Verzwickte Situation: Schwerlastverkehr hinterlässt Schäden und Ärger in Egloffstein

31.1.2021, 15:10 Uhr
Verzwickte Situation: Schwerlastverkehr hinterlässt Schäden und Ärger in Egloffstein

© Foto: Ralf Rödel

Abgerissene Dachrinnen, angefahrene Steintreppen und Sockel, eine beschädigte Hausecke oder ein Scheunentor: Es sind Schäden, die sich im Zeitraum eines Jahres auf knapp 12.000 Euro belaufen und von den Anliegern in der Markgrafenstraße aus eigener Tasche bezahlt werden mussten.

Berechnet haben das Christiane Hofmann-Richter und Henry Haase aus Egloffstein. Beide setzen sich dafür ein, dass der Schwerlastverkehr nicht mehr über die Staatsstraße und damit durch das Herz des Ortes, den Marktplatz, fließt.

Italienische Piazza mit Lkw?

Nicht nur die selbst bilanzierten Schäden sollen so vermieden werden, sondern sich der Marktplatz zur geplanten italienischen Piazza – oder zumindest zu einem neuen Aufenthaltsort – verwandeln können. Für beide ist klar: Mit dem Schwerlastverkehr wie bisher wird das nicht funktionieren. Die Lkw passen ihrer Meinung nach auch nicht zum staatlich anerkannten Luftkurort, der Egloffstein seit 1956 ist.

Dass überhaupt Lkw-Fahrer durch die engen Gassen manövrieren müssen, liegt am Jahr 1962. Damals ist aus der Gemeindestraße eine Staatsstraße geworden. Seitdem ist der Abschnitt Teil des überregionalen Straßennetzes und so in den Straßenkarten auch vermerkt. Zuständig dafür ist das Staatliche Bauamt Bamberg. Es betont, dass die Straße seit 1962 fortlaufend unterhalten wurde, "um die verkehrssichere Nutzung zu gewährleisten".

"Es gibt keine politische Chance"

Der bauliche Zustand weise eine ausreichende Tragfähigkeit des Straßenoberbaus auf. Daran zweifeln Haase und Hofmann-Richter. Auf der Straße zeigen sich Mulden, in denen Wasser stehen bleibt.

Verzwickte Situation: Schwerlastverkehr hinterlässt Schäden und Ärger in Egloffstein

© Julian Hörndlein

"Es gibt politisch keine Chance, den Schwerlastverkehr aus dem Ort zu bekommen", sagt Bürgermeister Stefan Förtsch im Gespräch mit den NN. Polizei, Landrats- und Bauamt haben sich bereits vor Ort umgesehen. Höchstens entschärfen ließe sich die Situation. Beispielsweise mit einem anderen Straßenbelag am Marktplatz, einem ebenen Pflaster, "um auch optisch deutlich zu machen: Achtung, hier bist du in einem Innenort", sagt Förtsch. Das wäre ein Projekt im Rahmen der geplanten Neugestaltung des Platzes.

Vor fast drei Jahren hat Hofman-Richter Forderungen nach einer Lösung zusammen mit 171 Bürger-Unterschriften von der Gemeinde eingefordert. Seit 2019 ist die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer reduziert, für beide Fahrtrichtungen ein Schild "enge und kurvenreiche Ortsdurchfahrt" angebracht. Was bleibt sind Lkw, die rangieren müssen und den Verkehr für diese Zeit zum Erliegen bringen.

Anlieger laufen Verursachern hinterher

684 Pkw fahren an dieser Stelle in 24 Stunden vorbei und sieben Fahrzeuge der Kategorie "Schwerlastverkehr". Das zählte das Bauamt 2015. Wenige, sagt der Bürgermeister, "aber die paar Lkw fallen umso stärker ins Gewicht, weil sie nicht fließend durchfahren können". Haase befürchtet eine Zunahme des Lkw-Verkehrs, wie er sich auch bundesweit zeige. Neue Zahlen hat das Bauamt noch nicht. Die geplante Zählung 2020 musste wegen Corona ausfallen und ist für dieses Jahr geplant. Mit Ergebnissen sei Mitte 2022 zu rechnen.

Förtsch könne den Ärger der Anlieger verstehen. Gerade auch, weil es immer wieder zu Schäden kommt. "Aber der betroffene Eigentümer weiß auch, dass er sich im Unrecht befindet, weil sich die Dachrinne auf öffentlichem Grund befindet." Für Schäden allgemein haften müsste der Verursacher, also der Fahrer. Doch nicht immer ist der noch da, wenn der Anwohner den Schaden feststellt. Wohl auch, weil mancher Fahrer es gar nicht bemerkt, wenn er die Dachrinne eingedrückt hat. Anzeigen laufen dann ins Leere.

Eine Durchfahrtssperre für Lkw ist keine Option für Förtsch. Er spricht vom Floriansprinzip. "Es gibt keine taugliche Verbindung für den Schwerlastverkehr. Bei einer Sperrung wäre eine Umfahrung über Thuisbrunn, Oberehrenbach oder Hundshaupten über die nicht zuständigen Kreisstraßen notwendig." Auch wenn es täglich nur sieben Lkw sind – es gehe ums Prinzip.

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