Vorsicht, Spucke: Zu Gast bei den Alpakas von Hundshaupten

12.5.2020, 11:00 Uhr
Georg Rackelmann aus Hundshaupten züchtet seit 2017 Alpakas. Dank der starken Temperaturunterschiede in den Anden, aus denen Alpakas ursprünglich stammen, sind die Tiere sehr anpassungsfähig und fühlen sich auch im Landkreis Forchheim wohl.

© Günter Distler Georg Rackelmann aus Hundshaupten züchtet seit 2017 Alpakas. Dank der starken Temperaturunterschiede in den Anden, aus denen Alpakas ursprünglich stammen, sind die Tiere sehr anpassungsfähig und fühlen sich auch im Landkreis Forchheim wohl.

Im Sommer 2018 und 2019 brachten die beiden Muttertiere die Fohlen Luna, Margarethe, Leonardo und Michl zur Welt.

Angefangen hatte Rackelmann mit der Haltung von Fleischziegen, war dann aber 2008 mit den beiden Lamas Max und Moritz auf die Hobby-Tierhaltung umgestiegen. Der Gedanke dahinter war, die Flächen des ehemaligen Bauernhofes neben dem Hundshauptner Schloss wieder selbst zu bestellen. Traktor und Heuwender waren noch vorhanden, das einzige was fehlte, war ein Zaun für die Weide. Inzwischen umfasst die Herde zehn Tiere, acht Alpakas und zwei Lamas.

Was ihm an der Alpakahaltung besonders gefällt, ist die Ruhe, die diese Tiere ausstrahlen. „Ich habe eine Bank auf der Weide stehen. Da sitz‘ ich abends öfter wenn ich die Tiere gefüttert habe. Und ich finde, schon allein ihnen zuzusehen hat einen unglaublichen Erholungseffekt.“

Wie alle Kameliden sind auch Lamas und Alpakas Herdentiere. „Alpakas sind sehr soziale Tiere. Als die Fohlen auf die Welt gekommen sind stand immer die ganze Gruppe da und hat das Neugeborene begrüßt. Die Lamas haben eine Art Verteidigerrolle eingenommen und sind immer hoch zum Zaun gerannt, sobald Spaziergänger mit Hund vorbeigekommen sind.“

Noch Tage nach der Geburt „unterhalten“ sich die Tiere durch den Zaun ihrer getrennten Weiden mit dem neuen Herdenmitglied. Die Geräusche der Tiere sind leise und ähneln vom Klang her einem gesummten „Hmmmm“ in verschiedenen Tonlagen. Trotz ihrer ruhigen Art und dem wuscheligen Aussehen sind Alpakas keine Streicheltiere.

Die dichte Wolle der Alpakas wird jedes Frühjahr geschoren. Die Wellen in den Strähnen, der sogenannte Crimp, ist ein Qualitätsmerkmal bei der Wolle des Tieres.

Die dichte Wolle der Alpakas wird jedes Frühjahr geschoren. Die Wellen in den Strähnen, der sogenannte Crimp, ist ein Qualitätsmerkmal bei der Wolle des Tieres. © Günter Distler

Durch ein Aufeinanderklappern mit den Zähnen warnen sie Herdenmitglieder vor Gefahr. „Wenn sie untereinander streiten oder sich von Menschen bedroht fühlen, spucken sie“, warnt Georg Rackelmann. Diese Form der Verteidigung sei vermutlich entstanden, um sich in der Heimat der Alpakas in Chile und Bolivien möglichst geräuschlos verteidigen zu können, ohne potentielle Fressfeinde auf den Plan zu rufen, wie Rackelmann erklärt.

Die Haltung seiner Tiere begünstigt eine sogenannte sanfte Landwirtschaft. Alpakas und Lamas gehören zu den sogenannten Schwielensohlern. Durch das im Vergleich zu Rindern und Pferden weiche auftreten, schützen sie die Grasnarbe der Wiese. Zum anderen beginnt die Heuernte bei Rackelmann erst am 15. Juni. Bis dahin sind Wiesenblumen weitgehend verblüht und konnten so zahlreichen Insekten als Wohnraum und Nahrungsquelle dienen.

Während Lamas als Lasttiere genutzt werden können, werden die Alpakas wegen ihrer Wolle gehalten. Diese wird nach den Qualitätsmerkmalen Dichte, Feinheit und Crimp, das ist die Anzahl der Wellen in einer Wollsträhne, bewertet. Auch die Farbe spielt eine Rolle. Je nach Mode verkauft sich helle oder dunkle Wolle besser. Die Wollqualität ist auch ausschlaggebend für den Preis von Zuchttieren.

Ähnlich wie bei Pferden ist dem Preis je nach Qualität und Abstammung nach oben keine Grenze gesetzt. Die beiden jüngsten Hengste werden dieses Jahr einen Zuchteignungstest durchlaufen. Dabei wird eine Wollprobe genommen, aber auch die Abstammung der Junghengste beachtet. Wenn sie sich nicht zur Zucht eignen, gelten sie als Hobbytiere und sind entsprechend günstiger. „Wolle liefern sie trotzdem“, so Rackelmann.

Für die Verarbeitung der Wolle hat der Züchter eine Firma gefunden die das so genannte Vlies zu Bettdecken verarbeitet. Diese können auf Vorbestellung bei ihm erworben werden. Durch die geruchsneutrale Wolle sind die Decken auch für Allergiker und Neurodermitiker geeignet. Außerdem ist die Wolle der Alpakas selbstreinigend, antibakteriell und wirkt feuchtigkeits- und temperaturausgleichend. Je nach Dicke liegt der Preis bei rund 300 Euro pro Decke.

Neben der Wolle haben die Tiere aber noch andere Besonderheiten, erzählt Rackelmann: „Die Temperaturen in den Anden, dem natürlichen Lebensraum von Alpakas, schwanken von heiß bis bitter kalt. Dadurch sind die Tiere sehr anpassungsfähig. Außerdem sind sie es von Natur aus gewohnt, sich ihr Futter zu suchen. Auch karge Wiesen, wie sie durch die Trockenheit im letzten Jahr entstanden sind, sind für die Alpakas artgerecht.“

Zusätzlich zu dem was die Tiere auf der Weide fressen, füttert Georg Rackelmann Heu. Durch die große Trockenheit im letzten Sommer musste er fehlendes Futter auf der Weide mit Heu ausgleichen. „Das war durch die Regenfälle Anfang Juni letzten Jahres reichlich vorhanden. Aber die Trockenheit kann auch hier zum Problem werden“, wie der Züchter erzählt. Der Klimawandel macht sich eben auch in Hundshaupten deutlich bemerkbar.

Verwandte Themen


Keine Kommentare