Vereister Radweg: Warum auf Forchheims Seite, aber ab Hausen nicht geräumt wurde

10.12.2020, 19:34 Uhr
Vereister Radweg: Warum auf Forchheims Seite, aber ab Hausen nicht geräumt wurde

© Foto: Berny Meyer

Schnee und Eis machen das Unsichtbare sichtbar: die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Forchheim. Von der Grenze hat die Forchheimerin Andrea Höhn bisher nichts geahnt. Doch der Winter hat das geändert. Die ersten Flocken waren vom Himmel gefallen und blieben sogar liegen. Auch auf dem Fahrradweg auf der rechten Kanalseite in Richtung Baiersdorf, wo am Kanal ein schneller Radweg entsteht. Es ist Andrea Höhns täglicher Fahrradweg zur Arbeit.

"Der Weg von Forchheim ab ist bis zur neuen roten Brücke super geräumt und gesalzen worden", schildert Höhn der Redaktion. Doch dann plötzlich, mitten auf dem Asphalt, am Beginn der Abzweigung, die hinauf zur roten Brücke über die Franz-Josef-Strauss-Straße in Forchheims Süden führt: alles vereist. Ein paar Meter weiter, oben auf der Brücke, ist der Weg wieder frei.

Viele Radpendler auf dieser Strecke

Andrea Höhn spricht nicht nur für sich, sondern auch für die vielen Schüler, Siemens-Mitarbeiter und anderen Radpendler, die täglich auf der Strecke unterwegs sind. "Die wichtigsten Straßen für Autos und Busse sind frei und auch die Fahrradwege innerhalb Forchheims lassen sich gut befahren", sagt sie und wünscht sich eine sichere und eisfreie Fahrt auch zur roten Brücke hin.

Auf Nachfrage erklärt die Stadt, nicht für das Teilstück zuständig zu sein. Die Abzweigung, die zur Brücke führt, gehöre zum Gemeindegebiet Hausen. Klappt es da also mit dem Anschluss nicht? Am Telefon ist Hausens Bürgermeister Bernd Ruppert (CSU) verwundert, dass die Stadt überhaupt auf der Kanalseite bis zur roten Brücke geräumt hat. "Eigentlich beginnt das Hausener Gemeindegebiet schon ab der ehemaligen Eisenbahnbrücke." Die steht gut 200 Meter vor der roten. "Aber wir können das gerne so beibehalten", sagt Ruppert und lacht.

Zu viel geräumt?

Räumt also Forchheim gut 200 Meter zu viel? Der Internetkartendienst Google gibt jedenfalls Forchheim recht. Demnach endet Forchheims Grenze erst auf Höhe der Franz-Josef-Strauss-Straße. Rupperts Blick in die offiziellen Daten der Gemarkungsgrenzen geben wiederum ihm recht. Wie dem auch sei: Was ist jetzt mit der Auffahrt zur Brücke? Auf diesem Abschnitt befahren Radfahrer das Hoheitsgebiet der Bundesrepublik. Zuständig dafür ist demnach das Staatliche Bauamt Bamberg, sagt Ruppert. Ein Anruf dort bewirkt Wunder. Der Weg ist kurz danach geräumt und gestreut. Freie Fahrt für Fahrradfahrer? "In Zukunft räumen sie das Teilstück mit", sagt Ruppert.

Sorg- und schneeloses Winter-Radeln garantiert das aber nicht. Hausen beispielsweise könne nicht garantieren, dass jeder Meter Radweg gestreut sei. Mit den vorhandenen Gerätschaften sei das nicht möglich, so Ruppert. Doch im Ort selbst und auf den Verbindungswegen zwischen Hausen und Heroldsbach setzt die Gemeinde auf freie Radwege. Zumal hier noch ein Dritter seine Finger mit im Spiel hat: das Wasser- und Schifffahrtsamt. Zu dem gehört der Weg entlang des Kanals, der auf Hausener Gemeindegebiet verläuft. Und dieser Weg sei bisher nie gestreut oder geräumt worden.

Lösung für Engstellen gesucht

Fahrradfahrern empfiehlt er die Umleitung über Hausen zu nehmen. Über die geräumte Kaimstraße und Industriestraße und schließlich wieder zurück auf den Weg in Richtung Baiersdorf. In Zukunft soll dieser Zustand ohnehin der Vergangenheit angehören. Geplant ist ein "schneller Radweg" entlang des Kanals zwischen Bamberg und Nürnberg. "Dieser muss durchgängig befahrbar sein", fordert Ruppert. Also ohne winterbedingte Unterbrechung.

Für das Projekt zuständig am Landratsamt ist Klimaschutzmanager Dominik Bigge. "Es ist klar, dass der Radweg kommt. Die Frage ist nur, in welcher technischen Ausbaustufe. Wir möchten einen schnellen Radweg, der Kreuzungen zulässt." Für Fußgänger oder landwirtschaftlichen Verkehr. Wie genau der Radweg aussehen soll, ist offen. Es gilt beispielsweise eine Lösung für die Engstellen über den Kanal bei Neuses, beim Yachthafen in Forchheim oder der Schleuse in Hausen zu finden. Der Weg werde Thema im Mobilitätskonzept des Landkreises sein. 2022 soll es fertig sein und nachhaltige und klimaschonende Mobilität umsetzen. Ein Ziel ist es, den Umstieg zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln einfach und schnell zu gestalten.

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