Wenn aus Bettlern Einbrecher werden: Tipps der Polizei bei Betrugsmaschen

17.12.2019, 05:42 Uhr
Wenn aus Bettlern Einbrecher werden: Tipps der Polizei bei Betrugsmaschen

Eine Frau aus dem Landkreis ist darauf reingefallen: Ein Bettler steht vor ihrer Haustüre, sie hat Mitleid, drückt ihm fünf Euro in die Hand. Am nächsten Tag kommt sie vom Einkaufen zurück nach Hause. Am Kellereingang beobachtet die Seniorin drei Männer, die sich Zutritt zum Haus verschaffen wollen. Sie schreit die Fremden an. Im Schreck laufen die Männer die Kellertreppen hoch, an der Frau vorbei, entschuldigen sich und verschwinden.

Wenn aus Bettlern Einbrecher werden: Tipps der Polizei bei Betrugsmaschen

© Foto: Peter Roggenthin

Polizist Klaus Steinhübl kann viele solcher wahren Begebenheiten erzählen. Er ist Jugendkontaktbeamter bei der Polizei Ebermannstadt und berät auch Senioren bei Veranstaltungen darüber, wie sie Einbrecher fern halten können oder Trickbetrügern nicht auf den Leim gehen. Ob an der Tür oder am Telefon.

Herr Steinhübl, bei den Nordbayerischen Nachrichten hat sich ein Leser gemeldet und davon berichtet, dass Senioren in Ebermannstadt angerufen werden, aber wenn sie abheben, bleibt der Anrufer stumm. Ist das eine Masche, um auszukundschaften, ob jemand zu Hause ist?

Im Moment ist uns nicht bekannt, dass solche Anrufe vermehrt in der Stadt oder im Landkreis auftreten. Das tritt das Jahr über immer wieder mal auf. Zielrichtung kann durchaus sein, herauszufinden, ob jemand zu Hause ist.

Wer ist das Ziel von Trickbetrügern?

Hauptsächlich Senioren. Es gibt bestimmte Gemeinden im östlichen Landkreis, für diesen Teil ist die Polizeiinspektion Ebermannstadt zuständig, die Probleme mit Bettlern haben. Manche Senioren geben den Personen Geld, um sie wieder los zu werden. Doch das spricht sich unter den Bettelnden schnell herum. Wenn ihnen hingegen jedes Mal die Haustüre vor der Nase zugemacht wird, spricht sich auch das herum, mit dem Effekt, dass die Bettler nicht mehr auftauchen. Im Zusammenhang mit Bettlern ist es auch schon zu Diebstählen und Trickbetrügereien gekommen.

Warum fallen die Menschen, allen Warnungen zum Trotz, immer wieder auf die Maschen von Betrügern herein?

Einmal, weil Betrüger trainiert sind, alte Menschen übers Ohr zu hauen. Und weil Senioren Mitgefühl haben, weil sie aus ihrer Biographie Hunger, Durst und Einsamkeit möglicherweise kennen. Man sollte Bettlern weder Geld, noch Wasser oder etwas zu Essen geben. Es ist vollkommen in Ordnung, in diesem Fall unfreundlich zu sein und die Haustüre zu schließen. Wer es nicht übers Herz bringt, kann maximal durch das Küchenfenster etwas zum Trinken oder Essen reichen, die Haustüre sollte er aber zulassen. Betrüger nutzen verschiedenste Vorwände, um ins Haus oder die Wohnung zu gelangen. Soweit sollten Sie es auf keinen Fall kommen lassen.

Zurück zu dubiosen Telefonanrufen. Wie soll ich damit umgehen?

Es gibt Senioren, die am Tag bis zu fünf Mal angerufen werden, sich am Telefon aber niemand meldet oder der Anrufer wieder auflegt. Und dann gibt es noch die Telefonanrufer, die vom großen Gewinn sprechen oder Betrüger, die unter einem Vorwand versuchen, an Bargeld zu kommen. Das Wichtigste ist, ein gutes Verhältnis zu den eigenen Kindern oder der Verwandtschaft zu haben. Ihnen sollten Senioren Telefonanrufe, bei denen sie unsicher waren, den Gesprächspartner nicht kannten oder bei denen es ums Geld ging, mitteilen. Die junge Generation weiß, wie mit solchen Situationen umzugehen ist. Im Zweifelsfall können sie auch die Polizei kontaktieren. Dafür sind wir da.

Wie sollten Senioren am Telefon reagieren?

Wenn sie das Gefühl haben, dass es sich um eine betrügerische Masche handelt, sollten sie unfreundlich werden oder auflegen. Ganz wichtig: Natürlich nie persönliche Daten preisgeben. Gerade Senioren haben Schwierigkeiten, ein Gespräch einfach zu beenden. Zum einen, weil sie zu Höflichkeit erzogen wurden, zum anderen, weil manche Senioren einsam sind und sich über Gespräche freuen. Sobald Sie merken, dass das Gespräch in Richtung Geld oder Wertsachen geht, beenden Sie es sofort.

Welche Vorkehrungen lassen sich treffen?

Täter suchen sich bei Telefonbetrügereien möglicherweise Anschlüsse mit Vornamen, die auf ältere Personen hinweisen. In diesem Fall würde ich Senioren empfehlen Vornamen und die Straße im Telefonbuch komplett weglassen oder nur den ersten Buchstaben des Vornamens zu veröffentlichen. So ist weder Alter noch Geschlecht aus dem Telefonbuch abzuleiten.

Der Mann ist Mitte 70 und holt sich mit der Bankkarte 400 Euro am Bankautomat. Doch als er die Bank verlässt, hat er zwar seine Karte, nicht aber das Geld dabei. Er hat vergessen, die Scheine aus dem Fach mitzunehmen. Mitgenommen hat sie ein Bankkunde, der hinter dem Senior stand und ihn zuvor beobachtete. Zur Polizei wollte der Mann partout nicht. Der Hartnäckigkeit seiner Frau ist es zu verdanken, dass die Polizei von der Sache erfuhr und über die Überwachungskamera den Dieb ausfindig machen konnte. Von alleine wäre der Mann nie zur Polizei. Er sagte: "Ich war ja selbst daran schuld."

Wenn aus Bettlern Einbrecher werden: Tipps der Polizei bei Betrugsmaschen

© NN-Infografik

Hat die Zahl der Betrugsfälle in den vergangenen Jahren zugenommen?

Genaue Statistiken hat das Polizeipräsidium. Ich habe aber das Gefühl, dass die Taten, die bei der Polizei auflaufen, nur die Spitze des Eisbergs sind.

Woran liegt das?

Wenn Senioren übers Ohr gehauen werden, haben sie eine unglaubliche Scham, das der Polizei oder Angehörigen mitzuteilen. Sie haben sich ja nicht richtig verhalten und wollen das nicht mit ihrem Alter in Verbindung bringen. Das will keiner der Senioren. Die Betrüger, insbesondere am Telefon, arbeiten in der Regel hochprofessionell und sind geschult darin, auf ihr Gegenüber in ihrem Sinne Einfluss zu nehmen.

Trifft das Schamgefühl nicht auch auf andere Taten und Personenkreise zu?

Ganz klar. Es gibt auch Männer, egal in welchem Alter, die nach dem Besuch einer Sexseite im Internet oder dem Öffnen eines dubiosen E-Mail-Anhangs eine Schadsoftware auf dem Computer haben, die diesen lahm legt.

Soll der PC wieder freigeschaltet werden, fordern die Betrüger eine gewisse Geldsumme an ein Konto zu überweisen. Ich glaube, dass viele Männer aus Scham nicht zu uns kommen. Die Betrüger lassen sich alle möglichen Tricks einfallen.

Wie können sich Bürger schützen?

Den größten Teil der Senioren erreichen wir in persönlichen Gesprächen. Ich versuche, möglichst alle vier Jahre, wiederholend, in den Gemeinden im Landkreis bei Seniorentreffen über die Betrugsmaschen aufzuklären und gebe Verhaltenstipps, habe Prospekte dabei und verweise auf die Internetseite www.pfiffigesenioren.de.

Auf dieser Seite können sich Senioren über die aktuellsten Betrugsmaschen informieren. Zu den Vorträgen laden mich meist Vereine ein. Das Motto solcher Veranstaltungen ist "Aus der Praxis für die Praxis" und lebt auch von den Fragen, die die Senioren stellen dürfen und auch fragen.

Wer Interesse hat, kann sich bei der Polizei Ebermannstadt melden unter der Telefonnummer (09194) 7388-0.

INFO: Die Polizei berät zu üblichen und aktuellen Betrugsmaschen auch im Internet auf der Seite: www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/

Interessierte können sich auch telefonisch bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle der Polizei Oberfranken in Bamberg beraten lassen, wie sie sich vor Verbrechen schützen können. Die kostenlose Beratung ist unter der Telefonnummer (0951) 9129 - 408 möglich.

1 Kommentar