Wildes Farbenspiel im warmen Sonnenlicht

5.8.2013, 17:27 Uhr
Wildes Farbenspiel im warmen Sonnenlicht

© Udo Güldner

„Ich wurde gleichsam mit Farbe getauft.“ Studiert hat Gisela Luschner-Schiller die Malerei nicht. Vielmehr hat sie als Tochter des bekannten Nürnberger Künstlers Hermann Luschner (89) die Kunst von klein auf kennen und lieben gelernt. Seit 35 Jahren widmet sich die 53-jährige Künstlerin nun dem Studium der genauen Beobachtung und dessen kreativer Umsetzung.

„Mein Beruf als Bürokauffrau bei der Quelle in Fürth war einfach zu langweilig.“ Von ihrer düsteren Phase zu Beginn möchte Gisela Luschner-Schiller inzwischen nicht mehr so gerne sprechen. „Erst van Gogh und die französischen Impressionisten haben mir die Augen geöffnet. Nicht zu vergessen Emil Nolde, dessen Aquarelle mich bis heute begeistern.“ Gisela Luschner-Schiller bezeichnet sich selbst als „künstlerischen Vulkan“ und entsprechend lebendig sehen ihre Arbeiten auch aus.

Ein wildes, doch nicht chaotisches Spiel der Farben unter-, über- und miteinander hebt an und verzaubert den Betrachter nicht nur in ihren einzigartigen Küchenszenen, die so noch kein Künstler gemalt hat. „Man muss nur lange genug im Topf herumrühren und dann den Mut haben, die kräftigen Farben auch mit viel Wasser aufs Papier fließen zu lassen.“

Ihr „Sommerglück“ vereint farbenfrohe Szenen, in denen nicht der Mensch im Mittelpunkt steht, sondern die Natur. „Als Maler ist man mit dem Pinsel ja oft alleine. Vielleicht findet man deshalb so wenige Personen.“ Seien es Blicke in den Garten eines alten ungarischen Bauernhofs am kleinen Balaton, der Gisela Luschner-Schiller seit einigen Jahren als Sommeratelier und Refugium vor dem Alltagsstress dient. Seien es Blicke vom bretonischen Lande hinaus auf das Meer, das von Leuchttürmen gesäumt ist. Seien es Stillleben, die an Henri Matisse erinnern, und die trotz ihrer Gegenständlichkeit eine verzerrte Perspektive verraten. Oder die wie Picassos Vorbilder den Wunsch verraten, das Dargestellte durch die Macht der Kunst festhalten, sich zu Eigen machen zu wollen.

„Ich will die Sonne spüren, und dieses Gefühl auch beim Betrachter wecken.“ Aquarelle entstehen direkt vor Ort, um den Moment einzufangen, das Licht zu bannen, während Ölbilder im Atelier wachsen. „Bei über 30 Grad Hitze können sie nicht draußen malen. Da bleiben die Fliegen im Öl hängen.“ Nicht ohne Grund nehmen die Zypressen in der prallen Sonne die Form blutroter Brandfackeln an. Mitunter wirken einige Szenen, nicht nur das programmatische „Findet Nemo“, comichaft, dann wieder überraschen Aquarelle, in denen der einsetzende Regen seine Spuren hinterlassen hat.

Abstraktes Selbstbildnis

Und wer ganz genau hinsieht, der entdeckt vielleicht auch das einzige Selbstbildnis Gisela Luschner-Schillers. Natürlich nicht naturalistisch als Person, sondern kubistisch-abstrakt als Haus. Überall zeigt sich, „dass Kunst etwas Lebendiges“ ist. Dabei vermag Gisela Luschner-Schiller sich ihres Motivs aus der Erinnerung heraus zwar exakt, aber auch künstlerisch verfremdet zu erinnern. „Es könnte so gewesen sein. Aber es war nicht so. Aber vielleicht doch?“

Mit expressionistischer Hand lässt sie der Abstraktion mitunter freien Lauf, spielerisch finden kubistische Elemente ihren Weg in die Komposition und zitiert dabei ganz beiläufig die Kunstgeschichte der letzten 200 Jahre. In ihren frechen und experimentellen Arrangements sieht es auch manchmal so aus, als ob ein Hai durch die Luft fliege. Aber vielleicht sieht das auch nur so aus...

Die Ausstellung in den Rathaushallen Forchheim ist bis 18. August zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 11 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 13 Uhr.

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