste schon als Jugendliche, dass ihr das Arbeiten in einem Seniorenheim gefallen würde – weshalb sie als 16-jährige Schülerin während der Ferien in der Kopfklinik in Erlangen und im Krankenhaus in Ebermannstadt in der Pflege jobbte. Nach dem Abitur studierte Claudia Geist zunächst Ökotrophologie, also Haushalts- und Ernährungswissenschaften.

Eine berufliche Möglichkeit hat Geist mit ihren inzwischen zwei Söhnen nicht mehr gesehen, weshalb sie beschloss, als Betreuungskraft zunächst beim Roten Kreuz in Muggendorf, dann bei der Diakonie im Seniorenzentrum in Streitberg zu arbeiten. Schlaganfall-Patienten waschen, Katheterbeutel wechseln, Blutdruck messen oder Betten machen, waren ihr nicht fremd, als sie vor drei Jahren entschied, die dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin an der Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe in Bamberg in Teilzeit zu absolvieren. Hier entschied sie sich dann zur Ausbildung.

"Ich wollte mehr Fachwissen, mehr Verantwortung und einen Beruf, auf dem ich aufbauen kann", erklärt Geist, die mit den ersten guten Noten der Ehrgeiz gepackt hat. Aber ehrgeizig war sie schon immer.

Sie bedauert, dass der Beruf in der Öffentlichkeit so schlecht dargestellt wird. Es ist zwar ein Schichtdienst und man muss auch belastbar sein, aber Geist sieht viel Positives in dem Beruf. "Es ist ein sehr vielseitiger Beruf, mit verschiedenen Aufgaben", erklärt die Altenpflegerin. Neben dem Organisatorischen stehe vor allem der Mensch im Mittelpunkt.

Die Bezahlung sei "völlig in Ordnung" – nach dem öffentlichen Tarif und den Schichtzulagen. "Hier in der Diakonie haben wir immer Fachkräfte. Das Seniorenzentrum bildet selbst gut aus, sodass wir auch immer Auszubildende haben", erklärt Geist.

Doch auch aus ihrer schulischen Ausbildungszeit an der Akademie in Bamberg konnte sie einen Wandel erkennen: Es sind immer mehr, die diesen Beruf ergreifen oder in der Krankenpflege arbeiten. Ein Beruf, der ebenso viel Fachwissen erfordert.

Was und wann

Das Medizinische, die Krankheitslehre, die Anatomie, die Behandlungspflege und Wundversorgung haben Claudia Geist am meisten interessiert. In der Praxis gilt es eben schon zu wissen, was getan werden sollte, wenn das Bein kalt und blau oder rot und geschwollen ist – und wann sofort der Arzt gerufen werden muss.

Auch die Ärztevisiten und die Gespräche mit den Therapeuten gehören zum Berufsalltag, denn es gilt für jeden einzelnen Bewohner die richtige Pflege zu erstellen.

Welche Fähigkeiten hat der Bewohner? Welche Ressourcen? Welches Ziel verfolgt man mit der Pflege, sprich: muss der Zustand des Patienten erhalten bleiben oder kann er noch verbessert werden? In der Praxis sehen Behandlung und Prophylaxe dann so aus, dass der Bewohner zum Essen geführt wird, sofern möglich und der Rollstuhl dann diese wenigen Meter nicht benutzt wird. Oder der Bewohner hilft bei der Morgentoilette und wäscht sich das Gesicht selbst.

Dieses individuelle Pflegeprogramm erstellt Geist für ihre Schützlinge. Den Beruf kann sie deshalb allen empfehlen, die am Ende des Tages sagen möchten: "Ich habe Gutes bewirkt und konnte helfen", – das sagt Claudia Geist und winkt einigen "Fußgängern", den mobilen Bewohnern zu, als sie nach ihrer Frühschicht das Seniorenzentrum verlässt.

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