Wenn drei Minuten ein paar Jahre dauern: Neues System der Feuerwehren

22.12.2020, 10:56 Uhr
Wenn drei Minuten ein paar Jahre dauern: Neues System der Feuerwehren

© Foto: Martin Regner

Doch fangen wir am Anfang der nicht ganz unkomplizierten Geschichte an: Im November 2016 gab es nachts um 0.57 Uhr einen Feueralarm im Adelsdorfer Ortsteil Lauf. Dazu fuhren nicht nur die Adelsdorfer Feuerwehr an den Einsatzort, sondern auch die Kameraden aus dem rund 13 Kilometer entfernten Höchstadt an der Aisch. Die Floriansjünger aus den näher am Einsatzort liegenden Dörfern Willersdorf (vier Kilometer) und Hallerndorf (sechs Kilometer) wurden hingegen nicht von ihrem Alarmpiepser geweckt.

Darüber beklagte sich damals der Hallerndorfer Kommandant Wolfgang Mönius: "Wir haben die Fahrzeuge und wir haben die Leute und wir wollen dann auch helfen, wenn es brennt." Der Grund dafür, warum die Höchstadter alarmiert wurden, die Hallerndorfer aber nicht, lag in den damaligen Alarmplänen und in der Tatsache, dass zwischen Adelsdorf und Hallerndorf die Gebietsgrenze zwischen zwei Integrierten Leitstellen (ILS) verläuft. Für Adelsdorf und den Landkreis Erlangen-Höchstadt ist die Leitstelle in Nürnberg zuständig, für Hallerndorf im Landkreis Forchheim die ILS in Bamberg.

Was hinter der Zeitverzögerung steckt

"Wenn wir einen Alarm von einem Landkreis an den anderen weitergeben, dann haben wir dadurch drei Minuten Zeitverzug drin", erklärte damals 2016 Matthias Rocca, Kreisbrandrat im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Denn ein aus der Nürnberger ILS gemeldeter Alarm müsse in Bamberg erst registriert und verarbeitet werden, was gewisse Zeit in Anspruch nehme, so Rocca. Deswegen seien in den Einsatz- und Alarmplänen für den Landkreis Erlangen-Höchstadt auf die Anfahrtszeit der Hallerndorfer Feuerwehr (genau wie bei allen Wehren aus dem Landkreis Forchheim) rein rechnerisch drei Minuten dazu geschlagen worden.

Und das wirkte sich in der Praxis gravierend aus: Durch den rechnerischen Zeitaufschlag bei der Alarmierung rückten aus Sicht der Leitstelle Nürnberg alle Orte jenseits der Landkreisgrenze fiktiv ein paar Kilometer weiter weg – zumindest mit Blick auf die Anfahrtszeit zum Einsatzort.

Nur noch eine Sache von Sekunden

Auf Nachfrage der NN gaben Rocca und der Forchheimer Kreisbrandrat Oliver Flake jetzt bekannt, dass in den Leitstellen Nürnberg und Bamberg im Dezember 2019 eine neue Einsatz- und Statusweiterleitungs-Software in Betrieb genommen wurde. Mit Inbetriebnahme dieser Funktion sei ein langgehegter Wunsch umgesetzt worden, damit die "Einsätze schneller und unkomplizierter weitergegeben werden können", so Flake weiter. Jetzt sei es möglich, Einsätze mit einem Zeitverzug von nur noch einzelnen Sekunden weiterzumelden.

Infolgedessen sei der Landkreis Erlangen-Höchstadt laut einer übereinstimmenden Auskunft von Rocca und Flake seit Mitte des Jahres 2020 gerade dabei, seine Alarmpläne sukzessive zu überarbeiten – und zwar ohne die drei Minuten rechnerischen Aufschlag für Feuerwehren aus dem Landkreis Forchheim. Würde es jetzt im Adelsdorfer Ortsteil Lauf größer brennen, wäre die Feuerwehr aus Hallerndorf nach Einschätzung von Rocca mit großer Wahrscheinlichkeit mit dabei.

Kreisbrandrat ist zufrieden

Das Fazit des Forchheimer Kreisbrandrats Flake: Die neue Alarmweitergabe "läuft jetzt und es läuft gut." Damit ist jetzt auch an der südwestlichen Grenze des Landkreises Forchheim ein Stand erreicht, den es in den anderen Bereichen der Landkreisgrenze schon länger gab. Etwa bei grenzüberschreitenden Alarmierungen im Nordosten durch die ILS Bayreuth habe das Drei-Minuten-Problem laut Flake schon vorher nicht bestanden.

Und was sagt der Hallerndorfer Kommandant Wolfgang Mönius dazu? "Wenn das in der Praxis jetzt so funktioniert, bin ich mit der Lösung zufrieden." Erfahrungen mit der neuen Alarmierung konnte Mönius allerdings noch nicht sammeln: Bis jetzt habe es seit der Umstellung noch keine Einsätze in Richtung Adelsdorf gegeben und "deswegen müssen wir erst schauen, wie das läuft."


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