Wie soll das Forchheimer Rathaus künftig bespielt werden?

12.2.2021, 07:00 Uhr
Forchheims derzeit (und in den nächsten Jahren) markanteste Großbaustelle: Das historische Rathaus wird für über 22 Millionen Euro komplett saniert und umgebaut zum "Haus der Begegnung".

© Anestis Aslanidis Forchheims derzeit (und in den nächsten Jahren) markanteste Großbaustelle: Das historische Rathaus wird für über 22 Millionen Euro komplett saniert und umgebaut zum "Haus der Begegnung".

Das wollte Stadträtin Anita Kern (SPD) in der jüngsten Sitzung des „Rathaussanierungs-Ausschusses“ (RSA) wissen. Beantworten konnte Prechtel die Frage aber nicht. 

„Es gibt immer noch keinen gesellschaftlichen, kulturellen und auch politischen Grundkonsens“, so Prechtel über das künftige Nutzungs- beziehungsweise Veranstaltungskonzept. Immerhin so viel: Ein wertvoller Flügel, der momentan in der Kaiserpfalz steht, soll in den Rathaussaal im zweiten Stock kommen, der mit seinem fränkischen Parkett der Ort für größere (klassische) Konzerte, Theateraufführungen, Seminare oder Stadtratssitzungen sein wird. 

Kern aber hakte weiter nach – und wurde angriffslustiger: Schon im Oktober 2020 habe man Prechtel den Auftrag für ein Konzept erteilt. „Die einzige Auskunft heute war ja, dass ein Flügel ins Rathaus kommt. Das ist ein bisschen wenig“, meinte Kern. Ob sie, Prechtel, denn zwischenzeitlich keine Möglichkeit hatte, mit den Kulturschaffenden zu sprechen?

Die Bürgermeisterin betonte, dass zunächst einmal das neue Kulturamt zu Jahresbeginn 2021 seine Arbeit aufgenommen habe. „Und was coronabedingt leider noch nicht stattfinden konnte, ist der ,Runde Tisch Kultur‘, den wir gerne machen würden“, so Prechtel. „Natürlich stehen wir immer wieder im Austausch mit den Kulturschaffenden, aber eben nicht in der großen Runde. Da warten wir dringend darauf.“ 

Das seien „aber alles keine neuen Erkenntnisse“, entgegnete Kern, und treffen könne man sich ja auch online. Hier sprang OB Uwe Kirschstein (SPD) ein: „In größerer Runde werden Video-Konfernzen schnell unübersichtlich“. 

Auch Thomas Werner (CSU) nahm Prechtel in Schutz: Er sei „erstaunt von der Schärfe, die die Kollegin Kern in die Diskussion bringt“ – und fügte mit Blick auf Kirschstein hinzu: „Frau Kern, vergessen Sie nicht, warum die Frau Bürgermeisterin diese Aufgabe übertragen bekommen hat.“ Letztlich, meinte Werner, sei aus dem einst angedachten „Runden Tisch Kultur“ unter Federführung des Oberbürgermeisters „nichts herausgekommen“. Werner: „Wir warten also nicht erst seit vier Monaten, sondern über ein Jahr lang. Diese Verzögerung hat nicht Frau Prechtel zu verantworten, sondern zum Großteil der Oberbürgermeister.“

Und wenn schon nicht in den Rathaushallen, wurde jetzt zumindest im RSA die Tonlage härter. Hatte Stephan Fabi vom beauftragten Architekturbüro den Stadträten zuvor noch einmal die räumliche Aufteilung und das Fassungsvermögen des Hauses der Begegnung dargelegt, fragte sich nun Sebastian Körber (FDP): „Wurde in der Planung nicht berücksichtigt, dass es keinen Platz für ein Stuhllager gibt? Denn unter anderem soll der große Rathaussaal mit Bestuhlung bis zu 280 Besucher fassen können; direkt nebenan im Magistratsbau ist, ebenfalls im zweiten Obergeschoss, ein Veranstaltungsraum mit Stühlen für bis zu 100 Personen vorgesehen.

Körber: „Wo bringen wir die unter, wenn wir beispielsweise eine Kunst-Ausstellung haben? Wie soll man dieses Problem lösen?“  Fabi antwortete, dass seine Planer den Stadtrat im Rahmen der Diskussion über das Sichtbarmachen der archäologischen Funde durch die (inzwischen beschlossene) Boden-Glasplatte im Erdgeschoss darauf aufmerksam gemacht hätten, „dass Sie sich damit den letzten Raum für Lagermöglichkeiten verbauen, den das Haus noch bietet“.

Das habe der Stadtrat „wissentlich und sehenden Auges“ so entschieden, sagte der Architekt. „Ich habe damals dagegen gestimmt“, erwiderte Körber – woraufhin der OB konterte: „Trotzdem ist es so, dass wir mehrheitlich eine Entscheidung getroffen haben, die uns weiterbringen soll. Und das Ergebnis ist, dass die Stühle dann eben in einen anderen Raum gebracht werden.“

Ob das nun die Lösung sei, wollte Körber wiederum wissen – woraufhin Kirschstein laut wurde: „Jetzt zum dritten Mal, Herr Körber: Die Stühle stehen in einem anderem Raum! Das ist die Lösung.“ Prechtel ergänzte, dass die Wege im Rathaus dafür auch kurz genug seien. Und schließlich kehrte wieder Ruhe ein – denn die Sitzung war zu Ende.

PHILIPP ROTHENBACHER

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