Was passiert mit dem Gräfenberger Bahnhofsgebäude?

23.5.2019, 19:28 Uhr
Was passiert mit dem Gräfenberger Bahnhofsgebäude?

© Foto: Petra Malbrich

Das kräftige Orange, das Farbmerkmal der Gräfenberg-Zone, leuchtet noch immer am Bahnhof. Trotzdem sind die Tische und Bänke ordentlich gestapelt und machen deutlich: Die Gräfenberg-Zone war einmal. Im Herbst vergangenen Jahres hatte das Ehepaar Cora und Jochen Gundelfinger verkündet, das Bahnhofsgebäude zu verkaufen. Die Wohnungen in der elterlichen Gastwirtschaft wollten die Gundelfingers sanieren und zu Ferienwohnungen umbauen. Das ist nun geschehen, die ersten Gäste sind bereits da.

Größter Anbieter

Mit diesen vier Ferienwohnungen mit insgesamt 22 Betten sind die Gundelfingers nicht nur der größte Anbieter von Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt, sondern haben ihr berufliches Augenmerk ausschließlich auf diese Art des Tourismus gerichtet. Der Verwaltungsaufwand für die Ferienwohnungen und der Biergartenbetrieb am Bahnhof würde sich zeitlich nicht mehr unter einen Hut bringen lassen.

Das Bahnhofsgebäude ist deshalb zum Verkauf ausgeschrieben. Einen Käufer gibt es bislang nicht. Kaufinteressenten gab es schon viele, lediglich die Finanzierung stellt oftmals eine hohe Hürde dar.

"Ich kann gut nachvollziehen, dass eine Bank im Niedrigzins-Umfeld keine großen Gewinne mit einem Immobilienkredit erzielen kann", sagt Jochen Gundelfinger. Aber für einen Investor, der mehr Kapitalertrag erzielen möchte als auf dem Sparbuch, sei der Bahnhof ein interessantes Objekt, glaubt er.

Schlussstrich ziehen

Das gesamte Gebäude zu vermieten, kommt für Gundelfingers nicht in Frage. Von möglichen Nachteilen abgesehen, möchten sie auch gedanklich einen Schlussstrich unter den Bahnhof ziehen. Dabei ist es dem Ehepaar zu verdanken, dass der Bahnhof – das Eingangstor für die Touristen – zu einem ansehnlichen, bequemen Platz geworden ist, an dem man sich gerne aufhält.

Selbst eine Toilette wurde installiert, die rund um die Uhr benutzt werden kann. Den Bahnhof als zentralen Platz für eine Art Touristeninformation nannten die Planer des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK). Doch dazu müsste es der Stadt gehören.

Tatsächlich hatte sich auch die Stadt mit dem Thema Bahnhof beschäftigt. "Die Gräfenberg-Zone wurde im Stadtrat diskutiert. Doch die Mitte des Stadtrats signalisierte, dass sich ihre Vorstellungen nicht mit den Preisvorstellungen der Familie Gundelfinger deckt", fasst Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla das Ergebnis dieser nichtöffentlichen Besprechung zusammen. "Das Gebäude ist sauber hergerichtet, war ein schönes Entrée und es war immer ein Ansprechpartner da", zählt Nekolla die Vorteile auf, die es zu den aktiven Zeiten der Gräfenberg-Zone für die Stadt gab. Eine Verwendung für den Bahnhof haben sie zu den preislichen Vorstellungen nicht.

Bedarf ist gedeckt

Die Tourismuszentrale sieht ein neues Konzept vor, demzufolge müssten drei Personen von Montag bis Sonntag eingestellt werden. Für den Bedarf der Gräfenberger alleine, könnte die Stadt auch im alten Rathaus oder im "Grünen Baum" einen Raum für eine Art Tourist-Information zur Verfügung stellen.

Auch die Gastronomie im Bahnhof sei schön gewesen, aber auch hier ist mit zwei Gaststätten – der Pizzeria La Grotta und der Pizzeria am historischen Rathaus – der Bedarf gedeckt. Trotzdem ist Hans-Jürgen Nekolla davon überzeugt, dass der Bahnhof Potenzial hat, gerade hinsichtlich der vom Wirtschaftsband A9 geplanten Bikeschaukel.

"Der Gräfenberger Bahnhof wäre einer der Eckbahnhöfe", sagt Nekolla. Leider nicht für die Stadt, die erst Geld locker gemacht hat, um drei Scheunen zu kaufen. So wird wohl auch in den nächsten Wochen trotz zahlreicher Touristen und Wanderer am Fünf-Seidla-Steig der G-Punkt menschenleer bleiben.

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