Aufwändiger Umbau

Wohnen im Forchheimer Krottental: Von der Scheune zur modernen Altstadtwohnung

16.9.2020, 08:00 Uhr
Wohnen im Forchheimer Krottental: Von der Scheune zur modernen Altstadtwohnung

© Foto: Ralf Rödel

Vier Jahre lang ging es hin und her, erzählt Florian Eichinger. "Was machen wir mit der alten Scheune, die einst als Getreidelager und Autowerkstatt gedient hat? Ausbauen oder leer stehen lassen?" Schließlich wurden doch Pläne für das Einzeldenkmal aus dem Jahre 1712, das seit rund 50 Jahren im Besitz der Familie Eichinger ist, geschmiedet und mit dem Amt für Denkmalschutz verhandelt, wie man die Scheune in ein Wohnhaus umgestalten könne. Er hakte auch bei der Stadt Forchheim nach wegen möglicher Zuschüsse für eine Sanierung, aber die Förderung für solche Baumaßnahmen in der Altstadt ist bereits ausgelaufen.

Dennoch entschloss sich der heute 34-jährige Schreiner und Automobilkaufmann mit Unterstützung seiner Verlobten Yvonne Pechtold sowie seiner Eltern Renate und Walter Eichinger, die im direkt angrenzenden Haus leben, das Projekt zu wagen. Er holte die Firma Zorn Baukompetenz aus Hausen mit ins Boot, die auf Altbaurenovierungen spezialisiert ist, und in Forchheim schon einige Anwesen saniert 2018 sollte es los gehen.

Aber ein Dohlennest am Dachboden der alten Scheune bremste erst einmal alle Aktivitäten aus. Als im Frühjahr 2019 dann nachweislich keine Eier im Nest lagen, wurden ersatzweise Kästen für die geschützten Vögel an der Fassade aufgehängt – und die Bauarbeiten durften starten.

Wohnen im Forchheimer Krottental: Von der Scheune zur modernen Altstadtwohnung

© Foto: Ralf Rödel

Das heißt: Erst einmal wurde gemeinsam entrümpelt, alles herausgerissen und entkernt, bis innen fast nur noch das pure Fachwerk zu sehen war und man vom Boden bis zur Dachspitze sehen konnte.

Die original alten Eichenbalken im Gebäude hat eine Firma mit einem Spezialverfahren gereinigt. Dazu wurden die Hölzer mit minus 100 Grad kaltem Trockeneis abgestrahlt. "Das war ein unglaublicher Dreck überall", erzählt Vater Walter Eichinger. Doch jetzt geben die alten Holzbalken, die ansonsten unbehandelt blieben, den neu entstandenen Wohnräumen eine behagliche Atmosphäre.

Täglich war Florian Eichinger auf der Baustelle. Es waren viele Entscheidungen zu treffen und – wie das bei einem Altbau so ist – immer wieder tauchten kleine bis größere Hindernisse auf, die beseitigt werden mussten. "Der Ausbau hat schon an den Nerven gezehrt", gesteht der junge Bauherr. Im November 2019 wollte er fast schon die ganze Sache hinschmeißen, als mal wieder etwas Neues dazu kam: Ein Holzbalken musste aus statischen Gründen mit einem Stahlträger verstärkt werden. Keine große Sache, dennoch mehr Arbeit und mehr Kosten.

Aber Florian Eichinger hielt durch – und ist heute darüber absolut froh. "Es war ein steiniger Weg, aber vom Ergebnis bin ich total begeistert." Entstanden sind auf vier Geschossen drei hochwertige Wohnungen, die moderne Elemente mit alten Mauern und Balken verbinden. Im ersten Stock wohnt Florian Eichinger mit seiner Verlobten seit Juni selbst. Er führt uns durch die Räume – und ja, was soll man sagen, die Wohnung ist einfach fantastisch.

Im großen Wohnraum mit offener, moderner Küche und großem Holztisch setzen die rohen Holzbalken und die weißen Sprossenfenster einen gemütlichen Akzent. Unter dem Eichenboden sorgt eine Fußbodenheizung im Winter für die nötige Wärme. Das Badezimmer ist schnörkellos, aber elegant möbliert. Hinter einer Mauerecke liegt versteckt eine Sauna. Auf einem Balkon, der zum Innenhof geht, kann man gut den Abend ausklingen lassen. Auch die Fassade der Scheune zum Krottental hin ist frisch herausgeputzt – mit Sandsteinsockel, rotem Fachwerk, weißen Sprossenholzfenstern und einem großen alten Holztor, vor dem Fußgänger immer wieder bewundernd stehen bleiben.

"Hätte mir jemand vor vier Jahren gesagt, wie das mal aussehen wird, ich hätte es nicht geglaubt, dass es wirklich so toll wird", sagt Florian Eichinger. Jetzt ist es ihm ein Anliegen, andere Besitzer alter Häuser zu ermutigen, ihr Gebäude auch zu renovieren. "Die viele Arbeit und der finanzielle Kraftakt lohnt sich zu 1000 Prozent, wenn man sieht, was dabei herauskommt", ist er überzeugt.

Keine Kommentare