Überflutete ICE-Strecke: Biber sorgen für Ärger in Poxdorf

19.12.2019, 11:38 Uhr
Überflutete ICE-Strecke: Biber sorgen für Ärger in Poxdorf

© Bund Naturschutz

Probleme mit den Bibern im Kreuzbach und die Brandschutzsanierung der Schule - das waren die Themen, die die Gemeinderäte in der letzten Sitzung dieses Jahres beschäftigt haben.

Die Biber dringen in das Wohnbebauungsgebiet von Poxdorf vor. Diese Mitteilung des Bürgermeisters rief zunächst bei Räten und Zuhörern Schmunzeln hervor. In einem ausführlichen Bericht fasste Bürgermeister Paul Steins (CSU) dann zusammen, was er seit 2014 in "der Sache mit den Bibern" erlebt hat und wie er weiter vorzugehen gedenkt.

Überflutete ICE-Strecke: Biber sorgen für Ärger in Poxdorf

© Foto: Gemeinde Poxdorf

Empfindliche Geldstrafen

Biber sind kluge, nachtaktive Nagetier, die im 19. Jahrhundert fast ausgerottet worden sind. Dank intensiver Schutzmaßnahmen ist es inzwischen gelungen, ihre Population wieder zu erhöhen. In den Landkreisen achten die Umweltbehörden darauf, dass das geschützte Tier nicht erlegt wird und seiner die Landschaft gestaltenden Tätigkeit unbeeinträchtigt nachgehen kann. Biber bauen Burgen und Dämme, fällen Bäume und stauen Bäche auf. Wer die Bauten von Bibern ohne Rücksprache mit der Naturschutzbehörde zerstört, muss mit teils empfindlichen Geldstrafen rechnen.

Mit den Bauten schaffen sie für viele Pflanzen und Tiere einen geeigneten Lebensraum, geraten aber auch mit den Menschen in Konflikt, da sie Überschwemmungen, Straßenunterspülungen und Schwachstellen in Hochwasserschutzdeichen verursachen können.

Bürgermeister Steins kann davon ein Lied singen. Seit seinem Amtsantritt im Jahre 2014 halten ihn die Biber in Trab. Inzwischen ist er, wie er selbst sagt, eine Art Biberspezialist geworden. Er betont, dass er nichts gegen die klugen und erfindungsreichen Tiere hat, aber er will verhindern, dass sie in seiner Gemeinde Schaden anrichten.

Aus der Regnitz zugewandert

Die Biber im Poxdorfer Kreuzbach sind aus der Regnitz zugewandert. Den Duchlass unter dem Bahndamm nutzend, arbeiten sie sich mit der Zeit immer näher an das Wohngebiet heran. Sie bewegen sich bachaufwärts, ganz entgegen ihrer sonst von den Naturschützern beobachteten Gewohnheit. Da sie, Greifvögel und wildernde Hunde ausgenommen, keine natürlichen Feinde mehr haben, vermehren sie sich stark.

Im Kreuzbach bauen sie emsig immer neue Dämme. Zuletzt waren es auf Poxdorfer Flur 11 Stück. Nachdem diese Mitte Oktober in viertägiger Arbeit und unter Einsatz eines eigens angemieteten großen Baggers wieder einmal vom Bauhof der Gemeinde entfernt worden waren, musste Paul Steins Anfang Dezember feststellen, dass alle Dämme wieder neu errichtet worden waren.

Zwar sagt der zuständige Biberbeauftragte der Unteren Naturschutzbehörde in Forchheim, Biber hätten in der Wohnbebauung nichts zu suchen, doch der Besitzer einer Baumschule im Aibweg stellte kürzlich fest, dass den Bibern seine jungen Bäumchen sehr gut munden. Eine große Anzahl war angeknabbert oder durchgebissen worden.

Biber flutete ICE-Bahnstrecke

Der Baumschulbesitzer kann den Schaden anmelden und Entschädigung erwarten. Die Gemeinde dagegen ist verpflichtet, die Biberdämme wegzuräumen. Sie muss dafür pro Jahr rund 10.000 Euro in die Hand nehmen. Poxdorf will damit verhindern, dass ein Aufstauen des Kreuzbaches unter Umständen das ICE-Gleis der Bahnstrecke Nürnberg – Bamberg gefährden könnte. Das war im März geschehen, als ein Biberdamm den Durchlass unter dem Bahndamm verstopfte, Signalleitungen abgerissen in der Luft hingen und der Bahnverkehr vorübergehend gestoppt werden musste.

Ein Ausweg aus dem Biber-Dilemma ist vorerst nicht in Sicht. Der Biberbeauftragte sagt, man müsse die Tiere weiter beobachten.

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