Weingartser Krippenbauer zeigt zu Ostern Schaufenster mit Passion Christi

12.4.2020, 09:53 Uhr
Weingartser Krippenbauer zeigt zu Ostern Schaufenster mit Passion Christi

© Foto: Leo Hühnlein

Als gelerntem Zimmermann fällt es Schmitt nicht schwer, Holz zu bearbeiten. Außerdem hat er ein Händchen und die Phantasie dafür, in der Natur vorkommende Rohstoffe für seine Dioramen zu kombinieren: "Wenn ich beim Waldspaziergang einen Wurzelstock sehe, habe ich oft schon ein Bild vor Augen, wie dieser als Kulisse eingesetzt werden kann." Seit knapp zwei Jahrzehnten frönt er als Arrangeur biblischer Dioramen seinem Hobby. Umliegenden Schulen und Kindergärten hat Schmitt dadurch schon viel Freude in der Adventszeit bereitet.

Erstmals zu Ostern 2016 baute Schmitt am gewohnten Platz der Weihnachtskrippe innerhalb der Wohnung eine Kreuzigungsszene auf und beleuchtete diese in den Abendstunden. Er sei zwar praktizierender Katholik, aber der Glaube alleine galt ihm nicht als Triebfeder, sondern ein eher trauriges Kapitel in seinem Leben: "Zu dieser Zeit erkrankte ich schwer und es sah nicht gut aus. Nach einer Operation sagte ich mir im Krankenhausbett, wenn ich meinen eigenen Kreuzweg hier überlebe, dann baue ich die Passion zuhause richtig groß nach." Die Genesung - wenn auch mit Beeinträchtigungen - schritt voran und Schmitt schritt zur Tat.

Aus kleinen Tuffbrocken

Zum folgenden Osterfest baute Schmitt einen Schaukasten im Garten seines Hauses als Schutz vor Wind und Wetter und der von außerhalb des Zaunes einzusehen ist. Darin stellte er das erste großflächige Passion-Diorama nach. Davon zeugt eine Aufnahme aus 2017, auf der eine breite Gebirgsszene zu sehen ist.

"Diese Felsen wurden aus kleinen Tuffbrocken erstellt, die in Größe und Farbe ideal dazu passen. Gegeben hat sie mir mein ehemaliger Arbeitskollege Hans Kaul, der beim Austausch neuer Türstöcke und Fenster in sein 1926 erbautes Elternhauses den Tuff als Füllung vorfand."

Kein ungewöhnlicher Fund, meint Schmitt und erklärt, dass in alten Häusern der Region Tuffsteine oft als Baumaterial verwendet wurden: "Die Bauern lesen die Überbleibsel des fränkischen Jura auch heute noch aus den Äckern und lagern sie am Rand."

Inspiriert vom Zuspruch der Nachbarn

Inspiriert vom Zuspruch der Nachbarn und zufällig vorbeikommenden Wanderern entschloss sich Schmitt die ursprünglichen Szenen auszubauen. Immer weitere Stationen aus der Passion kamen hinzu, dafür opferte er auch das durchgängige Gebirge, um Platz zu schaffen: "Heuer hätten eigentlich die Verurteilung durch Pilatus und weitere Kreuzwegstationen hinzukommen sollen. Die seit ein paar Wochen zugespitzte Situation lies die Beschaffung von ergänzenden Materialien und Figuren aber leider nicht zu", bedauert Schmitt, der gegenüber Passanten und Besuchern ansonsten gerne Auskünfte vor dem Schaukasten zu den jeweiligen Szenen gibt.

Der passionierte Bastler geht davon aus, dass sich heuer nicht so viele Tagesausflügler wie sonst in der Karwoche durch den Ort bewegen - auch wenn dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch erlaubt sei: "Das soll jetzt keinesfalls als Aufruf verstanden werden. Aber wer ohnehin an der frischen Luft unterwegs ist, kann sich den Schaukasten gerne ansehen, er steht im Freien direkt vor dem Haus und ist von 20 bis 22 Uhr sogar beleuchtet." Die Hausnummer 116 könne man von Kunreuth kommend im Gässchen links direkt nach dem Gasthaus "Zur Linde" finden.

Schmitt hätte sich gewünscht, auch diesmal wieder persönlich Rede und Antwort zu stehen, verzichtet jedoch heuer aufgrund seiner gesundheitlichen Vergangenheit darauf. Für Fragen stünde dennoch der telefonische Weg offen, zudem käme ja irgendwann auch die Krippenzeit wieder, blickt der Hobbykünstler voraus: "Hoffentlich ist die Sache bis dahin ausgestanden. Trotzdem freue ich mich auch heute schon über Jeden, dem ich mit Tipps beim Krippenbau oder zu Passionsszenen weiterhelfen kann."

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