Warum es auf den Feldern in der Fränkischen Schweiz so häufig brennt

19.8.2020, 12:00 Uhr
Schon mehrmals in diesem Sommer haben Heuballenpressen Feuer gefangen und Felder in Brand gesetzt. Das Bild zeigt die Feuerwehr Kirchehrenbach, die das Szenario eines Flächenbrandes im Sommer geprobt hat.

© Ralf Rödel Schon mehrmals in diesem Sommer haben Heuballenpressen Feuer gefangen und Felder in Brand gesetzt. Das Bild zeigt die Feuerwehr Kirchehrenbach, die das Szenario eines Flächenbrandes im Sommer geprobt hat.

Sogar aus dem mittelfränkischen Großengsee in der Gemeinde Simmelsdorf waren am späten Sonntagnachmittag Feuerwehrleute angerückt, um einen Flächenbrand zu löschen. Das Feuer bei Hiltpoltstein hatte seinen Ausgang in einer Strohballen-Presse genommen und hatte auf die Umgebung übergegriffen. Wir haben mit Florian Heid (27), der seit letztem Jahr 1. Kommandant der FFW Hiltpoltstein ist und den Einsatz geleitet hat, über solche Feuer gesprochen. 

Mehrere Stunden haben Florian Heid und seine Kameraden die Flammen am Wolfsgraben bekämpft. Rund 70 Feuerwehrleute sind herbeigeeilt. Aus Hiltpoltstein und seinen Ortsteilen Kappel und Schossaritz, aber auch aus Gräfenberg und sogar aus der Gemeinde Simmelsdorf. "Es war ein schweißtreibender Einsatz bei über 30 Grad in kompletter Schutzausrüstung", so Heid. Immer wieder habe er seine Mitstreiter aus dem Geschehen abziehen müssen, um sie zum Trinken zu bewegen, weil sie sonst dehydriert wären. "In dem Moment denken die nur ans Löschen."

Warum es auf den Feldern in der Fränkischen Schweiz so häufig brennt

© Foto: Patrick Schroll

Außerdem habe man mit purer Muskelkraft die dichtgepressten Strohballen mit Mistgabeln und Rechen auseinanderpflücken müssen. "Um die Glutnester im Kern zu finden und zu bekämpfen. Sonst fängt es nach unserem Abzug wieder von vorne an."

Güllefass ist die Rettung

Als das erste Löschfahrzeug das brennende Feld erreicht, da hat der 28-jährige Landwirt, dessen Maschine Feuer gefangen hatte, bereits gehandelt. Geistesgegenwärtig hat er seinen Traktor abgekoppelt und ist nach Hause gefahren, um sein Güllefass zu holen. Darin ist das, was Florian Heid und die FFW Hiltpoltstein am nötigsten brauchen: Löschwasser.

Warum es auf den Feldern in der Fränkischen Schweiz so häufig brennt

© Foto: Udo Güldner

Denn hier am Ortsrand kann man weder auf sprudelnde Bäche noch auf Hydranten zugreifen. Und das Löschfahrzeug hat gerade einmal 600 Liter an Bord. Bei Pkw-Bränden reicht das oft. Um einen solchen Flächenbrand einzudämmen, ist es allerdings deutlich zu wenig. Das wertvolle Nass aber gibt es in einem großen Regenwasserbecken neben der Kläranlage sowie in Löschwasser-Zisternen mit 80 bis 100 Kubikmeter Fassungsvermögen in jedem der Ortsteile.

Von dort pumpen im Laufe des Einsatzes noch weitere Bauern aus Schossaritz, Möchs, Kappel und Wölfersdorf ab. Etwa ein Dutzend werden es gewesen sein, die ihre eigene Ernte unterbrochen haben, um dem in Not geratenen Kollegen zur Hilfe zu eilen. "Wir haben da ein Verzeichnis und haben alle alarmiert", so Heid. "In zehn Minuten waren sie zur Stelle". Denn in solch einen Güllebehälter gingen locker 4000 bis 16 000 Liter. Damit könne man schon etwas anfangen.

Im letzten Moment geschafft

Warum es auf den Feldern in der Fränkischen Schweiz so häufig brennt

© Foto: Udo Güldner

Dabei hätte jedem von ihnen Ähnliches passieren können. "Wie vor zwei Jahren, als es einem anderen Bauern im letzten Moment gelungen ist, mit einem Feuerlöscher seinen Mähdrescher zu retten", so Heid. Denn gerade sind die Erntemaschinen, seien es Mähdrescher oder Strohballen-Pressen, im Dauereinsatz. Das Getreide muss schließlich unter Dach und Fach gebracht werden. Unter Volllast laufen die Maschinen heiß. Wenn dann ein Stein ins Getriebe gerät und Funken schlägt, oder Motoröl ausläuft und sich erhitzt... "Der Landwirt hat alles richtig gemacht". Zuerst die Zugmaschine vom Anhänger trennen, um größeren Schaden zu vermeiden. Dann sich in Sicherheit bringen und die Feuerwehr alarmieren.

Einen immer größeren Anteil an solch gefährlichen Ereignissen hat auch der Klimawandel. "Immer heißere Sommer, immer weniger Regen, das macht Natur und Technik zu schaffen", so Heid. Zum einen sorgt die Hitze dafür, dass die Strohhalme, die zu riesigen Rollen gepresst werden, leicht entzündlich sind. Zum anderen genügt ein kleiner Funke, um die staubtrockene Umgebung in Brand zu setzen. "Dann muss man auch damit rechnen, dass sich das Korn auf angrenzenden Feldern entzündet und die Flammen gar auf benachbarte Wälder überspringen", so Heid. Am Sonntag war es indes gelungen, den Schaden auf zwei Hektar zu begrenzen. Geholfen haben auch spezielle Schulungen des Kreis-Feuerwehr-Verbandes, der auf solche Gefahrenlagen schon frühzeitig hingewiesen hat.

Auch wenn Maschinenbrände immer häufiger vorkämen, so machen Florian Heid doch eher sorglose Wanderer, Spaziergänger oder Autofahrer Sorgen. Die werfen dann glimmende Zigarettenkippen weg, parken mit heißgelaufenem Katalysator auf der Wiese oder fangen irgendwo in der Pampa das Grillen an: "Das ist brandgefährlich."

Rund um die Uhr am Feld

Ortswechsel nach Gräfenberg: Dort hat Uwe Krämer (50) alle Hände voll zu tun. Seine Mähdrescher und Ballenpressen sind praktisch rund um die Uhr auf dem Feld. Nicht nur in und um Gräfenberg, auch aus ganz Franken und sogar Thüringen kommen die Anfragen. "Wir hatten, was Brände angeht, bislang ein Riesenglück." Nur kleinere Schäden traten auf, wie sie im Dauereinsatz nicht ungewöhnlich sind. Denn gerade ist Erntezeit für Getreide und damit auch für das Pressen von Stroh. Und weil nicht jeder Landwirt zehn- oder gar hunderttausende Euro in Landmaschinen investieren kann, kann er diese bei "Krämer Dienstleistungen" ausleihen oder mit einem Fahrer zusammen mieten.

Warum es auf den Feldern in der Fränkischen Schweiz so häufig brennt

© Foto: Udo Güldner

Dabei sind besonders Ballenpressen sehr empfindlich, weil sie, im Gegensatz zu Mähdreschern, mit noch trockenerem Material zu tun haben. "Wenn es dann auch noch keinen oder kaum morgendlichen Tau gibt, steigt die Gefahr." Dann reiche ein Funke: ein heißgelaufenes Lager, aneinander reibende Bleche, Kurzschlüsse durch Kabelbrüche oder Fremdkörper wie Feldsteine, die in die Maschinerie geraten...

Aus Zufall von Brandkatastrophe verschont?

Zudem gebe es, erklärt der Agrar-Ingenieur, der das Lohnunternehmen vor zwei Jahrzehnten von seinem Vater übernommen hat, durch die neue Motorentechnik und die Katalysatoren deutlich heißere Abgase als früher. "Das macht uns am Turbolader beziehungsweise am Auspuff Probleme."

Vielleicht ist es aber nicht nur Zufall, dass Uwe Krämers Fuhrpark bislang vor größeren Brandkatastrophen verschont geblieben ist. "Der Wartungszustand macht etwas aus." Immerhin sind zwei Mitarbeiter in der eigenen Werkstatt damit befasst, die Landmaschinen nicht nur zu reparieren. "Wir sorgen durch Reinigung mit Druckluft auch dafür, dass sich im Inneren kein Staub festsetzt, der sich dann entzünden könnte." Außerdem könne man dabei auch kleinere Schäden feststellen und beseitigen.

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