Verkehr und die Folgen: Herzrasen oder Verstopfung?

25.2.2020, 16:04 Uhr
Verkehr und die Folgen: Herzrasen oder Verstopfung?

© Archivfoto: Roland Huber

Doch die Unterschiede zeigten sich dennoch im Detail. Wichtigster Knackpunkt: die Durchfahrbarkeit der Innenstadt. Udo Schönfelder (CSU) will sie unbedingt erhalten. Die Hornschuchallee sei "der Bypass" für das "Herz" der Altstadt, dessen "Hauptschlagader", die Hauptstraße, als Fußgängerzone für den motorisierten Verkehr "verstopft" sei (was er ausdrücklich begrüßt). Um die Innenstadt mit ihren vielen leeren Läden "lebendig zu erhalten", so Schönfelder, sei die Durchfahrbarkeit der Hornschuchallee "essentiell wichtig". Über zeitliche Beschränkungen, zum Beispiel abends und nachts, "kann man sprechen".

Sperrung verhindert

Schönfelder hält sich zugute, dass er mit einer Unterschriftenaktion im Verein mit Einzelhändlern den Gedanken einer Sperrung der Hornschuchallee auf Höhe der Hundsbrücke verhindert habe. Diese Möglichkeit war im Rahmen des Bürgerdialoges Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept in die Diskussion ge- und durch Schönfelders Aktion gleich wieder verworfen worden.

Genau dahin aber möchten Oberbürgermeister Uwe Kirschstein und die SPD kommen. Weil sich die Hornschuchallee wahrscheinlich nicht in eine Fußgängerzone verwandeln lässt ("Das wäre ein bisschen weit gegriffen"), möchte der OB sie zumindest in eine "Fahrradstraße" umwandeln. Denn es gehe in der Innenstadt um Verkehrsberuhigung. Die Wahl des Verkehrsmittels, so Kirschstein, sei nicht entscheidend: Die Mobilität müsse gewährleistet sein.

Für die unterschiedlichen Fortbewegungsmittel, vom Fahrrad über den Bus bis zum Auto müsse es daher jeweils "ein passendes Angebot" geben. Mit Verweis auf Regensburg und andere Städte erklärte der OB, auch in einer Fußgängerzone oder Fahrradstraße könne ein Bus fahren.

Keine Durchfahrbarkeit

Ähnlich argumentierte Annette Prechtel, OB-Kandidatin der FGL. Die Innenstadt, so Prechtels Vorstellung, müsse "von allen Richtungen erreichbar" bleiben. Aber: "Die Durchfahrbarkeit der Innenstadt braucht niemand", stellte sie apodiktisch fest.

Jeder, der sage, er wolle "mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt" erreichen und dabei dennoch den Durchgangsverkehr erhalten, der müsse sich "ehrlich machen, wie er das erreichen will". Gerade die Hornschuchallee brauche nicht eine bessere, sondern überhaupt erst einmal eine "Aufenthaltsqualität".

Dafür könne ruhig der eine oder andere Parkplatz entfallen. Verkehr, der nicht "verlagert" werden könne, müsse dann eben anders "geleitet" werden, sagte Prechtel, ohne konkrete Vorschläge zu machen. So ähnlich hatten dies auch die Autoren des künftigen Verkehrskonzeptes ausgedrückt, unter dem Vorbehalt, dass die Stadt sich darüber einig wird, was sie wo erreichen will. Das aber kann erst abschließend diskutiert werden, wenn die Daten des Konzeptes vorliegen, also nicht vor 2021.

Für und gegen Ostspange

Weitere Unterschiede, altbekannt: Uwe Kirschstein und Annette Prechtel sprechen sich gegen die Ostspange der Südumgehung aus. Begründung: Für Forchheims Ost-Achse würde dies wenig Entlastung bringen. Von offiziellen Verkehrszählungen, die schon wieder ein paar Jahre zurückliegen, ist bekannt, dass die meisten Fahrzeugbewegungen im Stadtosten dort beginnen oder enden. In Verkehrsdeutsch: Es handelt sich um Ziel-/Quellverkehr, systematisch genährt durch die Klinik, neue Supermärkte, neue Baugebiete.

Annette Prechtel plädierte dafür, die Bewohner des Stadtostens durch ein angepasstes Bus-Angebot, das zum Beispiel auch in die Wohnstraßen fährt, zum Umsteigen zu bewegen: "Kleinere Busse, besserer Takt." Man habe in Forchheim "immer nur auf die Ostspange geschaut" und dabei sei "nichts passiert".

Warum keine Busspur?

Auch OB Kirschstein setzt auf besseren Busverkehr. Er ärgert sich, dass die Bundesstraße 470 bei ihrer letzten Sanierung vom Staatlichen Straßenbauamt nicht mit einer Busspur versehen wurde: "Die Straße wäre breit genug." So könnten Autofahrer im Stau erleben, wie sie mit dem Bus schneller voran kämen.

Udo Schönfelder will als OB "den einen oder anderen Bus mehr fahren lassen" als bisher, aber "immer mit Augenmaß", sagte er. Ihm schwebt ein "Förderprogramm für Lasten-E-Bikes" vor, um einige Zweitautos "überflüssig zu machen". Fahrradfahren sei außerdem umweltfreundlich, gesundheitsfördernd und generell "super". An der Ostspange will er als Entlastung für Forchheim-Ost dennoch festhalten, aber: "Niemand braucht eine vierspurige Monstertrasse durchs Wiesenttal." Die Straße könne auch kleiner und verträglicher ausfallen.

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