Wenn in Willersdorf der Hund zum Manager-Coach wird

14.8.2019, 08:00 Uhr
Wenn in Willersdorf der Hund zum Manager-Coach wird

© Annika Falk-Claußen

Diese Punkte möchte die Willersdorferin in fränkische Unternehmen bringen. Melanie Ebert war 20 Jahre als Führungskraft im Vertrieb der Firma Kreul tätig und dabei weltweit unterwegs. „Im Ausland war es ganz anders, in Deutschland bleibt in Unternehmen oft die Herzlichkeit und Menschlichkeit auf der Strecke.“

Nach einigen Weiterbildungen, darunter die als tiergestützte Führungskräftetrainerin, hat sie sich vor zwei Jahren selbstständig gemacht und coacht jetzt – mit ihren Labrador-Co-Trainerinnen Mira und Maggy – Mitarbeiter und Führungskräfte. „Die Hunde sind dabei die Mitarbeiter, müssen von den Teilnehmern geführt werden.“

Anfangs sind manche Unternehmen skeptisch. „Sie können sich das einfach nicht vorstellen, haben vielleicht schon zig Führungskräfteseminare gemacht.“ Schnell merken die Teilnehmer aber, dass das emotionale Erleben und die wertfreie Reflexion der Hunde dabei helfen, schneller zu lernen. Mit den Vierbeinern knacke man auch den größten Skeptiker, so Melanie Ebert: „Selbst die Männer werden da weich.“

Die 42-Jährige arbeitet in Kleingruppen mit vier bis sechs Leuten, der Hund dient dabei als Art Analysetool. „Von den Hunden kann man lernen, mit ,Nein' klare Grenzen zu setzen, aber auch Vertrauen aufbauen, Empathie entwickeln“, so Ebert, der es um zielgerichtete Kommunikation, Persönlichkeit und Tiefgang geht. „Führung beginnt mit Selbstführung“, ist ihr Credo.

Die ehemalige Managerin möchte die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Firmen verändern, einen Kulturwandel herbeiführen. „Wer nur die Führungskräfte schulen will, ist bei mir falsch, ich will mit allen arbeiten und alle mitnehmen.“ Ziel der Coachings sei es, dass Führungskräfte „von Dompteuren zu Animateuren“ werden. Dafür seien ihre beiden Hunde, die genau wie die Mitarbeiter verschiedene Charaktere haben, besonders geeignet.

Der Hund ist nicht beleidigt

„Der Labrador ist immer gewillt, mit den Menschen zusammenzuarbeiten, deshalb passen sie super.“ Im Unterschied zu den Menschen bewerte der Hund nicht, beginne immer bei Null und sei nicht nachtragend. „Es gibt schon mal Teilnehmer, die den Hund hinter sich her zerren und einfach loslaufen“, so Ebert. Sie fragt dann, wie man hier besser vermitteln könne.
Unterstützend gibt es Theorie und Videoreflexion, bei der auf Körperhaltung und Wahrnehmung geachtet wird. Denn die Hunde reagieren auf kleinste Signale, auch wenn man das Ziel nicht vor Augen hat und mit den Gedanken abschweift. Genau das gilt es zu beobachten und sich selbst zu reflektieren.

Soeben hat Melanie für das Erzbistum Bamberg das Führungskräfte-Seminarprogramm des Bildungshauses Vierzehnheiligen für das Winterhalbjahr entwickelt. Sie hat noch viele neue Ideen. Den Schritt in die Selbstständigkeit hat sie nicht bereut: „Jetzt arbeite ich zwar manchmal viel mehr als vorher, weiß aber mehr, wofür ich das mache.“


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