Was Forchheim für die Artenvielfalt macht: Rundgang durch die Innenstadt

25.9.2020, 11:51 Uhr
Was Forchheim für die Artenvielfalt macht: Rundgang durch die Innenstadt

© Foto: Lukas Koschyk

Aster, Dost, Blauraute oder Hirtentäschel: Nein, wir sitzen nicht im Biologieunterricht, sondern befinden uns im Forchheimer Stadtgebiet. Egal ob Stadtmauer, Friedhof, Kellerwald oder Parkanlagen: Forchheim ist eine grüne Stadt. Vielen Bürgern ist dies vielleicht gar nicht mehr bewusst, was man hat, fällt ja bekanntlich nicht mehr auf.

Ähnlich erging es auch dem Stadtrat bei seiner letzten Sitzung, in der Gartenamtsleiter Herbert Fuchs verschiedene Projekte des Amtes für öffentliches Grün zum Thema Artenschutz im Stadtgebiet vorstellte. Die Stadträte zeigten sich geradezu begeistert, was Forchheim schon alles tut für Bienen, Mauersegler und Co. Daraufhin haben wir uns schlau gemacht und beim Gartenamt nachgefragt, wo Artenschutz bereits ins Stadtbild integriert ist.

Kleinod am alten Krankenhaus

Wir starten unseren Rundgang im Garten des alten Krankenhauses auf der Forchheimer Stadtmauer. "Seit mehreren Jahren wird die Wiese hier nur noch einmal jährlich gemäht", erzählt uns Gartenamtsleiter Herbert Fuchs. Grund dafür: der Schutz und Erhalt vorhandener Biotope.

Was Forchheim für die Artenvielfalt macht: Rundgang durch die Innenstadt

© Foto: Lukas Koschyk

Wo früher einmal Schwestern des alten Krankenhauses selbst Gartenbau betrieben, haben sich über die Jahrzehnte verschiedene Arten angesammelt, so zum Beispiel Haselmäuse. Rotraud Krüger, studierte Biologin und Mitarbeiterin des Bauamtes, weist auf die frisch angelegten Blühwiesen unterhalb der Mauer hin.

Dort können sich Pflanzenarten natürlich verbreiten und Bienen bestäuben. Wenige Meter weiter entdecken wir Brutnischen des Mauerseglers an der Roten Mauer. Durch die naturverträgliche Sanierung der Stadtmauer ist es der Vogelart möglich, hier in Ruhe zu nisten.

Wildwuchs an Teilen der St. Veit-Bastion

"Bis 2007 wurden die Quader mit Sand abgestrahlt und die Nischen verfugt, heute machen wir das nicht mehr, insofern die Baustatik es zulässt", erklärt Fuchs. Dies ist auch der Grund, warum an Teilen der St. Veit-Bastion Wildwuchs zu sehen ist. Die Population der Mauersegler ist über die Jahre gewachsen und wird mittlerweile auch dokumentiert.

Heute überlässt man die Stadtmauer der Natur: Das ist besser für den Artenschutz.

Heute überlässt man die Stadtmauer der Natur: Das ist besser für den Artenschutz. © Foto: Lukas Koschyk

Ortswechsel zur Äußeren Nürnberger Straße: Auf dem Straßenstreifen zwischen den beiden Spuren liegt einer der vielen "Silbersommer" im Stadtgebiet. Dies sind Blühflächen, die mit vielfältigem Saatgut bepflanzt werden.

"An solchen Verkehrsinseln legen wir aufgrund der mittlerweile heißen Sommer mit Vorliebe besonders hitzeresistente und langblühende Pflanzen an. Damit finden die Insekten ganzjährig ein Zuhause", erläutert Krüger. Sie ist seit über zehn Jahren beim Bauamt beschäftigt und auch Mitglied des Kreisvorstandes des Bundes Naturschutz.

Enge Zusammenarbeit

Das Bau- und Gartenamt arbeiten schon immer eng zusammen, seit geraumer Zeit steht der Erhalt der Artenvielfalt ganz oben auf der Agenda und wird intensiv zwischen den beiden Referaten abgestimmt. Für den ein oder anderen Bürger sei es eine Umgewöhnung, nicht mehr überall den perfekt gemähten Rasen zu sehen, sagt Herbert Fuchs. Ähnlich ginge es auch einzelnen Mitarbeitern, die von einstigen Methoden wie dem reinen Mulchen hin zu einem schonenderen Umgang umgeschult werden müssten. "Die Sache ist es jedoch wert", ergänzt Fuchs.

Was Forchheim für die Artenvielfalt macht: Rundgang durch die Innenstadt

© Foto: Lukas Koschyk

So auch am Joseph-Otto-Platz im Forchheimer Stadtnorden. Hier treffen wir Andreas Geck, Gärtnermeister der Stadt. Geck spielt eine entscheidende Rolle bei der Intensivierung der Bemühungen. Vor drei Jahren schloss er als einer der bayernweit Besten die Fortbildung zum Natur- und Landschaftspfleger des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums ab und darf seitdem seine Expertise im Amt einbringen.

Insektenfreundliche Beleuchtung

Bei der Umgestaltung des Platzes letztes Jahr war er maßgeblich beteiligt. Insektenfreundliche Beleuchtung, die aufgrund ihres geringeren UV-Anteils weniger Tierchen anlockt, ist eine der Maßnahmen vor Ort. Der Erhalt von drei Kastanien, die aus der Egloffsteinstraße umgesiedelt wurden, eine andere (wir berichteten). Die Bäume gedeihen und darauf ist Geck besonders stolz.

Unser letzter Stopp führt uns an den alten Friedhof, wo gerade ein Mitarbeiter des Gartenamtes mit einem Heißwassergerät unerwünschtes Wildkraut behandelt. Diese Methode sei zwar ungleich aufwendiger als der Einsatz herkömmlicher Pestizide, doch der Mehraufwand schont den Boden sowie das Granit der Gräber. "Glyphosatfrei ist die Stadt schon lange, nicht erst seit der großen Diskussion im letzten Jahr", beendet Fuchs die Runde.

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