Warum Forchheim die Goldenen Zwanziger bevorstehen könnten

18.2.2021, 21:00 Uhr
Forchheim kann aus dem Vollen schöpfen.

© dpa Forchheim kann aus dem Vollen schöpfen.

Über sechs Stunden hat es gestern gedauert, bis sich die Stadträte durch mehrere Stapel bunt bedrucktes Papier gewühlt und über Millionen Euro diskutiert haben. Am Ende steht ein einstimmiges Ja, ein Bekenntnis zu den großen und kleinen Vorhaben in diesem Jahr. Der Haushalt 2021 ist abgesegnet.

Hingegen hat es nicht lange gedauert, um zu begreifen, wie gut gefüllt die Kassen der Stadt sind, wie wenig sich die Bürger über Forchheims Schatzkiste sorgen müssen. "Gigantisch": Schon nach wenigen Minuten ist dieses Wort im Finanzausschuss gefallen und beschreibt die überraschende Entwicklung der Stadt. Corona kann zumindest dem Kontostand der Stadt nichts anhaben. Das können nur wenige Kommunen von sich behaupten.

50 Millionen trotz Corona

Eine dieser Zahlen, die sich im ersten Augenblick so unbegreiflich anhört, ist die Gewerbesteuer. Hatte Forchheim im Jahr 2020 noch 26,6 Millionen Euro von den Gewerbebetrieben in der Stadt überwiesen bekommen, sind für dieses neue Haushaltsjahr 2021 fast 50 Millionen Euro eingeplant. Konkret 49,8 Millionen Euro. "Gigantisch", sagt Finanz-Bürgermeister Udo Schönfelder (CSU) dazu. Gleichzeitig verweist er darauf, dass sich die wirtschaftliche Lage eingetrübt habe. Die Stadt kommt seit Beginn der Pandemie Unternehmen entgegen, ermöglicht die Stundung von Gewerbesteuerzahlungen oder erlässt Gebühren.

Dass sich die wichtigsten Einnahmen nahezu im Jahresvergleich verdoppeln, liegt wesentlich an einem Steuerzahler. Sagen darf es keiner, wissen tut es jeder: Der Erfolg von Siemens Healthineers beflügelt auch Forchheims Aufstieg und führt zu einem Luxusproblem: Schlüsselzuweisungen gibt es vom Staat keine mehr. 2020 waren es immerhin noch 2,1 Millionen Euro. Aber diese Hilfe erhalten nur Kommunen, die es auch brauchen.

Die Bürger zahlen fleißig

Die Einkommensteuer bleibt mit Abstand weiterhin die zweitwichtigste Einnahmequelle. Auch die sprudelt. 21,1 Millionen Euro führt Forchheims arbeitende Bevölkerung an die Stadt ab. Vier Millionen mehr als 2020.

Der Erfolg des Weltkonzerns in Forchheim-Süd kommt der Stadt recht. Teilweise seit Jahren verschobene Projekte, aber auch umfangreiche Großinvestitionen lassen sich 2021 verwirklichen oder anstoßen. 46,7 Millionen Euro verändern das Stadtbild an gleich verschiedenen Stellen. Mehrere Millionen Euro fließen in den Aus-, Neu- und Umbau von Kitas und Schulen.

In der Stadtentwicklung nimmt der Paradeplatz einen der größten Posten ein. Erste Maßnahmen der insgesamt rund acht Millionen Euro schweren Baumaßnahme starten dieses Jahr. Mehrere Spielplätze und Plätze wie der Streckerplatz werden überholt. Das Annafestgelände erhält das aus Sicherheitsgründen vorgeschriebene Geländer, Treppen werden dort saniert.

Der Klimaschutz, den alle Parteien stärker als bisher fördern wollen, spielt eine wesentliche Rolle. Die Stadt lässt ihren Gebäudebestand schrittweise energetisch sanieren, Neubauten werden von vornherein klimaverträglich geplant. Und auch die Kultur profitiert von dem vielen Geld: es ermöglicht die Arbeit des neuen Kulturamtes oder die geplante Generalsanierung des Kolpinghauses in den Folgejahren.

Die Zukunft schaut rosig aus

Auch die schauen rosig aus: Nach dem Paradeplatz soll die Hornschuchallee erneuert, die Spitalkirche für mehrere Millionen in Café, Wohnungen und Veranstaltungsräume umgewandelt werden. Auch auf Forchheims größter Baustelle geht es weiter: bei der Generalsanierung und dem Umbau des Rathauses zum Haus der Begegnung.

Um die Rekordinvestitionen zu stemmen, greift die Stadt auch auf ihr zurückgelegtes Geld zurück. 48 Millionen Euro stehen zur Verfügung. So viel, dass die Stadt bei den Banken hierfür eine Jahresgebühr von 250.000 Euro zahlen müsste. Durch den Griff in diese Kiste, "wird sich die Liquidität massiv reduzieren", sagt Christoph Schulz von der Stadtkämmerei. Sorgen macht er sich nicht. "Wir kommen ohne Kredite aus und können unsere Schulden senken", sagt er mit Blick auf die Jahre bis 2024. Aktuell hat die Stadt 11,2 Millionen Euro Schulden, dieses Jahr soll die Zahl auf zehn Millionen gedrückt werden und 2024 bei 6,8 Millionen Euro liegen.

Die Wünsche der Politik können erfüllt, aufgeschobene Projekte angegangen und dabei der Kontostand geschont, sogar verbessert werden. Die Goldenen Zwanziger scheinen Forchheim bevorzustehen. Aber, sagt Schönfelder: "Wir müssen im Notfall auch einen Bremsweg berücksichtigen, falls die Zeiten schlechter werden."

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