Verweilen und Erinnern: Synagogenplatz in Wannbach eingeweiht

7.9.2020, 06:00 Uhr
„Wir wollen nicht auf das Zerstörte schauen, sondern auf ein gemeinsames Leben von Juden und Deutschen“, meinte Yonatan Amrani bei der feierlichen Übergabe.

© Carmen Schwind „Wir wollen nicht auf das Zerstörte schauen, sondern auf ein gemeinsames Leben von Juden und Deutschen“, meinte Yonatan Amrani bei der feierlichen Übergabe.

Dabei stand Amrani auf dem neu angelegten Platz mitten in Wannbach, auf dem früher eine Synagoge gestanden hatte. „Das vor uns liegende Grundstück befand sich über lange Zeit in jüdischem Besitz. Seit 1943, als der letzte namentlich bekannte Eigentümer ins Konzentrationslager verbracht wurde, war es für Jahrzehnte allerdings einem regelrechten Dornröschenschlaf ausgesetzt“, trug Bürgermeister Steffen Lipfert vor.

Im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) „Fränkische Schweiz Aktiv“ und der örtlichen Vereine wurde der Platz neu gestaltet, Bänke aufgestellt und eine Gedenktafel errichtet.

Er soll zum Verweilen und Erinnern dienen. „Dieses Grundstück war aufgrund seines Zustandes immer wieder Thema in Wannbacher Bürgerversammlungen. Dennoch wurde lange Zeit, auch aufgrund der schwierigen Besitzverhältnisse, keine Umgestaltung in Angriff genommen“, berichtete Lipfert und erzählte, dass er deshalb Anfang des Jahres einen Antrag und eine Skizze bei der ILE eingereicht hatte.

Gemeinsam mit den örtlichen Vereinen und in Abstimmung mit jüdischen Institutionen ging es ans Werk. Dabei wurden etwa 8500 Euro benötigt. Koordiniert wurden die Arbeiten vom Fränkische Schweiz Verein Ortsgruppe Unteres Trubachtal, dessen Vorsitzender Hermann Grünsteudel, den Gästen die angebrachte Tafel näher erklärte: „Die Wurzeln der jüdischen Gemeinde in Wannbach liegen im Jahr 1765, als drei jüdischen Familien vertraglich zugesichert wurde, im alten Schlossgebäude des Grafen von Seinsheim ansässig zu werden.“ Ihnen wurde gestattet im Hofbereich eine Synagoge zu errichten.

1938 lebte nur noch ein Jude in Wannbach, Ernst Wollner, der das Gebäude 1919 für 2000 Mark gekauft hatte. Er war verhaftet und nach Dachau gebracht worden. Die Synagoge war zerstört und abgerissen worden.

„Wir wollen nicht auf das Zerstörte schauen, sondern auf ein gemeinsames Leben von Juden und Deutschen“, fasste Yonatan Amrani zusammen. Musikalisch untermalt wurde der Nachmittag vom Wannbacher Posaunenchor.

Carmen Schwind

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