Wasser zum Finale

18.10.2013, 11:00 Uhr
Wasser zum Finale

Wasserwanderung: Von Dorfhaus aus führte die Diplom-Biologin Ute Gellenthien die Lillach entlang. Das Ensemble „Trio Exotik“ nahm anschließend das Publikum mit auf eine Reise durch die „Wassermusik“ des 18., 19. und des 20. Jahrhunderts.

„Nehmen Sie einmal an, Sie setzten in die Lillach ein Papierbötchen. Theoretisch — und mit ein bisschen Glück — würde es in etwa vier Wochen im Rhein ankommen.“

Diplom-Biologin Ute Gellenthien macht der Besuchergruppe vor dem kleinen Flüsschen Lillach große Zusammenhänge deutlich. Interessiert folgt die Gruppe den Erklärungen der freiberuflichen Wissenschaftlerin aus Heroldsbach, die mit großer Sachkenntnis und Liebe zum Detail die Wanderung von Dorfhaus aus das Flüsschen entlang anführt.

Wortkundlicher Hintergrund

So erklärt Gellenthien nicht nur

die allgemeinen Zusammenhänge des Wasserkreislaufs und speziell „Flora und Fauna“ dieses „für Nordbayern außergewöhnlichen“ Gewässers, sondern auch wortkundliche Hintergründe wie die Herkunft der Endung „-ach“ des Namens „Lill-ach“, die dem lateinischen „Aqua“ („Wasser“) verwandt ist. Schwerpunkt der Exkursion ist die Entstehung der einmaligen Kalktuffbecken der Lillach. Sinterbecken, die nach der Eiszeit im Laufe von 10000 Jahren entstanden und die der Lillach ihren unverwechselbaren Charakter geben. Leider ist das wertvolle Naturkleinod auch äußerst empfindlich gegen Eingriffe des Menschen, so die Biologin.

Seit 1998 wird das wertvolle Biotop nach seiner Wiederherstellung sorgfältig gepflegt. Viele bedrohte Arten haben sich an die nährstoffarme Umgebung perfekt angepasst, können nur an diesem Ort überleben: Feuersalamander finden an den Kalktuffbecken ebenso ideale Bedingungen vor wie die mittlerweile seltene Wasseramsel, die Libelle mit

dem wunderschönen Namen „zweigestreifte Quelljungfer“ und weitere unzählige Insektenarten, Moose, Farne und Orchideen.

Die Diplom-Biologin weiß um die Wichtigkeit der umgebenden Kalkbuchenwälder für die Quelle wie auch um den riesigen Radius, aus dem das Wasser dieses Tales stammt: „Wir haben einen enormen Einzugsbereich der Bäche. Markierungsversuche haben gezeigt, woher das Wasser kommt.“ Auch sei für das Biotop entscheidend, was das Wasser an Stoffen mitbringe: „Bei jeder Maßnahme müssen wir überlegen, wie sich das in 20, 30 oder 50 Jahren auf die Natur auswirkt. Was man irgendwo mit dem Wasser macht, kann sich woanders rächen.“

Der lehrreiche, sonnige Spaziergang durch die Natur und am gluckernden Wasser entlang bildet den perfekten Einstieg in die musikalische Wasserreise: In der Aula der Igensdorfer Grundschule holt das „Trio Exotik“ mit Corinna Frühwald (Querflöte), Sevinç Salam (C5-Flügel) und Oleg Galperin (Cello) das Wasser in vielfältiger Form zurück: Schwermütig, drängend, fließend der Klang des Cello, fröhlich springend, sprudelnd die Querflöte als Begleitung zum perlenden Tropfen des Klaviers – eine wahrlich perfekte Kombination um die Erinnerung an das Wasser der Lillach weiter zu tragen.

Zu Beginn ist Georg Friedrich Händels Wassermusik ein „Muss“,

die erste Suite „Air“, „Andante“ und „Allegro“. Meisterhaft vorgetragen von den bestens aufeinander abgestimmten Instrumentalisten. Auch das modernere Werk von Hans-André Stamm, besonders „Die Quelle“ lassen das Wasser fließen, tropfen, laufen...Weitere Klassiker wie Frédéric Chopins „Regentropfenprélude“ und Gabriel Faurés „4 Mèlodies“ „Les Berceaux“, „Sylvie“, „Aubord de l’eau“ und „Toujours“ ergänzen eine hervorragende Programmkomposition.

Ein Höhepunkt sind die ideenreichen Eigenkompositionen von Sevinç Salam aus Aserbaidschan, die an der Musikakademie Baku auch Orgel und Komposition studierte. Der fulminante Solovortrag von „Speaking with the Sea“ am C5-Flügel und die Antwort „Voice of the Sea“ (Cellosolo von Oleg Galperin) geben Einblick in das große musikalische Können Salams. „Des Meeres Atem“ mit Cello und Klavier und die Zugabe „Kleine Seejungfrau“ zeigen deutlich die Liebe der jungen Frau zu ihrem Instrument und zu ihrer Heimat am Meer.

Zarte Stimme

In starkem Kontrast zu diesen überschäumenden Kompositionen steht die zarte aber eindringliche Stimme der Querflöte: Der Solovortrag der Nürnbergerin Corinna Frühwald, deren bezaubernde Interpretation der „Suite Mythologique“ von Leonardo De Lorenzo mit klaren, reinen Tönen fasziniert, erzeugt atemlose Stille im Publikum. Frühwald und Salam haben mit dem St. Petersburger Solocellisten Oleg Galperin die perfekte musikalische Ergänzung gefunden.

Das Trio zeigte hohe Professionalität und erhielt nach dem fulminanten und temporeichen Abschluss mit „Three Water Colors“ von Philippe Flaubert den verdienten Applaus.

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