Umgehungsstraße für Gräfenberg? So weit sind die Pläne

1.5.2020, 18:00 Uhr

Hintergrund ist das seit vielen Jahren in den Aktenschränken schlummernde Projekt einer möglichen Nordwestumgehung für Gräfenberg.

Ein Mitarbeiter des Karlsruher Planungsbüros Modus Consult stellte die im Jahr 2017 erhobenen Zähldaten vor und lieferte eine Verkehrsprognose für die kommenden 15 Jahre. Demzufolge beläuft sich das gesamte motorisierte Aufkommen in und um Gräfenberg auf rund 10.000 Kraftfahrzeuge am Tag. Der Großteil davon (86 Prozent) ist Quell-Ziel-Verkehr, also Fahrten nach oder aus Gräfenberg, der Rest Durchgangsverkehr. Mit etwa 1900 Kraftfahrzeugen am Tag – und davon rund 190 Laster – ist vor allem die Egloffsteiner Straße besonders betroffen. Nördlich der Anbindung zum Steinbruch liegt die Belastung mit täglich 2100 Fahrzeugen – und davon rund 470, die dem Schwerlastverkehr zugeordnet werden – noch höher.

Das seien zwar insgesamt Zahlen, die, mit Blick auf den westlichen Landkreis, nicht allzu hoch erscheinen mögen, betonte Nekolla. „Doch wir haben in Gräfenberg eine ganz andere Topografie“. Vor allem auf der Egloffsteiner und Kasberger Straße habe man es mit vielen steil ansteigenden beziehungsweise abfallenden Passagen zu tun, Schmalstellen und Kurven. Insbesondere der Lkw-Verkehr sorge hier für Probleme – eine Belastung für Anwohner und eine Gefahr für Fußgänger und Radler. In ihrer Prognose für das Jahr 2035 rechnen die Planer von Modus Consult mit einer Verkehrszunahme im Großraum Gräfenberg von 7,2 Prozent beim Schwerlastverkehr und etwa vier Prozent beim Leichtverkehr.

Zur Lösung der Problematik durch eine Nordwestumgehung hat das Büro zwei Planfälle entwickelt, wobei Planfall 1 als in der Kosten-Nutzen-Rechnung am sinnvollsten empfohlen wird: Zunächst wäre eine Verbindungstrasse von der Kreisstraße 14 (Kasberger Straße) westlich von Gräfenberg bis zum Anschluss an die Staatsstraße im Bereich Gewerbepark Hüll zu bauen. Durch diesen ersten Bauabschnitt könnte nach Ansicht der Planer der motorisierte Tagesverkehr innerorts auf der Egloffsteiner und Kasberger Straße um bis zu 1400 Fahrzeuge entlastet werden, was täglich 170 Laster weniger bedeute.

In einem zweiten Bauabschnitt würde eine Verbindung zwischen der Kreisstraße 28 westlich von Guttenberg mit der Kasberger Straße westlich von Gräfenberg erfolgen, womit eine weitere (wenn auch vergleichsweise geringere) Verkehrsentlastung für die Innenstadt erreicht wäre. Weil dieser zweiter Bauabschnitt beim Kosten-Nutzen-Faktor jedoch weniger Wirkung zeigt, empfehlen die Planer den ersten Bauabschnitt „bevorzugt“ zu realisieren – und den zweiten nur in Angriff zu nehmen, falls sich künftig eine absolute Notwendigkeit dafür ergeben sollte.

Kleiner Seitenhieb auf die Grünen

Edwin Dippacher (CSU) interessierten im Anschluss vor allem die möglichen Kosten einer solchen Ortsumgehung. „Ganz grob geschätzt“ bezifferte Kreis-Tiefbauamtschef Dieter Els diese mit 2,4 Millionen Euro. Einen kleinen Seitenhieb auf die Kreistags-Grünen – in Person von Matthias Striebich, der als Gräfenberger grundsätzlich wohlwollend auf die Planungen blickte – ließ sich Dippacher nicht entgehen: Dass die Grünen einem Straßenneubau „mal zustimmen“, sei doch ein „Hoffnungsschimmer“, so der CSU-Fraktionschef.

Striebich begründete seine Zustimmung auch damit, dass die Trasse „zum großen Teil über Steinbruchgelände führt und keine Biotope betroffen sind“. Einstimmig ermächtigten die Räte die Kreisverwaltung, weitere Planungsschritte für die Baureife der Nordwestumgehung einzuleiten. Und umso mehr freue es ihn, so Nekolla zuletzt, dass das seit Langem angedachten Projekt, nun einen neuen Impuls bekäme.

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