"Vieles ist Neuland gewesen": Wiesenttals Bürgermeister blickt auf erste 100 Tage im Amt

21.8.2020, 17:58 Uhr

© Foto: Pauline Lindner

Fragt man Marco Trautner (FW/CSU), den neuen Bürgermeister von Wiesenttal, wie die ersten 100 Tage im Amt verliefen, nennt er zuerst zwei angenehme Ereignisse: Als erstes die Trauung seiner Geschäftsleiterin Kerstin Hohe, die jetzt Zier heißt, Mitte Mai. "Das war meine erste Trauung überhaupt", sagt Trautner. Fünf weitere folgten schon.

Mit Amtsantritt ist Trautner aus dem Polizeidienst ausgeschieden – und doch hat er inzwischen wieder einen Gefängnisschlüssel. Den wird er allerdings nur zwei Mal im Jahr benutzen, wenn er im Herbst das auf der Streitburg entdeckte historische Lochgefängnis wegen des Winterquartiers für Fledermäuse schließt und im Frühjahr wieder aufsperrt.

Attraktives Ziel

Sonst ist das Lochgefängnis wie die ganze Streitburg frei zugänglich; Schautafeln erläutern alles Wissenswerte über Burgenbau und mittelalterliches Recht. Über die neue Touristenattraktion freut sich Trautner sehr. Dank der Unterstützung durch den Kreis und die Arbeit von Toni Eckert sei die Streitburg nun ein genauso attraktives Ziel wie die Neideck gegenüber, schätzt Trautner.

"Der Start war nicht einfach", erklärt er dennoch. Vieles sei Neuland gewesen im Amt. Deswegen sei ihm die gute Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern der benachbarten Orte und deren Erfahrung und Hilfsangebote sehr wichtig. Zehn bis zwölf Stunden, so sagt er, sei er im Rathaus. Allerdings ist das keine besondere Steigerung seiner Arbeitszeit, rechnet er die tägliche Fahrt zur Polizei Erlangen noch dazu. Das fällt jetzt weg, eineinhalb Stunden gewinnt er so am Tag. "Rechnet man das auf die Woche hoch, was man da schafft."

Wegen der Corona-Pandemie standen die touristischen Einrichtungen besonders im Fokus. Es galt Hygienekonzepte beispielsweise für die Binghöhle und das Freibad zu entwickeln. Oder für die öffentlichen Toiletten im Streitberger Bürgerhaus. Beim Bad habe man sich in Absprache mit dem Förderverein dann doch entschieden, es nicht zu öffnen. Von der räumlichen Situation her wären kleine Kinder benachteiligt gewesen.

Nur dank der hervorragenden Unterstützung seiner Verwaltung habe man Lösungen finden können. Da man nur wenig Personal habe, sei es wichtig, dass alle an einem Strang zögen. "Wir sind nicht mehr geworden", klärt er auf. "Nur zwei Namen haben sich geändert, weil auch Steinhäuser geheiratet hat und jetzt Schwarz heißt." Das Team der Verwaltung ist jung: Die Geschäftsleiterin, der Kämmerer Geck und Trautner selber sind alles Mittdreißiger.

Mehr Zeitspielraum

Das Arbeiten im Team kennt Trautner aus dem Polizeidienst. Hier wie in der Verwaltung müsse sich jeder auf jeden verlassen können, ist er überzeugt. Doch eines ist angenehmer: Die Zeitspielräume, in denen man eine Entscheidung treffen müsse, seien größer. "Es ist ein großer Unterschied, ob ich auf Streife reagieren muss, weil einem Kollegen Gewalt droht, oder ob ich mich nochmals in Unterlagen vergewissern kann. Trotzdem bleibt die Verantwortung für einander."

Der Marktgemeinderat soll effizienter arbeiten, das hat sich Trautner vorgenommen. Dazu hat er den Bauausschuss von einem beratenden Gremium zu einem beschließenden umgestaltet. Kürzlich war bereits dessen fünfte Sitzung; der Rat dagegen tagte bislang viermal, entgegen der früheren Gepflogenheit alle 14 Tage eine Sitzung einzuberufen. Es ist ein zeitlicher Vorteil besonders für bauwillige Bürger, dass ihre Anträge nicht zweimal behandelt werden müssen, ehe eine Entscheidung fallen kann.

Marco Trautner lobt die konstruktive Zusammenarbeit im Gemeinderat. Und er schätzt es, dass mehr junge Leute dort vertreten sind, die wie er an eine Zukunft in der Fränkischen Schweiz glauben.

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