Wichtiges Ehrenamt

Tag und Nacht einsatzbereit: Bergwacht Forchheim sucht Nachwuchs

28.10.2021, 08:00 Uhr
Ein Einsatz in luftiger Höhe: Jüngst war die Bergwacht Forchheim nach einem Kletterunfall am Röthelfels gefordert.  

© e-nn-for-20210812_095530-3.jpg, NN Ein Einsatz in luftiger Höhe: Jüngst war die Bergwacht Forchheim nach einem Kletterunfall am Röthelfels gefordert.  

"Wo ist die erste Stelle, die gefährlich ist, wenn ihr losfahrt", fragt Denis Lieb von der Bergwacht Forchheim in die Runde. Kurze Stille. "Am Fußgängerweg", vermutet Melanie. "So ist es", bestätigt Dennis. "Ihr müsst immer damit rechnen, dass die Leute euch nicht sehen", erklärt er. Freitagabend bei der Bergwacht Forchheim. Heutiges Thema: Blaulichteinweisung. Ohne sie absolivert zu haben, darf niemand das Auto zu einem Einsatz fahren.

Denis Lieb von der Bergwacht Forchheim kontrolliert Material, um im Ernstfall gerüstet zu sein, wenn es schnell gehen muss, um Verunglückte zu retten. 

Denis Lieb von der Bergwacht Forchheim kontrolliert Material, um im Ernstfall gerüstet zu sein, wenn es schnell gehen muss, um Verunglückte zu retten.  © Barbara Schapp, NNZ

Für die Bergwacht Forchheim geht es oft hoch hinaus oder ganz tief unter die Erde: Sie besteht aus 24 aktiven Bergrettern und Bergretterinnen und sieben Anwärtern und gehört zur Region Frankenjura der Bergwacht Bayern. Sie hilft Menschen in Not, dort, wo kein Rettungswagen hinkommt.

Retter der Bergwacht Forchheim: Mitten in der Nacht alarmiert

"Oft wird man mit Situationen konfrontiert, die man nicht erwartet", erzählt Ludwig Lieb (60). Deshalb ist auch ein bisschen Improvisationstalent wichtig. "Vor allem ist Erfahrungsschatz gefragt." Auch sollte die Familie hinter einem stehen. "Manchmal muss man mitten in der Nacht raus, das kann auch für die Familie anstrengend sein", meint er.

Ludwig ist eines der Urgesteine in der Bergwacht Forchheim. Mit über 37 Jahren Erfahrung in der Bergrettung hat er viel erlebt. Trotz der langen Zeit im Einsatz hat er immer noch Spaß daran.

Nachwuchs gesucht: "Wir brauchen dringend Leute"

Er findet gut, dass er "mit jungen Leuten zu tun hat" und "ein Austausch da ist zwischen den Älteren und den Jüngeren." Das eigene Wissen, das sich in den vielen Jahren angesammelt hat weiterzugeben, ist ihm wichtig. Nachwuchs wird gesucht: "Wir brauchen dringend Leute, die Lust haben bei uns mitzumachen." Wie überall im Ehrenamt. Umso wichtiger wird das, wenn es um den Ernstfall geht.

"Die Einsätze sind nicht so schlimm wie im Gebirge", sagt Lieb, "aber trotzdem sind sie zum Teil extrem." Vor allem, wenn ein Verunglückter verstirbt brauchen auch Einsatzkräfte mal Hilfe. "Es ist wichtig, dass man miteinander redet." Da hilft das eigene Team am meisten. "Die psychischen Aspekte bei den Einsätzen sollte man nicht außer Acht lassen, beim eigenen Team und auch bei den Ersthelfern vor Ort."

Psychosoziales Notfallversorgungsteam: Auch die Retter brauchen mal psychologische Betreuung

Für solche Fälle ist Steffi Zeuch (53) gut vorbereitet. Sie ist Regionalgruppenleitung im Psychosozialen Notfallversorgungsteam der Bergwacht für das Gebiet Frankenjura und hilft Betroffenen bei den Einsätzen.

Melanie Pfeufer ist ganz frisch seit vier Wochen bei der Forchheimer Bergwacht dabei.  

Melanie Pfeufer ist ganz frisch seit vier Wochen bei der Forchheimer Bergwacht dabei.   © Barbara Schapp, NNZ

Das Schönste ist für sie, wenn sie merkt, dass sie den Beteiligten wirklich helfen konnte. Da weiß man, man hat was Gutes getan." Aber das ist nicht allein der Grund, warum Steffi Zeuch in der Bergwacht ist. Ihr Sohn hat sie darauf gebracht. "Er hatte schon als Kind großes Interesse an der Luftrettung", erzählt sie lächelnd. "Dann habe ich versucht, das zu organisieren und dann sind mein Mann und ich auch nach und nach dazu gekommen."

Den Sonnenuntergang vom Gipfel eines Kletterfels begrüßen

Auch Lukas Heidner (30) hatte schon früh Interesse an der Bergwacht. Er war fasziniert von den "coolen Leuten", die an der Bergwachthütte am Walberla ihren Dienst machten. Nach einigen Jahren wurde er dann von seinem neuen Nachbarn Sebastian Grill (auch liebevoll Grilli genannt) mit zu einer Ausbildung genommen. "Ja und dann bin ich da irgendwie geblieben", erklärt Lukas schmunzelnd.

Lukas Heidner findet die Ausbildungsabende in der Fränkischen Schweiz am schönsten und die Rückmeldungen von Geretteten, dass sie gut versorgt wurden.

Lukas Heidner findet die Ausbildungsabende in der Fränkischen Schweiz am schönsten und die Rückmeldungen von Geretteten, dass sie gut versorgt wurden. © Barbara Schapp, NNZ

"Am Schönsten an der Bergwacht sind die Übungsabende in der Fränkischen Schweiz", findet Lukas Heidner. "Es gibt nichts Schöneres nach dem Klettern, als auf dem Gipfel eines Kletterfels zu sitzen und gemeinsam den Sonnenuntergang zu begrüßen", erzählt Lukas mit einem Leuchten in den Augen. Außerdem freut ihn das Feedback nach einem Einsatz von den Patienten und Patientinnen, wenn diese sich gut aufgehoben fühlten. "Das steht über allem."

Einsätze, die betroffen machen

Obwohl es sehr viel Spaß macht mit den Leuten in der Bergwacht, gibt es auch "immer wieder Einsätze, die einen selbst als Kletterer sehr betroffen machen", gibt Lukas zu. "Das gibt einem schon manchmal zu denken." Trotzdem hat er das Klettern noch nicht aufgegeben. Das Wichtigste, um schlimme Unfälle zu vermeiden, sind "die Arbeit im Team und dass man selbst weiß, wo die eigenen Grenzen sind und diese klar zu kommunizieren", stellt Lukas fest.

Eine Anwärterin, die nun schon seit vier Wochen bei der Bergwacht ist und auch gerne in der Natur und in den Bergen unterwegs ist, ist Melanie Pfeufer (33). Die Friseurmeisterin hat neben ihrer Arbeit noch Zeit und möchte etwas für die Gemeinschaft tun. Als Neue hat sie schon einiges Wissen erlangt, nicht nur für die Bergrettung: "Letztes Mal haben wir gelernt, Schneeketten auf das Einsatzfahrzeug zu ziehen", erzählt Melanie. "Das kann ich auch für mein eigenes Auto anwenden." Außerdem hat sie "schon Absicherung im steilen Gelände erprobt", berichtet sie stolz. Von der Bergwacht erfahren hat sie über die Facebook-Seite. "Ich habe mich dann einfach gemeldet und bin zu einem Ausbildungsabend gekommen."

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