"Pointäcker-Süd"

Vierstöckige Wohnblöcke in Kersbach? Räte sagen Nein zu solchen Plänen

Philipp Peter Rothenbacher

Nordbayerische Nachrichten Forchheim-Ebermannstadt

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12.11.2020, 09:00 Uhr
Auf dieser Freifläche im Südwesten Kersbachs soll das Neubaugebiet "Pointäcker Süd" entstehen. 

© Dagmar Niemann Auf dieser Freifläche im Südwesten Kersbachs soll das Neubaugebiet "Pointäcker Süd" entstehen. 

Viergeschossige Wohnblöcke würden sich nie und nimmer „harmonisch“ in das Ortsbild von Kersbach „mit seinem gewachsenen ländlichen Dorfcharakter“ einfügen, so Hümmer. Eine Mehrheit der PLUA-Mitglieder sah das genauso.

Sie alle hatten sich mit der Neuaufstellung des Bauplans für das künftige Wohngebiet „Pointäcker Süd“ am südwestlichen Rand des Stadtteils auseinanderzusetzen. Seit Jahren wird darüber gestritten, politisch und in der (insbesondere Kersbacher) Bevölkerung. Das Projekt wurde mitunter als „Trabantenstadt“ kritisiert, es kam zu etlichen Verzögerungen, die Feinabstimmung mit dem Investor – der REA Management GmbH mit Sitz in Pullach bei München – dauerte länger als erwartet. Inzwischen aber, so Bauamtsleiter René Franz, befinde man sich „auf der Zielgeraden“.

Das Bauleitverfahren ist allerdings festgefahren, weil ein verändertes Städtebaukonzept her muss. Hauptgrund dafür, so Franz, sei zuletzt eine Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamts Kronach gewesen: Das Amt pochte auf eine enge Koppelung zwischen Planungsrecht und der Fertigstellung des Hochwasserschutzes in Kersbach. Letzterer soll im nächsten Jahr mit dem Bau des Regenrückhaltebeckens aber endlich angegangen werden.

Mehr Stöcke, größerer Kita-Bau

Darum konnte die Verwaltung nun den besagten Kompromiss des Investors zu Pointäcker Süd präsentieren. Zum ursprünglichen Konzept unterscheidet dieser sich in vier Punkten.

Erstens: Auf den Flächen des geplanten Spielplatzes im Norden soll ein Blockheizkraftwerk zur dezentralen Wärmeversorgung entstehen.

Der überarbeitete Planentwurf des Investors auf den rund 47.000 Quadratmetern des geplanten Neubaugebiets in Kersbach, der zur Diskussion stand. 

Der überarbeitete Planentwurf des Investors auf den rund 47.000 Quadratmetern des geplanten Neubaugebiets in Kersbach, der zur Diskussion stand.  © Frafik: REA Management GmbH

Zweitens: Die Ableitung des Regenwassers geschieht, so Franz, durch „eine sensible, innovative Wasserhaltung“. Vereinfacht ausgedrückt, soll das Wasser – bevor es in den allgemeinen Kanal fließt – unterhalb der Pointäcker „zwischengespeichert“ werden, um die Grünflächen und Bäume des Wohngebiets im trockenen Bedarfsfall zu bewässern.

Die dritte und vierte Änderung waren dann die großen Knackpunkte im Gremium: Einerseits will der Investor „zur flächensparenden Wohnraumschaffung“ die Zahl der Stockwerke der Mehrfamilienhäuser „teilweise erhöhen“. Das beträfe laut Franz drei Wohnblöcke, die dann vier Geschosse erhalten würden.

Nach Verhandlungen mit der Stadt ergebe sich daraus eine Erhöhung der Wohneinheiten von bislang 191 auf 205. Und, damit zusammenhängend: Für die neue fünfgruppige Kita, die in das geplante Ärztehaus integriert wird, soll ein „Annex“ (also ein Anbau) entstehen, wodurch sich die Baugrenzen erweitern würden.

Schnell war klar, dass der größte Teil des PLUA vor allem eine Erhöhung der Geschosszahl nicht mitträgt – und ebenso wenig die katholische Kirche, die als Grundbesitzer gleichfalls mit im Pointäcker-Boot sitzt. Diesbezüglich präsentierte Franz ein Schreiben von Pfarrer Martin Emge, in dem sich der Geistliche mit „der Mehrheit der Kersbacher Bevölkerung“ solidarisierte, die gegen vierstöckige Wohnhäuser in den Pointäckern sei.

"Kinder brauchen Freiflächen"

„Da ist unsere Fraktion ganz bei Herrn Emge“, betonte etwa Holger Lehnard für die CSU, bevor Manfred Hümmer für die Freien Wähler seine Ablehnung äußerte. Er merkte an, dass es „ohnehin schon eine lange, auch kontroverse Diskussion war, uns auf drei Geschosse zu einigen“. Reinhold Otzelberger (CSU) kritisierte zudem die Kita-Pläne. „Nicht nur als Großvater weiß ich, dass Kinder im Kindergarten eine hinreichend große Freifläche draußen brauchen“, so Otzelberger. Durch den geplanten Anbau hingegen bliebe „nur noch eine Mini-Freifläche“ übrig.

Philipp Blümlein (JB) hingegen brach eine Lanze für die Befürworter der Investoren-Pläne: „Wir unterstützen das und halten an der Viergeschossigkeit fest. Ich würde sogar noch weitergehen und auf dem Baufeld im Südwesten auch viergeschossige Mehrfamilienhäuser begrüßen.“ Aus Blümleins Sicht würde das dem Schallschutz zur Bahnstrecke dienen.

Aus all diesen Meinungen bastelte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein zuletzt einen Beschlussvorschlag, der zwei wesentliche Änderungen zum vorgelegten Konzept des Investors vorsah: Keine Erhöhung der Geschosszahl (also höchstens drei Stöcke) sowie einen höchstens eingeschossigen Anbau für den Kindergarten.

Und am Ende segnete eine Mehrheit von neun Stadträten – gegen die FGL-Stimmen von Edith Fießer, Johannes Mohr, Steffen Müller-Eichtmayer sowie Atila Karabag (SPD) – diesen geänderten Beschluss ab.

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