Wie könnte Forchheims Innenstadt zum Einkaufen attraktiver werden?

10.4.2021, 06:03 Uhr
In der Forchheimer Hauptstraße bummeln einige durch die Fußgängerzone. Wo die Stadt noch mehr Potenzial ausschöpfen könnte, verraten die Vorsitzenden der Händlervereinigung HeimForteil im Interview.

© Stefan Hippel In der Forchheimer Hauptstraße bummeln einige durch die Fußgängerzone. Wo die Stadt noch mehr Potenzial ausschöpfen könnte, verraten die Vorsitzenden der Händlervereinigung HeimForteil im Interview.

Die Stimmung muss passen. Eine Altstadt wie Forchheim kann die passende Atmosphäre dazu liefern. Doch ist die gut genug und ist sie nicht auch in Gefahr? Ein Gespräch mit den Vorsitzenden der Händlervereinigung HeimForteil.

Wie könnte Forchheims Innenstadt zum Einkaufen attraktiver werden?

© Foto: Ralf Rödel

Wo muss Forchheims Innenstadt schöner werden?

Petra Dietzel: Es ist überall Luft nach oben. Wir haben zwar eine wunderschöne Stadt, es ist aber auch unsere Aufgabe als HeimForteil, dass wir sie schöner machen als sie eh schon ist. Es braucht mehr Grün, mehr Aufenthaltsqualität, mehr Licht.

Was soll sich an welchen Ecken konkret verändern?

Petra Dietzel: Der Markt-, Parade- oder Rathausplatz könnte grüner, ansprechender, besser beleuchtet werden. Wir brauchen für die gesamte Innenstadt ein Lichtkonzept für die Nacht. (Die Stadt hat ein Konzept im Dezember 2019 verabschiedet und will es schrittweise umsetzen; Anm. d. Red.) Nicht nur aus Sicherheitsaspekten. Fassaden könnten künstlerisch mit Licht hervorgehoben werden. Auch haben wir einen wunderschönen Stadtpark, der für Veranstaltungen noch besser genutzt werden könnte. Die einzelnen Grünflächen müssen noch mehr eingebunden werden.

Manfred Schade: Dazu gehört eben auch mehr Grün in der Stadt. Man muss gerne durch die Stadt gehen, am Tag wie auch in der Nacht. Dann wird auch mehr geguckt und mehr Handel betrieben.

Was sind Ihre Lieblingsecken?

Petra Dietzel: Die Apothekenstraße. Sie ist die perfekte Straße. Übersichtlich, mit kleinen, individuellen Läden und dank der Gastronomie mit viel Flair. Dort ist Eigeninitiative vorhanden bei den Händlern. Die verschiedenen Branchen vernetzen sich miteinander.

Yvonne Brandner: Das Krottental. Da passiert zwar nicht viel, aber dort gibt es einen fränkisch-morbiden Kern, der zu der Stadt gehört. Ich mag auch den Marktplatz, der hätte aber mehr Potenzial, wenn der Verkehr mal draußen bliebe.

Petra Dietzel: Im letzten Jahr hat der Stadtstrand gezeigt, was dort möglich ist.

Wie könnte Forchheims Innenstadt zum Einkaufen attraktiver werden?

© Foto: Ralf Rödel

Was unterscheidet den Einkaufsbummel in der Altstadt Forchheims von anderen Städten?

Yvonne Brandner: Dass wir noch viele inhabergeführte Geschäfte haben, die ihre Stammkunden gut kennen und so gezielter beraten und agieren können. Zielgerichtet können dem Kunden Hose, Buch, Brille oder Teppich angeboten werden, weil man sich kennt. Das spiegelt auch eine gewisse Heimeligkeit wider, wenn der Kunde mit Namen angesprochen wird. Und wenn man den Laden verlässt, trifft man auf der Straße zufällig Bekannte. Alles lässt sich fußläufig erreichen. Das macht eine Kleinstadt aus.

Petra Dietzel: Erlangen hat auch schöne Plätze. Die Innenstadt dort ist aber zerpflückter, mit den Arcaden auf der einen und individuellen Läden auf der anderen Seite.

An Altstädten lieben die Menschen schmale Gässchen, kleine Lädchen. Wie bedroht ist diese Struktur durch das große Gewerbe an den Stadträndern?

Manfred Schade: Es muss auch dort Handel geben. Die Diskussion um die Ansiedlung von Globus vor 25 Jahren war überflüssig. Es musste ihn geben, weil es so etwas bis dato damals nicht gab. Wenn ich mir außerhalb gegenüber der Innenstadt Konkurrenz schaffe, mache ich mich tot. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt. Es muss klar darauf geachtet werden, welche Branchen es bereits in der Innenstadt gibt. Diese dürfen sich dann nicht am Rand ansiedeln. Die Stadt hatte in den vergangenen Jahren aber verschlafen, das Nutzungskonzept für die großen Gewerbegebiete zu verändern, damit das eben nicht passiert.

Petra Dietzel: Bei vielen Leuten findet ein Umdenken statt. Sie sehen das Einkaufen als Erlebnis. Die Leute wissen es wieder mehr zu schätzen, in der Stadt bummeln zu gehen.

Wir müssen auch über Corona sprechen: Wie wird die Innenstadt Forchheim nach Ende der Pandemie aussehen?

Petra Dietzel: Die Stadt wird sich verändert haben. Es kann sein, dass es manchen Laden nicht mehr geben wird. Die Prognosen des Handelsverbands sind dramatisch.

Wie dramatisch ist die Situation in Forchheim?

sBlaue Stäffala heißt die Buchhandlung, Manfred Schade zusammen mit seiner Frau Heike in der Wiesentstraße betreibt. Er war FGL-Stadtrat von 2004 bis 2008.

sBlaue Stäffala heißt die Buchhandlung, Manfred Schade zusammen mit seiner Frau Heike in der Wiesentstraße betreibt. Er war FGL-Stadtrat von 2004 bis 2008. © Edgar Pfrogner

Petra Dietzel: Das ist total branchenabhängig. Manche würden sich schon sehr freuen, wenn sie wieder mit Terminvergabe an Kunden ihr Geschäft betreiben könnten. Im Bekleidungshandel ist es sehr schwierig. Es kann sein, dass der ein oder andere nicht überlebt. Es gibt aber auch Branchengewinner.

Das Citymanagement ist von Stadträten kritisiert worden, in der Krise die falschen Akzente zu setzen, zu viel in die Planung von Events statt der Entwicklung einer digitalen Einkaufsstadt zu investieren.

Petra Dietzel: Das ist keine gerechtfertigte Kritik. Dieser Prozess braucht Zeit. Sehr viele Händler sind jetzt digital unterwegs, da ist in Zusammenarbeit mit dem Citymanagement sehr viel passiert. Vorher hatten viele nicht viel mehr als eine Visitenkarte im Internet. Kanäle wie Instagram sind für manche zum einzigen Mittel geworden, um Kunden ihre Waren zu präsentieren. Corona hat diesen Prozess beschleunigt. Es gilt, am Ball zu bleiben.

Gilt das nicht auch gerade für die Öffnungszeiten? Die Menschen sind doch dann in Kauflaune, wenn sie in Ruhe auch noch am Samstagnachmittag durch die Stadt schlendern können und nicht unter Zeitnot stehen, weil der Wocheneinkauf auch noch ansteht. Und nach dem Stadtbummel am Nachmittag geht es abends zu Kulturveranstaltungen im Rathaus, in der Kaiserpfalz oder nach einem Abendessen in der Stadt weiter mit einem Spaziergang im Stadtpark. In einer solchen Atmosphäre gebe ich Geld doch lockerer aus.

Yvonne Brandner: Gemeinsame Kernöffnungszeiten sind keine schlechte Idee. Sie müssen aber verlässlich umgesetzt werden. Es wird den inhabergeführten Geschäften aber nicht möglich sein, mit den Öffnungszeiten im Außenbereich mitzuhalten.

Manfred Schade: Man könnte sich darauf einigen, beispielsweise montags geschlossen, dafür am Samstag bis in den Abend offen zu haben. Das ließe sich mit Kultur oder Veranstaltungen in der Stadt am Samstagabend gut verbinden.

Yvonne Brandner: Dass das funktioniert, zeigen auch die guten Umsätze im Handel im Juli an den Annafestsamstagen. Die Touristen haben Zeit und können in Ruhe shoppen gehen.

Petra Dietzel: Wir können nicht, was das Internet kann: Rund um die Uhr erreichbar zu sein. Dafür sind wir persönlich und mit Beratung da. Das funktioniert nicht rund um die Uhr. Wir müssen daran arbeiten, wieder lange Einkaufssamstage zu veranstalten. Das würde uns auch die leidige Diskussion mit verkaufsoffenen Sonntagen ersparen.

Wenn Sie Forchheim so umgestalten könnten, wie Sie möchten – wie sähe die Stadt aus?

Petra Dietzel: Dann gäbe es kleine individuelle Läden, abwechslungsreiche Gastronomie, schöne Aufenthaltsflächen mit Sitzgruppen und schattige Plätze in der Innenstadt. Mehr Grün als Asphalt, eine gute Beschilderung – analog wie digital – und interessante Bauwerke, mit Licht inszeniert als Blickfänger.

Manfred Schade: Und es gäbe mehr Spielorte für Kultur. Im Stadtpark oder im ehemaligen Krankenhausgarten.

Yvonne Brandner: Und weniger Autos in der Innenstadt.

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