Woher kommt eigentlich der Name von Heiligenstadt?

27.3.2021, 12:02 Uhr
Mit Heiligen hat der Name von Heiligenstadt wahrscheinlich gar nichts zu tun, dafür aber wahrscheinlich sehr viel mit dem Pfarrberg. 

© Eduard Weigert Mit Heiligen hat der Name von Heiligenstadt wahrscheinlich gar nichts zu tun, dafür aber wahrscheinlich sehr viel mit dem Pfarrberg. 

Ein Blick in die Gemeindechronik von Dieter Zöberlein hilft bei des Rätsels Lösung weiter: "Die Schreibweise entstand im Laufe der Zeit aus der alten Bezeichnung Haldenstatt. Das könnte Stätte an der Halde, dem Abhang (Pfarrberg) bedeuten." Eine andere Möglichkeit könnte laut Zöberlein auch die Namensgebung durch die bei der Erzaufbereitung anfallenden Halden sein. Die Endung "-stadt" würde dann auf eine thüringische Ansiedlung im 8. oder 9. Jahrhundert hinweisen, erklärt Zöberlein.

Die Lösung eines anderen Rätsels ist da wesentlich einfacher. In der Marktgemeinde stößt man zwangsläufig irgendwann auf die Schnecken. Die Kita heißt Schneckenhaus, der Fränkische Schweiz Verein zieht bei Umzügen eine überdimensionale Schnecke hinter sich her und der Fastnachtsverein nennt sich "Die heiligen Stadtschnecken".

Die allgegenwärtige Schneckenpräsenz im Ort basiert aber nicht auf einer speziellen kulinarischen Vorliebe der Heiligenstädter. Deren Gaumenfreunden orientieren sich eher an Schäuferla, Schweinebraten oder Karpfen als an französischen Schnecken-Küchenvariationen.

Vielmehr wurden die Kriechtiere, die in der Umgebung eine hohe Population aufweisen, eifrig eingesammelt und gegen Bezahlung beim Kräuterhändler "Geist" abgegeben. Dieser exportierte die Tiere dann, bevorzugt nach Frankreich, wo sie sich auf den Speisekarten der Gastronomie wiederfanden. Der Sohn des Kräuterhändlers, Georg Geist, erinnert sich noch gut an diese Zeiten: "Die Schnecken wurden bei uns hinter dem Haus in großen Gitterbehältnissen gesammelt und dann in Kisten abtransportiert, manchmal sogar in einem ganzen Eisenbahnwagon."

Dieser Brauch hatte bis in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts Bestand. Auch der ehemalige Bürgermeister Helmut Krämer kann sich noch erinnern, "wie ich als Bub Schnecken eingesammelt habe, um mein Taschengeld aufzubessern".

3 Kommentare