Urlaub zuhause: Ein Hauch Mongolei in Weilersbach

7.8.2020, 05:55 Uhr
Urlaub zuhause: Ein Hauch Mongolei in Weilersbach

© Foto: Heidi Amon

So manch einer hätte sich vielleicht gedacht: Was ist das denn für ein komisches Zelt? Georg Birkel und Ehefrau Marianne hatten kürzlich eines in ihrem Garten in Weilersbach aufgebaut. Aber nur auf den ersten Blick ist es ein Zelt, in Wirklichkeit ist es ein richtiges Zuhause. Ein Zuhause der Nomaden in der Mongolei, auch "Jurte" genannt. Noch heute wohnen in derartigen Behausungen viele Mongolen, die mit ihren Jurten durch die Steppe ziehen.


Bis zu 34 Grad! Unsere Tipps und Ausflugsziele für die Hitzewelle


Für einige Wochen wäre so eine Jurte in diesem Sommer auch das Zuhause für Georg und Marianne Birkel gewesen. Denn das Weilersbacher Ehepaar wollte in diesem Jahr eine vierwöchige Reise in die Mongolei unternehmen. Die Reiseroute: vom Altai-Gebirge zur

Organisiert und geplant hatte die Tour bereits ein befreundetes mongolisches Ehepaar, das perfekt deutsch spricht: "Bata", der Fahrer des Geländewagens, und seine Frau "Tunka", die zudem eine ausgezeichnete Köchin ist. Auch die Birkels hatten schon alles vorbereitet und freuten sich auf das Land am anderen Ende der Welt, von dessen Schönheit sie immer wieder fasziniert sind. Dann kam jedoch Corona und zerbrach ihren Traum vom Urlaub 2020 in der Mongolei.

Jurte ist ein Originalstück

Für Georg Birkel wäre es der sechste Mongolei-Aufenthalt gewesen, für seine Frau der dritte. Doch sich von der Pandemie den ganzen Urlaub verderben zu lassen, das wollte das Ehepaar nicht – und holte sich kurzerhand ein Hauch Mongolei nach Hause: Vor acht Jahren hatte ein mongolischer Freund ihnen eine Original-Jagdjurte für zwei Personen aus der Hauptstadt Ulaan-Baator besorgt. Ein einheimischer Jäger kann diese auf einem Pferd transportieren und alleine aufstellen.

Drei Monate war die Jurte, die in zwei Leinensäcken Platz hat, mit dem Zug unterwegs – bis sie von der Mongolei im Frankenland ankam, erinnert sich Birkel noch. "Damit habe ich mir nicht nur einen großen Wunsch erfüllt, sondern auch ein Stück Mongolei nach Weilersbach geholt". Seither hat Georg Birkel die Jurte schon des Öfteren aufgebaut und auch zu "Mongolentreffen" mitgenommen.

Doch wie funktioniert nun der Zeltaufbau? Mit einer beeindruckenden Begeisterung und Perfektion baut das Ehepaar die Jurte, die einen Drei-Meter-Durchmesser hat, auf. Jeder Handgriff sitzt. Eine Aufbauanleitung braucht Georg Birkel dafür nicht, die hat er sich in der Mongolei selbst angeeignet.

Aufbau in nur einer Stunde

Und so geht es: Zuerst werden die Scherengitter auseinandergezogen und mit der Türöffnung im Kreis aufgestellt. Der runde Dachkranz wird von zwei Pfosten getragen.

Dann werden die zahlreichen Dachstangen an den Scherengittern und am Dachkranz befestigt. Dazu werden Schnüre aus Kamelhaar verwendet, die besonders strapazierfähig sind. Damit steht auch schon das Grundgerüst. Dann folgt die Abdeckung mit einer Sommerplane aus einem Zeltstoff. Zum Schluss wird die massive rote Haustür aus Holz eingehängt, auf der auch "Mongolenschorsch" zu lesen ist. Nur eine gute Stunde dauert es bis alles steht.

Tritt man dann in Jurte hinein, ist man verblüfft: Was einen umfängt, ist eine richtige Wohlfühl-Atmosphäre. Und die wussten die Birkels heuer zu genießen: "Wir kochten und schliefen in der Jurte und für uns waren es zudem auch ein paar Urlaubstage für die Seele", schwärmen die Beiden. Was lediglich noch fehlte: "Das Galoppieren und Stampfen der Pferdeherden, so wie in der Mongolei", fügen sie lachend hinzu.

Doch wie kam es überhaupt zu alldem? Der heute 68-jährige Georg Birkel erzählt: Als Industriemechaniker arbeitete er bei der Firma Loesch in Forchheim. Für einen Montage-Aufenthalt musste er erstmals in die Mongolei, genauer gesagt nach Ulaan-Baator. Das war 1992. Doch es sollten noch etliche Aufenthalte folgen.

Hoffnung auf ein Wiedersehen

Mehrere Male reiste Birkel hinterher in das zwischen China und Russland gelegene Land der Nomaden. Nicht nur beruflich, sondern auch privat mit seiner Marianne. Sieben Tage dauerte die einfache Fahrt mit dem Zug bisweilen.

"Für uns unvergessliche Erlebnisse in einer einfach anderen Welt, die wir gleichwohl schätzen und lieben gelernt haben", sagt das Weilersnacher Ehepaar.

Und ihr Urlaubstraum von der Reise in die Mongolei sowie die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit den mongolischen Freunden bleiben freilich bestehen.

Keine Kommentare