Tanzen in Corona-Zeiten: Mit Abstand auf dem Parkett

18.9.2020, 07:55 Uhr
Acht Paare sind in dem 80 Quadratmeter großen Saal der Tanzschule Rupprecht-Moser aktuell erlaubt. 

© Ralf Rödel Acht Paare sind in dem 80 Quadratmeter großen Saal der Tanzschule Rupprecht-Moser aktuell erlaubt. 

Von einem auf den anderen Tag musste Roland Moser dicht machen; zwar nur vorübergehend, doch der coronabedingte Lockdown traf ihn mit voller Wucht: Keine Schülerkurse, keine regulären Tanzstunden, keine Tanzpartys. Mehrere Monate herrschte gähnende Leere in seinen Sälen bis Ende Mai die erlösende Nachricht kam: Ab 8. Juni dürfen Tanzschulen in Bayern wieder öffnen. "Da haben wir alle durchgeatmet", erinnert sich Moser an den Moment zurück.

Zwei Tanzschulen hatte Moser da noch in Forchheim. Eine in der Bayreuther Straße und eine im Kolpingshaus. Dass letzteres renovierungsbedürftig war, stand zu dem Zeitpunkt schon fest. Der Mietvertrag ging dennoch noch bis 2022. Dann am Tag der Wiedereröffnung nach dem Lockdown erhielt Moser die Nachricht: Das Dach des Kolpingshauses ist einsturzgefährdet, es darf niemand mehr hinein. Ein holpriger Start.

Nun einige Wochen später ist in der Tanzschule zumindest eine (Corona-)Normalität eingekehrt: Es darf wieder getanzt werden, allerdings mit Einschränkungen: So wurde beispielsweise die Teilnehmerzahl je nach Größe des entsprechenden Saales beschränkt. Moser kann deswegen aktuell in seinen jeweils rund 80 Quadratmeter großen Sälen acht Paare pro Kurs zulassen. "Ich hatte aber auch schon zuvor nur maximal zehn Paare pro Kurs." Sein Credo: Lieber acht zufriedene Tanzpaare, als 18 unzufriedene, erklärt er schmunzelnd. "Ich hatte deshalb glücklicherweise mit der Teilnehmerbegrenzung weniger Probleme als andere Tanzschulen. "

Keine Maske beim Tanzen

Sechs Tanzlehrer unterrichten aktuell bei Moser Standard- und Lateintänze, darunter Klassiker wie Walzer und Rumba, aber auch Salsa und Samba. Zusätzlich bietet er Kurse für Schüler und Kinder sowie Fitnesskurse an. In allen Kursen muss der Abstand zu den anderen Paaren oder der anderen Person gewahrt werden. Damit der eingehalten wird, hat Moser einige Punkte am Boden angebracht. Auch der Partnerwechsel in den Kursen war wochenlang verboten; nun wurde dieser Abschnitt aus der neuen Verordnung gestrichen. "Ich mache aber generell keinen Partnerwechsel", fügt Moser hinzu.

Eine Maskenpflicht gibt es beim Tanzen selbst nicht. Wer das Parkett allerdings verlässt, der muss Mund und Nase sofort wieder bedecken. Am Eingang stehen, wie jetzt überall, natürlich Desinfektionsmittel-Spender bereit. Doch wie verhindern, dass sich nicht doch einer ansteckt? "Diese Chance gibt es immer, wenn man so nahe beieinander ist", gibt Moser zu. "Aber natürlich versuchen wir das zu verhindern, zum Beispiel durch unser Lüftungskonzept." Fenster und Türen zu öffnen, um die Luftzirkulation im Raum zu erhalten, nennt auch das Robert-Koch-Institut als eine wirksame Maßnahme, um das Ansteckungsrisiko durch die sogenannten Aerosole (feinste luftgetragene Flüssigkeitspartikel und Tröpfchenkerne) zu verringern.

Die Tanzpartys, die Moser eigentlich zwei Mal die Woche für seine Schüler veranstaltete, sind zudem aktuell ganz verboten. Die für dieses Jahr geplante Jubiläumsfeier zum 20-jährigen Bestehen der Tanzschule wurde vorerst ausgesetzt. "Es wird eine Feier geben, wenn es erlaubt und sinnvoll ist", verspricht er. Die wegfallenden Tanzpartys fehlen aber nicht nur des Spaßes wegen, sondern reißen auch finanziell eine Lücke in Mosers Kasse. "Die Einnahmen durch den Eintritt und für die Getränke fallen schon ins Gewicht. Und die Leute fragen auch ständig, wann wir wieder solche Feiern machen können. Das fehlt einfach."

Trotz der teils massiven finanziellen Einbußen, vor allem durch die Zwangspause, kann Moser zum aktuellen Zeitpunkt seine Tanzschule noch halten, "Wenn aber noch ein Lockdown kommt, der länger dauert, wäre das eine Katastrophe. Dann würde es existenzbedrohend." Insgesamt sieht Moser vor allem den kalten Jahreszeiten mit gemischten Gefühlen entgegen. Seine gute Laune verliert er dennoch nicht, sondern sagt scherzhaft: "Im Winter wird’s mit den offenen Fenstern dann schon etwas kühler."

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