Wie günstig wohnt es sich in den Stadtgärten in Ebermannstadt?

28.2.2020, 10:53 Uhr
Längst sollte es hier schon mit den Bauarbeiten für die „Stadtgärten Ebermannstadt“ auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Frömel losgehen.

© Athina Tsimplostefanaki Längst sollte es hier schon mit den Bauarbeiten für die „Stadtgärten Ebermannstadt“ auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Frömel losgehen.

Alles wird ein wenig anders als geplant auf dem 4500 Quadratmeter großen Gelände der ehemaligen Gärtnerei Frömel in Ebermannstadt. Und das bringt deutlich kritische Worte hervor.

Wo einst Blumen blühten, plant der Bauträger Alitus aus Erlangen schon seit Längerem den Bau von Wohnungen und Reihenhäusern. Aus den Häusern wird jedoch nichts. Das ist in der jüngsten Stadtratssitzung klar geworden. Warum das so ist, verrät Architekt Tim Gräßel vom gleichnamigen Architekturbüro aus Erlangen. Er begründete es mit einem "Markttrend". Und dieser besage, dass Reihenhäuser out, Wohnungen in sind. "Die Nachfrage besteht ausschließlich nach Geschosswohnungen", sagt Gräßel. Um aus den acht geplanten Familienhäusern Einheiten für Wohnungen zu machen, geht Gräßel nochmal über die Pläne.

Ein E-Auto für 100 Bewohner

Statt acht werden es fünf Einheiten werden, in denen jeweils zwei Wohnungen im Erdgeschoss und eine im Obergeschoss entstehen. Insgesamt werden aus geplant 23 Wohneinheiten 28. Dafür werden es weniger Stellplätze an der Oberfläche. In einer Tiefgarage ist bei zwei Parkdecks Platz für 26 Autos.

Um mit der Hanglage bautechnisch umzugehen, sind die fünf Gebäude in Treppenform angebracht. In den fünf Baukörpern werden ausschließlich Wohnungen untergebracht sein.

Um mit der Hanglage bautechnisch umzugehen, sind die fünf Gebäude in Treppenform angebracht. In den fünf Baukörpern werden ausschließlich Wohnungen untergebracht sein. © Gräßel Architekten

Ein begrüntes Garagendach soll als kleine Park- und Spielfläche für die Anwohner dienen. Daher wohl auch der Projektname "Stadtgärten Ebermannstadt". Die Wohnungen sollen rund 100 Bewohnern Platz bieten. Neben der Fünfer-Baureihe werden weitere drei Mehrfamilienhäuser entstehen.

Acht Stellplätze sind auf dem Gelände oberirdisch geplant und ein besonderer, der, so sagt es Stadtrat Erwin Horn (NLE), "Vorbildcharakter für Ebermannstadt und den gesamten Landkreis" haben könnte: An der Ecke Schulstraße entsteht auf dem Baugrundstück ein Parkplatz für ein einziges E-Auto, das sich die zukünftigen Bewohner teilen – Stichwort Carsharing. Mit dem Wohnungskauf beteiligt sich jeder Eigentümer automatisch am gemeinsamen Auto, dass sich über eine App buchen lässt – nicht für die Fahrt in den Urlaub oder den täglichen Weg in die Arbeit, aber beispielsweise für den Einkauf.

Die Begeisterung über das Car-Sharing-Modell konnte JB-Stadtrat Michael Hack nicht teilen. "Ist Ebermannstadt schon soweit für Car-Sharing?", fragte er und lieferte gleich seine Antwort: "Ich glaube nicht." Kritische Worte fand er auch für die generelle Planung des Wohngebietes. "Für mich hört sich das ganze langsam nach einer exklusiven Wohnlage an."

Von 3500 Euro pro Quadratmeter sei einmal die Rede gewesen, so Hack. Eine Aussage, die Manfred Kronas aus Gasseldorf sofort mit Vehemenz aus der Welt schaffen wollte. Kronas ist geschäftsführender Gesellschafter des Bauträger Alitus. "Ich habe noch nie eine Zahl bei diesem Vorhaben genannt und ich kann Ihnen auch zum heutigen Zeitpunkt keinen Preis nennen." Zuerst müsste das Vorhaben genehmigt und in der Folge Handwerker beauftragt werden, erst dann könne er Preise nennen. "Die genannte Zahl kommt definitiv nicht von der Firma Alitus", machte Kronas deutlich.

Wohnungen nur für großes Geld?

Stadtrat Hack brachte den sozialen Wohnungsbau ins Spiel. Dieser würde bei dem Projekt nicht betrachtet. Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) versuchte an dieser Stelle, die Hintergründe aufzuklären. Die Stadt habe nur einen begrenzten Einfluss auf den Investor. Das Grundstück sei von einem Privatmann privat veräußert worden. Sich in die Preisgestaltung der Wohnungen einzumischen, "übersteigt selbstverständlich unsere Kompetenzen", so Meyer.

"Die Stadt hat an dieser Stelle einen Wohnungsbau favorisiert", erinnerte sie an die einstimmige Abstimmung im Stadtrat im Oktober 2018. Nur allein aus dem Grund, dass sich das Grundstück in einem städtebaulichen Sanierungsgebiet befinde, habe die Stadt überhaupt auf den Investor mit einer Bauverpflichtung einwirken können. Diese besagt, dass der Investor innerhalb von fünf Jahren mit dem Bau beginnen muss. Damit wolle die Stadt grüne Wiesen verhindern, so Meyer.

Stadtrat Horn äußerte seinen Unmut über die von seinem Kollegen Hack aufgebrachte Diskussion. "Dass Leute das Vorhaben jetzt grundsätzlich in Frage stellen, finde ich nicht gut." Horn begrüßte, dass nun fünf Wohnungen mehr als ursprünglich geplant gebaut werden. Ebermannstadt habe den Geschosswohnungsbau dringend notwendig. Das Stichwort "sozialer Wohnungsbau" kommt allerdings nicht von ungefähr. Das Areal ist bereits im Rahmen des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (Isek) von Bürgern in den Blick genommen worden. Im Isek-Bericht von 2016 heißt es, dass der soziale Wohnungsbau berücksichtigt werden solle.

"Da schwillt einem der Kamm"

Kronas war es ein Anliegen, mit weiteren Gerüchten aufzuräumen: es seien noch keine Wohnungen reserviert und auch noch keine Verkaufsgespräche geführt worden. "Wir müssen zuerst planungsrechtliche Dinge aus der Welt schafften", sagte er mit Blick auf die Vorgaben des Landratsamtes, das dem Projekt "einen Strich durch die Rechnung gemacht" habe. Die geforderte Änderung des Bebauungsplanes "kostet Zeit, Nerven und Geld". In die gleiche Kerbe schlug auch NLE-Stadtrat Christian Kiehr und kritisierte, dass einem lokalen Investor wegen ein paar Zentimetern Höhenunterschied im Vergleich zum ersten Plan "Prügel zwischen die Beine" geworfen würden. "Da schwillt einem der Kamm."

Für Beruhigung könnte die Entscheidung des Stadtrates sorgen: Einstimmig fiel das Votum für die Änderung des Bebauungsplanes aus. Bürgermeisterin Meyer sprach für Stadt und Investor ihre Hoffnung aus: "Wir hoffen, dass es im Herbst losgehen kann." Im September 2017 hatte der Bauträger noch mit einem Baubeginn im Sommer 2018 geplant.