Wie Spargelbauern im Kreis Forchheim der Krise trotzen wollen

10.4.2020, 09:00 Uhr
Beim Spargelhof Kupfer in Hausen können bereits täglich kleinere Mengen Spargel geerntet werden. Dieser wird anschließend im Hofladen im Pilatushof verkauft.

© Ralf Rödel Beim Spargelhof Kupfer in Hausen können bereits täglich kleinere Mengen Spargel geerntet werden. Dieser wird anschließend im Hofladen im Pilatushof verkauft.

Denn eine weitaus größere Schwierigkeit als das Wetter stellt dieses Jahr der Mangel an Saisonarbeitern dar. Diese können aufgrund der Corona-Pandemie nicht, oder nur unter strengen Auflagen nach Deutschland einreisen.

Der Spargelhof Kupfer aus Hausen hat normalerweise Erntehelfer aus Polen. Diese per Flugzeug einreisen zu lassen, sei ihnen als kleinerer Betrieb nicht möglich, so Kathrin Güthlein, geborene Kupfer. Über die Idee, Asylbewerber als Erntehelfer anzuwerben, habe man sich keine Gedanken gemacht.

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Der Familienbetrieb behilft sich stattdessen mit Erntehelfern aus der Region. Dazu gehören zum einen die Mitarbeiter des Pilatushofs, einer Verbindung aus Hofladen und Gastronomiebetrieb der Familie, zum anderen Studenten und Kurzarbeiter, die sich freiwillig gemeldet haben. „Im Moment ist jeder, der helfen kann auf dem Feld“, sagt Güthlein. Die Arbeiter könnten bereits täglich kleinere Mengen ernten. Trotz der Unterstützung wird der Betrieb aber vermutlich weniger Ernte einfahren können als in anderen Jahren. Dazu kommt, dass Einnahmen durch die Belieferung von Gastronomien in Bamberg und Bayreuth dieses Jahr wegfallen. Der Spargelverkauf läuft im Moment über den Hofladen der Familie.

Im Betrieb von Landwirtschaftsmeister Sigfried Zenk in Hausen hat die Spargelernte dieses Jahr noch nicht begonnen, aber: „Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass es an Ostern Spargel geben wird“, sagt Zenk. Auch bei ihm haben sich einige Leute freiwillig gemeldet. Das Ganze ist aber mit einer Schwierigkeit verbunden: „Die Leute haben großteils nur ein paar Stunden am Tag Zeit. Ich brauche aber für die Ernte Helfer, die den ganzen Tag arbeiten können, damit ich meine Zusagen an die Kunden einhalten kann.“ Sein Betrieb habe viele Stammkunden, die dem Betrieb seit Jahren treu sind. Diese wolle man nicht enttäuschen, so Zenk. Immerhin machen diese Stammkunden für ihn 90 bis 95 Prozent des Umsatzes aus.

Die strengen Vorgaben, die mit dem Einfliegen von Erntehelfern verbunden wären, sind laut Zenk für einen Familienbetrieb kaum zu erfüllen. Die Erntehelfer müssten während ihrer Zeit in Deutschland in einer Art Quarantäne leben und dürften den Hof nur zum Arbeiten verlassen. Außerdem dürften die Zimmer der Arbeitskräfte höchstens halb besetzt werden, damit die Erntehelfer Distanz wahren können.

Der Bayerische Bauernverband informiert auf seiner Webseite über die Regelungen zur Einreise von Saisonkräften, die von Landwirtschafts- und Innenministerium festgelegt wurden. Die Einreise von insgesamt 80.000 Erntehelfern (40.000 pro Monat), auf die sich die Ministerien geeinigt haben, bezeichnet Zenk als „Tropfen auf dem heißen Stein“. Jährlich arbeiten normalerweise bis zu 300 000 Saisonarbeiter aus dem Ausland in der deutschen Landwirtschaft.

Der Vorschlag, Asylbewerber als Saisonkräfte einzusetzen, könnte laut Zenk vielleicht eine Möglichkeit sein. Was genau dieses Jahr für seinen Betrieb machbar ist, würde sich noch herauskristallisieren. Auch die Möglichkeit, nicht alles zu ernten, müsse in Betracht gezogen werden. Neben der Ernte muss auch die Aussetzung der Jungpflanzen demnächst anlaufen. Im Gegensatz zu den Topfpflanzen, die bis Mitte Juni gepflanzt werden können, müssen die in der freien Natur angezogenen Setzlinge jetzt ausgepflanzt werden.

„Wir machen, was geht,“ sagt Zenk. Der kommenden Saison blicke er trotz der Schwierigkeiten mit „Euphorie“ entgegen.

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