Warum Kathrin Heimann (DEL) das Rathaus übernimmt

10.5.2014, 10:00 Uhr
Ihr Amtszimmer hat Kathrin Heimann bereits bezogen. Nur wenige Meter entfernt vom Rathaus liegt das Grundstück, das eine entscheidende Rolle bei ihrem Wahlsieg spielte.

© Roland Huber Ihr Amtszimmer hat Kathrin Heimann bereits bezogen. Nur wenige Meter entfernt vom Rathaus liegt das Grundstück, das eine entscheidende Rolle bei ihrem Wahlsieg spielte.

Der 17. Februar 2013 ist ein Tag der Niederlage für Kathrin Heimann. An der Spitze einer Bürgerinitiative hat sie für einen Einkaufsmarkt in der Ortsmitte, auf dem ehemaligen Grundstück der Obstbaugenossenschaft hinter dem Rathaus, geworben. Doch die Mehrheit der Bürger sagt Nein.

Ein Jahr später bewirbt sich Heimann um das Bürgermeisteramt. Die 39-jährige Newcomerin schafft es in die Stichwahl – und bezwingt dort den altgedienten Kommunalpolitiker Bernd Nägel (CSU/ÜWG). Der 30. März 2014 ist ein Tag des Sieges für Kathrin Heimann.

Die Diskussion um das Grundstück in der Ortsmitte, das sei die Initialzündung für ihr politisches Engagement gewesen, erinnert sich Kathrin Heimann, die am Freitag vor einer Woche ihr Amtszimmer bezog und von Vorgänger Richard Schmidt die Amtskette überreicht bekam. Sie habe damals nicht verstanden, dass man die Chance vergeben wollte, auf der Fläche (für dessen Kauf sich die Gemeinde massiv verschuldet hatte) einen Supermarkt zu bauen und so die Nahversorgung zu verbessern.

Dass sich die Mehrheit im Bürgerentscheid gegen Heimanns Position ausspricht, sie aber später doch zur Bürgermeisterin wählt, scheint überraschend. Matthias Fischbach, seit 2008 einer von zwei DEL-Gemeinderäten, versucht sich an einer Erklärung: „Als Alternative zu unserem Bürgerentscheid hatten die Gegner immer einen Einkaufsmarkt am Ortsrand in Aussicht gestellt. Dass dann aber nichts Wesentliches in diese Richtung passierte, hat viele Bürger davon überzeugt, dass nur die DEL sich ernsthaft um eine bessere Nahversorgung kümmern wird.“

Die DEL, das sind für die kommenden Jahre eine Bürgermeisterin und vier Gemeinderäte, die durchaus aus unterschiedlichen politischen Richtungen kommen. Fischbach war bis vor kurzem Landesvorsitzender der Jungen Liberalen und bewarb sich für die FDP um einen Sitz im Kreistag, Christoph Wurmthaler kandidierte für die ökologisch geprägte WLF. Heimann trat im Kreis für die Jungen Bürger an.

„Ein Schmelztiegel“

Natürlich finden diese Positionen auch „ein Stück weit“ ihren Einfluss in den Diskussionen innerhalb der DEL, sagt Heimann. Doch übergeordnete politische Fragen spielten in der Kommunalpolitik selten eine zentrale Rolle. So finde man fast immer eine gemeinsame Position. Matthias Fischbach sieht in der Liste sogar einen „Schmelztiegel“, der die unterschiedlichen Philosophien zusammenführt. Nun ist es vor allem an Kathrin Heimann, den Erwartungen an die DEL gerecht zu werden. Doch noch die Idee eines Einkaufsmarkts in der Ortsmitte voranzutreiben, ist für sie keine Option: „Wir halten uns an das Bürgerbegehren.“ Mittlerweile liefen aber Gespräche, wie man die Nahversorgung am Ortsrand verbessern könnte, sagt die neue Bürgermeisterin, ohne ins Detail gehen zu wollen.

Über die Zukunft des Grundstücks hinterm Rathaus zerbrechen sich derweil Studenten der Technischen Hochschule Nürnberg in einer Projektstudie die Köpfe. Heimann strebt eine Nutzung an, die „wirtschaftlich sinnvoll und sozial“ sein müsse. Angesichts des Geburtenrückgangs, der auf Dauer die Grundschule gefährden könnte, „brauchen wir Wohnraum für junge Familien, vielleicht auch auf diesem Grundstück“, so die Bankfachwirtin und Immobilienmaklerin.

Eine andere Variante: barrierefreier Wohnraum für ältere Menschen. Ziehen Senioren dorthin, werden anderswo in Effeltrich Häuser frei – und damit Platz für junge Familien, überlegt Heimann. Konsens bestehe im Gemeinderat inzwischen darüber, auf der Fläche ein Ärztehaus anzusiedeln, um den Medizinern vor Ort, denen die bisherigen Praxisräume gekündigt wurden, eine langfristige Perspektive zu bieten.

Mehrheit im Rat?

Ihre Ideen kann Kathrin Heimann womöglich auch gegen Widerstände im Gemeinderat durchsetzen. Mit der SPD und den Freien Wählern, die Heimann in der Stichwahl unterstützten, stellt die DEL die Mehrheit. Freilich betont die neue Bürgermeisterin, an einem guten Miteinander im Gemeinderat interessiert zu sein.

Dass man sich nicht auf „gegenseitige Anschuldigungen und Streitigkeiten“ eingelassen habe, darin erkennt DEL-Rat Fischbach schließlich einen Hauptgrund für den Wahlerfolg. Gegenüber der CSU/ÜWG – ihr Kurs ist nach der Wahlniederlage und dem plötzlichen Abgang Bernd Nägels offen – sei sie gesprächsbereit, ergänzt Heimann. Die Streitereien, sagt die Bürgermeisterin, sollen bleiben, wo sie sind: in der Vergangenheit.

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