Wau statt Angst: Vierbeiner Benny hilft Kindern beim Lesen

9.10.2020, 15:05 Uhr
Wau statt Angst: Vierbeiner Benny hilft Kindern beim Lesen

© Nina Eichenmüller

Nach monatelanger Corona-Pause darf Pia Schlaug von den Johannitern wieder Schulen mit ihrem Hund Benny besuchen. Sie und ihre Teams kommen in der Regel zwei Mal die Woche an verschiedene Schulen im Landkreis Bamberg und Forchheim, und motivieren Kinder zum Lesen in entspannter Atmosphäre. "Wir schaffen mit dem Hund eine ruhige Umgebung, in der das Kind ohne Druck und Anspannung Lesen üben kann. In den zwanzig Minuten geht es nur um das Kind und den Hund. Es soll die Kinder motivieren zu lesen und dabei helfen, beim Lesen selbstbewusster zu werden", erklärt Schlaug. 

Für jede Lesestunde ist sie mit zwei Taschen bepackt. In der einen sind eine Hundedecke, Kissen und Leckerlies für Benny verstaut, in ihrem Rucksack hat sie eine Auswahl an Büchern für die Kinder dabei. Zur ersten Stunde bringt sie den Kindern ein Einführungsbuch mit: "12 Regeln für den Umgang mit Hunden".

Begrüßungsleckerli bricht das Eis

Anton hat heute seine erste Lesestunde mit Benny und geht zuerst zaghaft auf den Hund zu. Nach einem Begrüßungsleckerli macht er es sich aber schnell neben Benny auf dem Boden gemütlich. "Besonders in der ersten Stunde ist es wichtig, dass sich das Kind und der Hund erst mal kennenlernen. Meistens geht es aber ganz schnell, dass Kind und Hund total im Einklang miteinander sind. Besonders durch die Corona-Zeit und die Distanz tut es den Kindern gut wieder Nähe zu spüren und kuscheln zu können", so Schlaug.

Im Landkreis ist Eggolsheim die einzige Schule, die von einem Lesehund besucht wird. Durch Corona sind einige Teams abgesprungen und deshalb ist Schlaug auf der Suche nach neuen Interessierten. Damit eine Lesestunde reibungslos ablaufen kann, müssen die Hunde ein entsprechendes Gemüt haben und geschult werden. Schlaug organisiert regelmäßig Castings, um neue Besitzer und ihre Hunde kennenzulernen. "Gemeinsam mit einem Hundetrainer beobachten wir wie das Verhältnis zwischen Besitzer und Hund ist, wie der Hund auf schnelle Bewegungen oder plötzliche Geräusche reagiert und wie sozialverträglich er ist. Wir haben eine große Verantwortung und deshalb wollen wir auch sicher gehen, dass die Hunde kinderlieb und entspannt sind", sagt sie.

Die Besitzer werden in einem Seminar zu ihren persönlichen Einstellungen befragt: "Wir haben ein zusätzliches interkulturelles Seminar, denn wir wollen auch Kinder mit Migrationshintergrund beim Lesen fördern und damit darf ein Interessierter kein Problem haben." Bei einem abschließenden Praxistest werden die Reaktionen des Hundes auf Kinder beim Lesen überprüft.

"Der Hund nimmt das Kind auf, wie es ist"

"Wichtig ist während der Lesestunde, dass die Besitzer nicht als Lehrer fungieren. Wir halten uns im Hintergrund und verbessern auch nicht. Wenn ein Kind nicht weiterkommt, warte ich erst mal und sage dann, dass das Kind doch mal kurz den Hund streicheln soll und meistens reicht das schon aus. Das Kind wird von dem Hund angenommen wie es ist und diese Atmosphäre beim Lesen wirkt sich sehr gut auf die Kinder aus", erzählt Schlaug. Die positive Wirkung, die das Projekt auf die Kinder hat, können auch Jutta Wittmann, die für das Projekt an der Schule Eggolsheim zuständig ist, und Rektor Alexander Pfister bestätigen: "Die Klassenleitungen sagen alle, dass die Schüler wesentlich ausgeglichener sind, sich mehr zutrauen und generell stark von dem Projekt profitieren."

Die Kinder der Grund- und Mittelschule Eggolsheim freuen sich über den kuscheligen Besuch und würden am liebsten alle mit Benny kuscheln. Doch die nächsten zwanzig Minuten gehören nur Anton, Benny und einem schönen Buch. Nach der Stunde ist Schlaug zufrieden: "Die erste Stunde ist immer aufregend, aber nach kurzer Zeit hat Benny schon seinen Kopf auf den Schoß von den Kindern gelegt und ihnen entspannt beim Vorlesen zugehört." 

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