Streitberg: Zukunft des Sporthotels sorgt für Verwirrung

3.5.2019, 10:00 Uhr
Ein Verein mit unklaren finanziellen und konzeptionellen Hintergründen will aus dem Sporthotel in Streitberg (hier ein Bild von der Eröffnung 2012) ein Schüler- und Studentenwohnheim machen. Doch nicht nur Bürgermeister Helmut Taut hält die Standortwahl für irritierend.

© Ralf Rödel Ein Verein mit unklaren finanziellen und konzeptionellen Hintergründen will aus dem Sporthotel in Streitberg (hier ein Bild von der Eröffnung 2012) ein Schüler- und Studentenwohnheim machen. Doch nicht nur Bürgermeister Helmut Taut hält die Standortwahl für irritierend.

Aber der Reihe nach: Der Erwerber des Gasthofes Schwarzer Adler in Streitberg möchte an das bestehende Gebäude einen Bettentrakt auf dem Gelände des bisherigen Biergartens errichten. „Das war mein Biergarten und mein Wirtshaus“, beschrieb Zweiter Bürgermeister Gerhard Kraus (BGS) die Bedeutung der Traditionsgaststätte für den zweitgrößten Ortsteil Wiesenttals. Gerade der Biergarten sei auch von den Touristen sehr geschätzt worden, nicht zuletzt von den — im Jahr 30.000 — Besuchern der nahegelegenen Binghöhle.

Konrad Rosenzweig (CSU) hielt gastronomische Investitionen im Luftkurort für wichtig. Gleichzeitig sah er die dichte Bebauung an dieser Stelle, denkmalgeschützte Gebäude und der historische Biergarten mit seinen alten Bäumen. Den künftigen Gästen bliebe nicht einmal eine Frühstücksterrasse, wenn wie geplant sechs bis sieben Doppelzimmer angebaut würden, glaubte Rosenzweig.

So sieht es auch Bürgermeister Helmut Taut (FWW), vor allem unter Verkehrsgesichtspunkten. Denn es steht die Dorferneuerung in diesen Straßenzügen an; die Pläne der Umgestaltung des Dorfplatzes sehen zugunsten von Brunnen und Grün weniger öffentliche Parkplätze vor.
Wie viele Stellplätze für die Hotelgäste von der Baugenehmigungsbehörde im Landkreis gefordert werden, war in der Sitzung nicht bekannt und auch nicht, wo auf dem Wirtshausareal Stellplätze untergebracht werden könnten.

Der Bauwerber soll sich schon an anderer Stelle in der Fränkischen Schweiz nach einem geeigneten Objekt umgeschaut haben, aber nicht fündig geworden sein. Man möchte ihn in Wiesenttal halten.
Deshalb soll sich der Bürgermeister mit ihm zusammensetzen, um eine Alternative zu finden. „Das Bauvorhaben wäre eine Zwangsjacke geworden, wir hätten dem Bauwerber damit keinen Gefallen getan“, kommentierte er das Projekt. Einstimmig beschloss der Rat, sein Einvernehmen nicht zu erteilen.

Genauso entschied er bei der beantragten Nutzungsänderung für das bisherige Sporthotel Fränkische Schweiz (die ehemalige Jugendherberge) in Streitberg. Das große Areal will ein Verein „Mihenk e. V.“ erwerben, um es künftig als Schüler- und Studentenwohnheim zu nutzen. Dahinter steht nach der Projektdarstellung, die der Bauvoranfrage beigefügt war, eine Elterninitiative, die sich um bessere Bildungschancen für Jugendliche mit Migrationshintergrund bemüht.

Die Standortwahl ist irritierend, denn der Markt verfügt nur über eine Grundschule. „Wir können das 50 jungen Leuten nicht antun, hier zu leben“, meinte Taut im Hinblick auf die Tatsache, dass junge Wiesenttaler zu Ausbildungszwecken den Ort verlassen müssen.

„Erhebliche“ Unterschiede

Am Tag vor der Ratssitzung hatte der Eigentümer des Sporthotels, Matthias Bugl, die Anlieger zu einer Projektvorstellung eingeladen, an der auch Marco Trautner (FWW) teilnahm. Ihm stach ins Auge, dass inhaltlich das dort ausgehändigte Informationspapier nicht mit den Unterlagen für den Rat übereinstimmt. „Es unterscheidet sich erheblich“, betonte Trautner. Nennt Letzteres typische pädagogische Ziele eines schulunterstützenden Wohnheims oder Internats, spricht der Flyer von einer „Herberge für Jugendliche“ und „Bildungsseminaren für einen erweiterten Personenkreis".

Trautner und sein Ratskollege Kraus fragten nach den finanziellen Hintergründen — denn der Verein wurde nach Auskunft der Sprecher erst am Tag vor der Veranstaltung umbenannt. Der Verein, den es laut Kraus „gar nicht gibt“, stellte aber bereits am 18. April den Nutzungsänderungsantrag. Im Flyer beruft sich „Mihenk e.V.“ auf ein Herkommen aus der Initiative „Gülistan e. V.“ aus Lauf an der Pegnitz. Unter diesem Namen ist im Handelsregister Nürnberg eine Firma mit Sitz in Lauf eingetragen.

„Uns wird kein reiner Wein eingeschenkt“, fasste Rosenzweig seinen Eindruck zusammen. Denn angeblich hat der Verein nur 20 Mitglieder, will aber finanziell so ausgestattet sein, dass er eine Immobilie, deren Wert sicher siebenstellig ist, erwerben kann.

Kraus war skeptisch, was ein Heim für „richtige“ islamische Lehre bedeuten könne. Hans Heißenstein (WU) betonte ausdrücklich seine persönliche religiöse Toleranz, die jeder Religionsgemeinschaft Ausbildungsstätten zubillige. Gleichwohl hielt er Streitberg nicht für einen geeigneten Standort — mangels islamischen Umfelds. Dafür seien andere Orte in Deutschland viel passender.

Der Gemeinderat will den Hoteleigentümer weiterhin unterstützen. Wie seinerzeit vor neun Jahren mit dem Verkauf von 3000 Quadratmetern Grund für Eventscheune und Parkplätze, betonte Taut. Er sieht eine wirtschaftliche Alternative im Interesse von Sozialverbänden, die schon wegen betreuten Wohnens nachgefragt hätten. Auf dem weiteren Grundstück könnten Häuser für junge Familien gebaut werden. Das wäre auch im Interesse der Nachbarn in dem reinen Wohngebiet.

Wirtsäcker II wächst

Der erste Bauantrag für das umstrittene Baugebiet „Wirtsäcker II“ in Niederfellendorf ist derweil einstimmig positiv beschieden worden. Das Haus mit einer Physiotherapiepraxis weicht nicht von den Festsetzungen des Bebauungsplans ab; allerdings ist der noch nicht rechtskräftig, so dass das gemeindliche Einvernehmen erst mit dessen Rechtskraft wirksam werden soll.

 

1 Kommentar